Ritualtheorien und Religionstypologien

Graduiertenschule setzt interdisziplinäres Promotionsprogramm fort

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Neue Seminare der Graduiertenschule

Die Graduiertenschule des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ setzt im Sommersemester das interdisziplinäre Promotionsprogramm für 44 Promovenden fort. In Vertiefungsseminaren unter Leitung der Mentorinnen und Mentoren der Graduiertenschule befassen sie sich, parallel zur individuellen Promotionsarbeit, mit Ritualtheorien, mit einer Religionstypologie des Freiburger Soziologen Wolfgang Eßbach und mit dem Spätwerk des französischen Philosophen und Historikers Michel Foucault (1926-1984). Ziel des Promotionsprogramms ist es, die Doktorandinnen und Doktoranden in den Traditionen und Erfordernissen ihrer eigenen Forschungsdisziplin zu schulen und zugleich den Blick über die Fächer- und Fachbereichsgrenzen hinaus zu weiten.

Im Mittelpunkt des Vertiefungsseminars unter der Leitung des Historikers PD Dr. Klaus Große Kracht steht das Spätwerk des Philosophen und Historikers Foucault. Der „späte Foucault“ rücke erst seit kurzem in den Mittelpunkt des Interesses, so der Wissenschaftler. „Insbesondere für die interdisziplinäre Erforschung des Zusammenhangs von Religion und Politik bilden dessen späte Konzepte und Ansätze, etwa Begriffe wie ‚Pastoralmacht‘ und ‚Gouvernementalität‘, vielversprechende Anregungen.“ In dem Vertiefungsseminar soll es darum gehen, sich anhand von Originaltexten Foucaults mit dieser Begrifflichkeit vertraut zu machen und gemeinsam zu prüfen, inwiefern sie sich in der konkreten kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung umsetzen lässt.

Mit Ritualtheorien und den Religionen beschäftigen sich die Nachwuchswissenschaftler des Forschungsverbunds in einem Kurs unter der Leitung des evangelischen Theologen Prof. Dr. Rüdiger Schmitt. Er bietet eine Einführung in die zentralen Problemkreise der Ritualtheorie, zu denen beispielsweise Opfer, Magie und Religion sowie die Performanztheorie zählen. Dazu werden zentrale Texte und Forschungsansätze aus Religionswissenschaften und den mit der Antike befassten Einzeldisziplinen gelesen und diskutiert. Das Oberseminar richtet sich primär an die Doktorandinnen und Doktoranden der Graduiertenschule des Exzellenzclusters sowie an Studierende des WWU-Masterprogramms „Antike Kulturen des östlichen Mittelmeerraums“ (AKOEM).

In einem Lektürekurs der Religionssoziologin Prof. Dr. Christel Gärtner geht es um den 2014 erschienenen ersten Band der Reihe „Religionssoziologie“ des Freiburger Soziologen Prof. Dr. Wolfgang Eßbach zum Thema „Glaubenskrieg und Revolution als Wiege neuer Religionen“. In seinem religionssoziologischen Werk gehe Eßbach das Thema der „Wiederkehr der Religion“ historisch an, so Prof. Gärtner. „Dabei folgt er nicht dem bekannten Narrativ, dass die europäische Religionsentwicklung zwischen der Bipolarität ‚Christentum und Säkularismus‘ stattgefunden hat, sondern nimmt die ‚Mehrfaltigkeit‘ der Entwicklung ‚zwischen christlichen Konfessionen und religiöser Indifferenz‘ in den Blick.“ Der Autor geht demnach von der Annahme aus, dass Religionsdiskurse eine Reaktion auf vordringliche Zeiterfahrungen wie die Glaubenskriege oder die Revolutionen und die darin enthalten Probleme darstellten, in denen Religion jeweils neu – als Lösung oder Problem – verhandelt werde. Dabei entwirft er eine europäische Religionstypologie, die aus der Geschichte heraus die Wandlungen und Verschiebungen von Religionsdiskursen und ihren Begriffen beobachtet. (exc/bhe/vvm)