Forschungen über Religionspluralismus in China

Religionswissenschaftler und Theologe Schmidt-Leukel kooperiert mit chinesischen Forschungsinstituten

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Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel und Prof. Rita Gross beim interreligiösen Dialog im buddhistischen Longquan Kloster

Der Religionswissenschaftler und Theologe Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel vom Exzellenzcluster hat seine Forschungen über religionspluralistische Ansätze in China fortgesetzt. Die multireligiöse Gesellschaft des Landes stehe vor der zentralen Frage, wie sie mit der großen religiösen Vielfalt umgehen wolle, erläutert Prof. Schmidt-Leukel nach Rückkehr von seiner Forschungsreise. Als Gast des „Institute of Christianity and Cross-Cultural Studies“ der Zhejiang University in Hangzhou, mit dem sein Cluster-Projekt C2-16 Interreligiöse Theologie eng kooperiert, hielt er vier Vorlesungen über religionspluralistische Ansätze in Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus. Am „Institute of Comparative Scripture and Inter-Religious Dialogue“ der Minzu University in Peking diskutierte der Wissenschaftler im Rahmen eines internationalen Symposiums mit Fachkollegen über sein Projekt eines christlichen Kommentars zum einflussreichen buddhistischen Text „Bodhicaryāvatāra“ aus dem 7. und 8. Jahrhundert. Die Praxis transreligiöser Schriftkommentare hat nach den Worten des Wissenschaftlers in China eine lange Tradition.

„Beide Thematiken besitzen in China religionspolitische Bedeutung“, so Prof. Schmidt-Leukel. Nach zahlreichen Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen den Religionen Chinas im ersten nachchristlichen Jahrtausend habe sich im zweiten Millennium die Vorstellung von einer „Harmonie der drei Lehren“ Konfuzianismus, Daoismus und Buddhismus durchgesetzt. „Es ist eine Schlüsselfrage in der multireligiösen Gesellschaft des heutigen Chinas, ob – und wenn ja, wie – die großen Religionen zu einer positiven Bewertung religiöser Vielfalt und zur wechselseitigen Akzeptanz, statt bloßer Toleranz, in der Lage sind.“

Das Genre des transreligiösen Schriftkommentars findet nach den Worten des Forschers als Instrument des interreligiösen Dialogs in China große Aufmerksamkeit. So habe die Minzu University ein eigenes Institut für diesen Forschungsbereich eingerichtet. „Die Theorie der ,Harmonie der drei Lehren‘ war von einer regen Aktivität auf dem Feld wechselseitiger Schriftkommentare begleitet. Buddhisten, Konfuzianer und Daoisten etwa verfassten regelmäßig Kommentare zu den Schriften der jeweils anderen.“

Prof. Schmidt-Leukel nahm auf seiner Forschungsreise auch gemeinsam mit dem Religionswissenschaftler Prof. Zhicheng Wang von der Zhejiang University in Hangzhou und der buddhistischen Religionswissenschaftlerin Prof. Rita Gross von der amerikanischen University of Wisconsin-Eau Claire an einem interreligiösen Dialog im buddhistischen Longquan Kloster bei Peking teil. Die Studie des Wissenschaftlers zur interreligiösen Theologie „Transformation by Integration“ wird zurzeit ins Chinesische übersetzt und soll 2015 erscheinen. (ska/vvm)