Größter Deutscher Orientalistentag zu Ende gegangen

Veranstalter in Münster ziehen positive Bilanz – Kongress mit 1.300 Orientforschern aus fünf Kontinenten – Interdisziplinäre Ausrichtung gelungen – Viel mediales Interesse an neuen Erkenntnissen über Asien, Afrika und arabischen Ländern

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Gut besuchte Panels und konzentrierte Teilnehmer beim 32. Deutschen Orientalistentag in Münster

© bhe

Der bislang größte Deutsche Orientalistentag (DOT) ist am Freitagabend an der Uni Münster zu Ende gegangen. Die Veranstalter zogen eine positive Bilanz des einwöchigen Kongresses mit 1.300 Orientforschern aus aller Welt. Sie hatten in 900 Vorträgen und 80 Panels Forschungsergebnisse über Länder, Sprachen und Kulturen in Asien, Afrika und der arabischen Welt ausgetauscht. Der nächste Orientalistentag soll 2017 in Jena stattfinden, wie die Versammlung der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG) in Münster beschloss. „Mit dem DOT-Programm ist eine gute Balance zwischen der Erforschung der Geschichte und der Gegenwart von Regionen gelungen, die heute oft durch Kriege oder soziale Umwälzungen erschüttert sind“, sagte DOT-Komitee-Leiter und Sinologe Prof. Dr. Reinhard Emmerich. „Bewährt hat sich, erstmals viele Panels interdisziplinär zu übergreifenden Fragen auszurichten.“ Entsprechend hoch sei auch das Interesse von Medien und nicht-wissenschaftlichem Publikum gewesen, für die der internationale Kongress gezielt geöffnet wurde.

„Neben den berechtigten Gegenwartsfragen darf die Orientalistik die kulturhistorische Grundlagenforschung über Sprachen, Literatur und Recht nicht aufgeben, so gefährlich die Forschungsbedingungen in manchen Ländern heute auch sind“, so Prof. Emmerich. Erst aus der Geschichte ließen sich viele aktuelle Prozesse etwa in China, Ägypten, Syrien oder Nordkorea begreifen. „So entsteht in einer globalisierten Welt ein tiefer Respekt für zunächst fremde Kulturen.“ Auch nach Ansicht des Heidelberger Südasienwissenschaftlers und DOT-Sektionsleiters Prof. Dr. Hans Harder kann die Orientalistik helfen, Vorurteile über ferne Regionen auszuräumen. „Wer Indien hört, denkt heute an Massenvergewaltigungen und Computerexperten. Solche Stereotypen wollen und können wir abbauen, wenn wir über unsere Forschungen sprechen.“

Vom Öko-Islam bis zur asiatischen Lackkunst

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Prof. Dr. Reinhard Emmerich

© han

Medien aus Deutschland, der Türkei und Nahost hatten zahlreich über Kongressthemen vom Öko-Islam bis zum Dschihad berichtet und DOT-Experten tagesaktuell zum politischen Islam, Syrien oder Iran befragt. Viele nicht-wissenschaftliche Zuhörer interessierten sich für Panels zu Themen wie den arabischen Revolutionen, Extremismus in Nahost und  Nationalbewusstsein in China: „Unter die Wissenschaftler mischten sich oft gut informierte Bürger und beteiligten sich teils auch rege an Diskussionen“, sagte Sinologin Dr. Monique Nagel-Angermann vom DOT-Komitee. Gut besucht seien auch ein Konzert zum Orientbild in der europäischen Musik im Erbdrostenhof und der öffentliche Abendvortrag der Berliner Islamwissenschaftlern Prof. Dr. Gudrun Krämer über säkulare Tendenzen im Islam gewesen, so Islamwissenschaftlerin Dr. Monika Springberg-Hinsen vom DOT-Komitee.

Die interdisziplinäre und internationale Ausrichtung der Panels hatte für viele Wissenschaftler, die aus insgesamt fünf Kontinenten kamen, einen besonderen Reiz, wie Springberg-Hinsen und Nagel-Angermann hervorhoben. „Wenn Kollegen aus Europa und Asien über neueste Forschungen der Lackkunst der islamischen und asiatischen Welt diskutieren, werden Grenzen aufgebrochen. Ein faszinierendes Beispiel war ein weitgereistes Objekt der Lackkunst, das in China hergestellt wurden und viel später von einer Forscherin in der Krim gefunden wurde“, so die Sinologin. Auch das „Museum für Lackkunst“ in Münster habe seine Expertise in dieses Panel eingebracht.

Islamwissenschaftler Dr. Jörn Thielmann, der die Sektion Politik, Wirtschaft und Gesellschaft leitete, fügte hinzu: „Der DOT bot die Möglichkeit, viel über Regionen zu hören, die nicht im Fokus des eigenen Faches stehen.“ Für Islamwissenschaftler seien daher Vorträge über den Islam in Kambodscha, Thailand, Äthiopien und Indien besonders interessant gewesen.

Ziel des Orientalistentags, den die DMG alle drei bis fünf Jahre an wechselnden Orten ausrichtet, ist der fachliche und interdisziplinäre Austausch erfahrener und junger Orientforscher aus aller Welt. Das Programm in Münster war so umfassend wie bei keinem DOT zuvor. Am stärksten waren die Sektionen Indologie, Islamkunde sowie Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, gefolgt von Sinologie, Iranistik, Turkologie und Arabistik. Das Programm des DOT stand allen Interessierten offen. Förderer der Konferenz sind die Uni Münster, der Fachbereich Philologie, der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ sowie Münster Marketing. (vvm/ska)

Video-Mitschnitt des Vortrags von Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Gudrun Krämer: „Spannungsbögen: Islam, Säkularisierung und das säkulare Prinzip“

Fotos

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