Hinter die Kulissen blicken

Katalog und zwei neue Filme ergänzen die Ausstellung „Goldene Pracht“

Buchcover des Ausstellungskatalogs „Goldene Pracht. Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen“
© LWL

Einblicke in die Ausstellung „Goldene Pracht. Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen“ bieten ein reich ausgestatteter Katalog, ein neuer Dokumentarfilm und ein Online-Video. Sie lassen hinter die Kulissen der Schau sehen und liefern Hintergrundinformationen zu Exponaten und Leitthemen der Ausstellung wie Schreine und Kathedralen, die Symbolik der Farbe Gold, Prachtentfaltung und Reliquienkult, Goldschmiede und Werkstätten, Schatz und Schicksal.

Die Schau ist ein Kooperationsprojekt des Bistums Münster, des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Universität Münster. Bis zum 28. Mai 2012 präsentiert sie auf 1.500 Quadratmetern 300 kostbare Exponate des 10. bis 16. Jahrhunderts, darunter 240 nationale und internationale Leihgaben. Zu sehen sind im LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und in der Domkammer der Kathedralkirche St. Paulus prachtvolle Schreine und Kelche, edelsteinbesetzte Kreuze und filigrane Schmuckstücke des Mittelalters.

„Wertvolles Standardwerk für mittelalterliche Schatzkunst“

Der Band „Goldene Pracht. Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen“, erschienen im renommierten Hirmer Verlag, beleuchtet dieses bedeutende Kapitel westfälischer Kunst- und Kulturgeschichte, so der Historiker Prof. Dr. Gerd Althoff vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“. „300 Texte stellen die faszinierenden Exponate vor, 450 aktuelle Abbildungen dokumentieren sie.“

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Reliquienstatuette der Heiligen Brigida von Kildare aus St. Brigida in Legden, um 1330

© Stephan Kube

Experten für die Schatzkunst des Mittelalters und die Geschichte Westfalens erläutern in Texten für den Katalog die Funktionen mittelalterlicher Prachtentfaltung. Althoff: „Darüber hinaus gewinnt man Einblicke in die Beweggründe für die Stiftung wertvollster Kunstwerke und die Bedeutung von Kirchenschätzen.“
Der Band rückt auch bisher wenig erschlossene Themen wie die Rolle der Goldschmiede und ihrer Werkstätten sowie ihre gesellschaftliche Stellung in den Städten in den Fokus. Texte, Fotografien, ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis, Personen- und Ortsregister sowie ein Glossar machen den Band nach Angabe des Historikers zu einem wertvollen Standardwerk für mittelalterliche Schatzkunst.

Die in der Ausstellung „Goldene Pracht“ präsentierten Goldschmiedearbeiten sind Wissenschaftlern zufolge kostbare Zeugnisse mittelalterlicher Frömmigkeits- und Kulturgeschichte. An den kunstvoll gearbeiteten Schreinen, liturgischen Geräten, Statuetten und Schmuckstücken zeigt sich laut Kunsthistoriker Prof. Dr. Hartmut Krohm, assoziierter Kurator der Ausstellung, auch die hohe technische Kunstfertigkeit der westfälischen Goldschmiede: „Heute ist das Wissen um die Treibarbeit, ein spezielles Verfahren Metalle zu verformen, fast gänzlich verloren.“ Ein neuer Dokumentarfilm begleitet die beiden Silberschmiede Christof und Michael Winkelmann aus Möhnesee im Sauerland, wie sie die heute kaum noch beherrschte Technik neu beleben und nach mittelalterlichem Vorbild sieben filigrane Silberstatuetten für die Nachbildung des berühmten Patroklus-Schreins aus Soest fertigten, der aus dem 14. Jahrhundert stammte und im Zweiten Weltkrieg verbrannt ist.

Dokumentarfilm zeigt historische Schmiedekunst

Der Film „Der Schrein des Heiligen Patroklus. Ein vergessenes Kunsthandwerk lebt weiter“ erzählt darüber hinaus die Geschichte des Heiligen Patroklus und seines Schreines, der durch die Nachschöpfungen der Brüder Winkelmann erstmals seit 1945 in der Ausstellung „Goldene Pracht“ in neuer Vollständigkeit zu sehen ist, wie der Kurator sagt. „Der Film macht deutlich, wie aufwändig der Herstellungsprozess der Goldschmiedearbeiten im Mittelalter war. Die Besucher werden die Stücke danach mit ganz anderen Augen wahrnehmen.“ Der 25-minütige Film ist in der Filmlounge des LWL-Museums zu sehen und als Kauf-DVD erhältlich.

Einen genaueren Blick auf die Entstehung der Ausstellung bietet ein rund zehnminütiges Online-Video (www.goldene-pracht.de). „Kuratoren, Restauratoren und andere Experten erläutern Idee, Konzept und Hintergründe der Schau, zudem kann man auch einen Blick hinter die Kulissen beim Ausstellungsaufbau werfen“, so Bistumskurator Holger Kempkens. „Der Film soll einen ersten Eindruck der mittelalterlichen Schatzkunst geben und Lust machen, die Ausstellung zu besuchen.“ Das Video zeige zudem den Gebrauch der kostbaren Stücke. Einige Leihgaben, darunter die Silberstatuette der Heiligen Brigida aus dem westfälischen Legden, werden – wie im Film zu sehen – immer noch bei besonderen Anlässen in der Liturgie verwendet.


Hinweis zum Katalog: Goldene Pracht. Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen (hrsg. vom Bistum Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität), München: Hirmer Verlag 2012, ISBN 978-3-7774-5041-4 (492 Seiten). Der Katalog ist an der Museumskasse zum Preis von 29 Euro und im Buchhandel zum Preis von 45 Euro erhältlich.

Hinweis zur DVD: Der Schrein des Heiligen Patroklus. Ein vergessenes Kunsthandwerk lebt weiter (produziert von werkblende, Film + Fernsehproduktion GbR, im Auftrag vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster im Rahmen der Ausstellung „Goldene Pracht. Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen“, Münster 26.2.–28.5.2012), 2012, (25 Minuten), 14,90 Euro.