"Televised Religion" in Toronto

Clusterwissenschaftler bei internationaler Medien-Tagung in Kanada

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Am Ufer des Ontario-Lake in Toronto: Tim Karis, Philipp Dorestal, die Organisatorin der Tagung Joyce Smith, Kathrin Nieder, Felix Krämer (v.l.)

Die WissenschaftlerInnen Tim Karis, Felix Krämer und Kathrin Nieder des Exzellenzclusters haben auf einer internationalen Konferenz in Kanada Mitte August über den Zusammenhang von Medien, Religion und Kultur gesprochen. Die Münsteraner präsentierten auf der „Conference on Media, Religion, and Culture“ (CMRC) an der Ryerson University in Toronto ihr Panelkonzept „Televised Religion. Constructing Normality and Difference in German and US-American Media Contexts“. Die Beiträge, die sie zusammen mit dem Erfurter Historiker Philipp Dorestal vorstellten, bearbeiteten in interdisziplinärer Perspektive – historisch und medienwissenschaftlich – das Forschungsfeld „Normalitäts- und Differenzproduktion“.

So zeigte Tim Karis auf der Konferenz, die als Forschungsaustausch bereits zum siebten Mal stattfand, anhand der ARD-Sendung Tagesthemen, in welchen Diskursen und Narrativen seit 1978 Vorstellungen vom Islam medial hergestellt werden. Kathrin Nieder legte ihre Thesen zu „Religiotainment“ als einer Strategie der Normalitätskonstruktion in aktuellen, deutschsprachigen Fernsehformaten dar. Im Anschluss an diese Vorträge zur deutschen Medienlandschaft wandten sich Philipp Dorestal und Felix Krämer der Zeitgeschichte der USA zu. Zunächst führte Dorestal in die 1960er Jahre ein. In seiner Auseinandersetzung mit afro-amerikanischer Identität am Beispiel der „Nation of Islam“ veranschaulichte Dorestal, wie in unterschiedlichen Medien ein „Black Style“ hergestellt wurde. Im abschließenden Beitrag rückte Felix Krämer die Figur einer weißen moral leadership ins Blickfeld. Diese machtvolle Figur hatte sich in den US-Medienlandschaften in evangelikalen Sendungen aber auch im Mainstream-TV in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre gebildet und nachhaltige Wirkung auf die politische Kultur der 1980er Jahre entfaltet, so seine These.

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Philipp Dorestal, Kathrin Nieder und Tim Karis (v.r.) auf der Tagung an der kanadischen Ryerson University

Neue Kontakte

Etliche Anknüpfungspunkte für Weiterentwicklung und Vertiefung der Frage nach Normalitätskonstruktion ergaben sich in den Diskussionen. Die Gruppe aus Münster konnte auf der Veranstaltung neue Kontakte knüpfen und bestehende vertiefen. Eingeführt in die Sektion hatte beispielsweise der Bochumer Theologe Günter Thomas, der demnächst auch in Münster zu Gast ist: Er nimmt an einer Podiumsdiskussion der Konferenz „Disziplinierung der Wahrnehmung in Gesellschaften von der Antike bis zur Gegenwart“ teil, zu der die Arbeitsgruppe Medien des Exzellenzclusters vom 11. bis 13. November 2010 einlädt.

Als erfreulich bewerteten die Cluster-Wissenschaftler die auf der Konferenz in Toronto beschlossene Gründung einer International Society for Media, Religion and Culture. Die neue Gesellschaft soll die internationale Zusammenarbeit im jungen Forschungsfeld „Religion und Medien“ weiter bündeln und vertiefen. Wie in der Abschlussdiskussion hervorgehoben wurde, sollen auch künftig theoriegeleitete Konzeptionen einen erstrebenswerten Diskussionsrahmen der internationalen Konferenzen darstellen. Die Arbeitsgruppe Medien wird diese Entwicklung weiter begleiten und mitgestalten – im Exzellenzcluster und auf den nächsten Konferenzen. 2012 treffen die Wissenschaftler sich im türkischen Eskisir, anschließend reist die Konferenz nach Amsterdam und Seoul. (Karis/Krämer/Nieder/bhe)