Religion und Politik in Europa und den USA

Neu im Exzellenzcluster: Historiker Prof. Dr. Thomas Großbölting

Prof. Dr. Thomas Großbölting

(Foto: upm/Sauer)

Das Exzellenzcluster hat ein neues Mitglied: Prof. Dr. Thomas Großbölting, der seit diesem Sommersemester am Historischen Seminar der Universität Münster arbeitet. Er erforscht unter anderem, wie sich das Verhältnis von Religion und Politik in Europa und den USA entwickelt hat.

Außerdem beschäftigt sich der Professor für Neuere und Neueste Geschichte mit der Aufarbeitung der Aufarbeitung der SED-Diktatur im wiedervereinigten Deutschland. Dabei geht es ihm vornehmlich um die „Konturen einer integrierten Nachkriegsgeschichte", und das vor allem vor dem Hintergrund der ehemaligen deutschen Teilstaaten. Ausgehend vom Kriegsende untersucht er unterschiedlichste Themenbereiche: von der Vertriebenen-Integration über die Jugendkulturen bis hin zum Strukturwandel der 1970er und 1980er Jahre. Er erforscht aber auch, was die Initiativen rund um die Wiedervereinigung eigentlich de facto bewirkt haben.

Auch in seinen Seminaren und Vorlesungen kommt Thomas Großbölting auf globale Zusammenhänge an: Die Nationalbewegungen des 19. Jahrhunderts etablierten quasi-religiöse Formen des Selbstausdrucks. Die Diktaturen des 20. Jahrhunderts, insbesondere Stalinismus und Nationalsozialismus, wurden (und werden) als politische Religionen charakterisiert. Wer Wahlkampf und Amtseinführung von Obama verfolgt habe, erkenne leicht, "wie stark auch Demokratien auf gemeinsame Werte angewiesen sind, die mindestens in religiösen Formen ausgedrückt werden", verdeutlicht der 40-Jährige. Dabei fragt er sich, warum die EU so säkularisiert ist, während in Nordamerika die Religion eine so wichtige Rolle spielt.

Großbölting schloss nach Studien in Köln, Bonn und Rom in Münster ein Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab. An der WWU wurde er 1998 mit einer Studie zum Bürgertum und zur Bürgerlichkeit in der NS- und in der SED-Diktatur promoviert. Von 2005 bis 2007 leitete er die Abteilung Bildung und Forschung bei der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen in Berlin, um dann wieder nach Münster zurückzukehren: „Die Universität Münster hat - neben Freiburg, Konstanz und Berlin - eines der bundesweit führenden historischen Seminare." Die Studenten in Münster lobt er für „ihr großes wissenschaftliches Interesse".

Am Historischen Seminar und im Exzellenzcluster will er interdisziplinär mit den Kollegen eng zusammenarbeiten. Ein Forschungsprojekt zur BRD/DDR-Geschichte ist in Planung. Auch will sich Großbölting dafür einsetzen, dass die Studenten auch künftig „auf hohem internationalen Niveau sinnvoll studieren können, also mit so wenig Bürokratie wie nötig". Der Vater von vier Kindern reist gerne, läuft in seiner Freizeit und interessiert sich für Kunst und Architektur. (upm/arn)