


"Wie viele Legionen hat der Papst?" Potenziert durch die Medien erzeugen Pilgerströme nach Rom und zum selbst pilgernden Papst die soziologische Grundlage für den politischen Wiederaufstieg des Heiligen Stuhls. Das interdisziplinär angelegte und politikwissenschaftlich geleitete DFG-Projekt 'Die Legionen des Papstes' analysiert in seiner Fallstudie anhand von Papstpilgern und Pilgerpäpsten transnationale Identitätskonstruktionen und politische Handlungsfähigkeit in den Transformationen der (post)säkularen Moderne.
Die Fallstudie im Feld der Politischen Soziologie der Internationalen Beziehungen analysiert an den Pilgerlegionen des Papstes transnationale Identitätskonstruktionen und politische Handlungsfähigkeit in den Transformationen der (post)säkularen Moderne. Das Projekt folgt dabei einer konstruktivistischen Agenda und geht davon aus, dass Handlungsfähigkeit, Praxis und Identität zentrale Transformationsfaktoren darstellen. Die Rolle der Religion ist eingebettet in das breitere Thema politischer Zugehörigkeit und der Frage, wie eine soziale Praxis Ideen in Macht verwandeln kann. Die Rolle einer religiösen Gemeinschaft in einer säkularen Umgebung, hier des Papsttums in Europa, dient als kritischer Testfall für Akteursqualität und Handlungsfähigkeit. Pilgerpäpste (Päpste, die die Welt bereisen) und Papstpilger (die Besuchermassen beim Papst in Rom oder auf seinen Reisen) werden analysiert, um zu zeigen wie Massenmobilisierung zum Wiederaufstieg einer ehemaligen Großmacht als transnationaler Akteur in einer post-nationalen Gesellschaft beitragen kann.
Das Projekt unter der Leitung des Heisenberg-Stipendiaten Prof. Dr. Mariano Barbato und unter Mitarbeit von Johannes Löffler M.A. wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch eine Sachmittelbeihilfe getragen. Zu den Zielsetzungen gehört die Vernetzung einer interdisziplinären Forschung zur Fragestellung von Papst und Politik in den Transformationen der Moderne. Auf Einladung des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft fand dazu im März 2017 eine interdisziplinäre Konferenz am Campo Santo statt. Programm, Tagungsbericht und Videos einzelner Vorträge der Veranstaltung sind online verfügbar. Die Ergebnisse der Tagung wie des Projekts werden laufend publiziert.
Im Juni 2019 fand in Zusammenarbeit mit dem Willy-Brandt-Zentrum für Deutschland- und Europastudien der Universität Breslau der interdisziplinäre Workshop „Papal Diplomacy“ in Breslau statt. Programm
Mariano Barbato, „Die Mauer ist keine Lösung“. Die Migrationspolitik von Papst Franziskus, Frankfurt/New York: Campus Verlag 2020 (Religion und Moderne).
Mariano P. Barbato (Ed.), The Pope, the Public and International Relations: Postsecular Transformations, New York: Palgrave Macmillan 2020.
Mariano Barbato/Stefan Heid (Hg.), Macht und Mobilisierung. Der politische Aufstieg des Papsttums seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts, Freiburg im Breisgau: Herder 2020.