WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht der Universität 1998

Universitäts- und Landesbibliothek



1998 standen zwei Aufgaben im Mittelpunkt:

Von besonderer Bedeutung für die Bibliothek war außerdem, daß erstmals die landesbibliothekarische Funktion durch eine Firma evaluiert und in ihrem Aufwand erfaßt wurde.

Online-Katalog der Universität

Seit 1997 fördert das Wissenschaftsministerium mit insgesamt ca. 10 Millionen DM die Umwandlung der Zettelkataloge in elektronische Form. Das Projekt wird von Münster aus betreut. Eine Firma konvertiert die etwa 4,5 Millionen Titel des Zentralkataloges NRW; die Bibliotheken fügen ihre Standort- und Exemplarangaben hinzu und erfassen alle Titel, die im Zentralkatalog nicht enthalten sind. Nach anfänglichen Schwierigkeiten lief das Projekt ab Mitte 1998 mit hohen monatlichen Erfassungszahlen. Mitte 1999 soll der Zentralkatalog konvertiert sein, die Arbeiten in den einzelnen Bibliotheken werden sich bis mindestens Ende 1999 hinziehen. Damit wird Nordrhein-Westfalen das erste Bundesland sein, das seine Bibliotheksbestände voll elektronisch erfaßt.

Schon jetzt zeigen vermehrte lokale wie auswärtige Bestellungen auf ältere Bestände, wie wichtig es ist, auch die älteren Titel im Online-Katalog recherchierbar zu machen.

Auch für die dezentralen Bibliotheken eröffnet dies Projekt ganz neue Möglichkeiten der „Rückwärtserfassung". Stichproben ergaben, daß je nach Fach zwischen 65 % und 90 % der noch nicht EDV-erfaßten Titel nach der „Retrokonversion" im Online-Katalog NRW gefunden werden können. Eine Reihe von Institutsbibliotheken haben ihre Kataloge bereits ganz oder teilweise konvertiert. Ende 1998 sind nun 54 % des Buchbestandes der Universität elektronisch erfaßt.

Ebenso wichtig wie die Retrokonversion der Zettelkataloge ist die Verzeichnung aller neubeschafften Titel im Online-Katalog. Bis Anfang 1998 katalogisierten noch dreiundvierzig dezentrale Bibliotheken im Universitätsbereich nur in Zettelkatalogen. Die Zentralredaktion in der Universitäts- und Landesbibliothek übernahm die EDV-Katalogisierung für diese kleineren Bibliotheken, so daß ab 1998 nun alle neuen Bücher der Universität in den Online-Katalogen zu finden sind.

Digitale Bibliothek

1998 hat das Wissenschaftsministerium den größeren Teil der von Bund und Ländern für die Bibliotheken bereitgestellten Mittel für das Projekt „Digitale Bibliothek NRW" eingesetzt, einerseits für ein zentrales Zugangssystem mit gemeinsamer Oberfläche und einem zentralen Abrechnungssystem, andererseits für digitale Inhalte wie Datenbanken, elektronische Hand- u. Lehrbücher, Werkausgaben und elektronische Zeitschriften. Dabei waren zahlreiche Probleme mit Lizenzen und Zugangsregelungen zu klären. Das Projekt soll 1999 fortgesetzt werden. Für unsere Universität ergibt sich dadurch die Möglichkeit, die Akzeptanz und die Nutzungsmodalitäten digitaler Medien zu erproben.

Mit Sondermitteln des Wissenschaftsministeriums konnte auch die Zahl der Benutzer-PC's wesentlich erweitert und die notwendige Verkabelung vorangetrieben werden. Ein weiterer EDV-Schulungsraum wurde in der Zweigbibliothek Sozialwissenschaften vorbereitet.

Haushaltsmittel, Erwerbung

Sondermittel für Lehrbücher aus dem Bund - Länder - Programm entlasteten den Etat, so daß weitere Abbestellungen von Zeitschriften nur in geringem Maße notwendig wurden. Teure Käufe oder Lückenergänzungen waren allerdings nicht möglich.

Prekär gestaltet sich die Situation in der Medizin, wo die Preissteigerung bei Zeitschriften besonders hoch ist. Es wurde daher mit der Evaluierung des gesamten Zeitschriftenbestandes begonnen.

Benutzung

Die Ausleihen stiegen 1998 nochmals um 3,2 % an, vor allem bei den frei zugänglichen Beständen ( + 8,6 % ).

Die neuen Online-Lieferdienste JASON (NRW) und SUBITO (bundesweit) erlauben dem Benutzer, Aufsätze aus nicht in Münster vorhandenen Zeitschriften direkt zu bestellen. Dadurch wurde die sehr arbeitsintensive Fernleihe entlastet (- 13,8 %).

Steigenden Aufwand erfordern Auskünfte, Führungen und Schulungen, da die Nutzung der vielen Möglichkeiten in Online-Datenbanken, Online-Bestelldiensten und Informationsquellen im Internet die Benutzer vor Probleme stellt. Die 1997 eingerichteten EDV-Schulungsräume waren ständig ausgebucht. Damit die Mitarbeiter diesen neuen Aufgaben gewachsen sind, mußten deren Schulungen und Fortbildungen fast verdoppelt werden.

Altbestände

Der Ende 1997 beschaffte „Codex Henrici", eine mittelalterliche illuminierte Handschrift, wurde in einer Ausstellung und mit einer Publikation der Öffentlichkeit präsentiert. Ende des Jahres konnten aus Sponsorenmitteln zwei weitere mittelalterliche Handschriften, ein Missale und ein Psalter, erworben werden.

Für die Verfilmung zerfallsgefährdeter Bestände des 19. und 20. Jahrhunderts standen wieder Sondermittel des Wissenschaftsministeriums zur Verfügung. Verfilmt wurden vor allem westfälische Zeitungen und gefährdete Zeitschriften. Für die Restaurierung besonders wertvoller Bände aus der Zeit vor 1800 wurden knapp 40.000 DM an Sondermitteln bereitgestellt.

Zum 250. Geburtstag der Fürstin von Gallitzin wurde eine Ausstellung zum Leben und Einfluß der Fürstin und des „Kreises von Münster" gezeigt.

Landesbibliothekarische Aufgaben

Das Ministerium für Arbeit und Soziales, Stadtentwicklung, Kultur und Sport beauftragte eine Firma mit der Evaluierung der Aufgaben, die in den drei nordrhein-westfälischen Landesbibliotheken (Bonn, Düsseldorf und Münster) durch das Pflichtexemplargesetz anfallen. Das Gutachten ergab, daß in erheblichem Maße Stellen durch diese besonderen Aufgaben gebunden werden. Ob allerdings zusätzliche Stellen zu erreichen sind, bleibt abzuwarten.

Die Nordrhein-Westfälische Bibliographie, die von den Universitäts- und Landesbibliotheken in Düsseldorf und Münster herausgegeben wird, erschien im 14. Jahrgang in gedruckter Version. Die Online-Version weist nun 162.000 Titel auf.

Die Arbeitsstelle „Historische Bestände in Westfalen", die für wertvolle Altbestände in nichtstaatlichen Bibliotheken Westfalens zuständig ist, katalogisierte im Online-Verbund NRW mehrere wertvolle Bibliotheken, die damit der Forschung zugänglich werden. Sponsoren waren sowohl das Kultusministerium wie die DFG, kirchliche und kommunale Unterhaltsträger. Die Bücher werden nicht nur erschlossen, sondern auch durch Restaurierung wieder benutzbar gemacht. Zu erwähnen ist insbesondere die Bibliothek des Ehrenpreis-Instituts an der Universität, deren wertvolle Sammlung zu Jonathan Swift mit Mitteln der DFG katalogisiert wurde.

Effiziente Organisation

Prozeßkostenrechnung, Leistungsmessung und Controlling beschäftigten die Bibliothek auch 1998. Ende des Jahres begann das Projekt EQUINOX der Europäischen Kommission, das ein Management-Informations-System zur Digitalen Bibliothek aufbauen soll und bei dem Münster Partner ist.

Die Einführung der Gleitzeit in der Bibliothek Anfang 1999 wurde in vielen Gesprächen und Planungen vorbereitet.

Raumprobleme

Da entgegen langjährigen Erwartungen ein Speichermagazin in der ehemaligen Reiterkaserne nicht mehr zur Verfügung stehen wird, mußte die Bibliothek mit einer neuen Raumplanung beginnen. Schon jetzt kann Raum für neue Bücher nur durch Einbau von Kompakt-Regalanlagen, Aussonderung nicht mehr benötigter Literatur und Verfilmung von Zeitungen gewonnen werden.

Zweigbibliotheken, Bibliothekssystem

Sehr erfreulich waren die Erweiterung und der zweckgerechte Umbau in der Zweigbibliothek Sozialwissenschaften, die Anfang 1999 beendet sein werden. Damit wird die Integration auch der soziologischen Institutsbibliotheken in die Zweigbibliothek möglich, so daß eine umfassende Fachbereichsbibliothek entsteht.

In der Zweigbibliothek Medizin wurde die Öffnung des Magazins für den Benutzerzugang vorbereitet.

Für das Wissenschaftsministerium wurden weitere detaillierte Planungen erstellt für mögliche Zusammenführungen kleinerer Bibliotheken zu größeren Einheiten. Umbau und Erweiterung der Bibliothek des Instituts für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften machen die Aufnahme kleinerer Lehrstuhlbibliotheken möglich. 5 Bibliotheken wurden bereits integriert, weitere folgen 1999.

Im Fachbereich Sportwissenschaft wurden die nahe beieinander liegenden Bibliotheken in die Fachbereichsbibliothek integriert.

Insgesamt konnte die Zahl dezentraler Bibliotheken im Laufe des Jahres von 191 auf nun 179 reduziert werden.

Arbeit in Gremien

Seit Ende 1997 liegt die Leitung des Normenausschusses für Bibliotheks- und Dokumentationswesen in Münster. Die Bibliothek ist in zahlreichen regionalen, nationalen und internationalen Projekten und Gremien vertreten und gilt als Anlaufstelle für Fragen des Bibliotheksmanagements.

Planungen 1999

Dringendstes Problem ist die Ablösung des 1989 eingeführten Ausleihsystems, das die Jahrtausendwende nicht überleben kann. Der im Frühjahr 1998 eingereichte HBFG-Antrag wurde leider durch bundesweite bibliothekspolitische Probleme noch nicht genehmigt.

Weiterhin stehen an:


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9881
Datum: 1999-08-11