WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht der Universität 1998

Graduiertenkolleg
"Hochreaktive Mehrfachbindungssysteme"



Elf Arbeitskreise aus der Anorganischen, der Organischen und der Theoretischen Organischen Chemie arbeiten seit dem 1. April 1993 gemeinsam an einem interdisziplinären Forschungsvorhaben „Hochreaktive Mehrfachbindungssysteme" im Zentrum der Chemie. Eine dritte Förderungsphase für die Jahre 1999 bis 2001 ist in diesem Jahr durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt worden.

In der Forschung werden die speziellen, sehr vielfältigen Erfahrungen der beteiligten Arbeitskreise auf ein hochaktuelles, gemeinsam interessierendes Schwerpunktthema konzentriert. Das vielfältige Angebot an experimentellen und theoretischen Methoden und die gut entwickelten Kooperationen führen einerseits zu einer breiteren Anlage und Bearbeitung der einzelnen Forschungsprojekte, sie helfen aber andererseits auch, den Blick für Zusammenhänge zu weiten. Die Forschungsaktivitäten der beteiligten Arbeitskreise umfassen wesentliche Bereiche der Erzeugung hochreaktiver Teilchen sowie der Aktivierung von Mehrfachbindungssystemen. Experimentelle, spektroskopische und theoretische Methoden bilden die Grundlage für die Herstellung, die umfassende Charakterisierung (Molekül- und Elektronenstruktur) und Reaktivitätsstudien solcher Spezies. Die dabei erzielten Ergebnisse ermöglichen neue Einblicke in die Chemie hochreaktiver Teilchen und liefern damit Informationen über die Selektivität ihrer Reaktionen. Hierauf baut die Entwicklung neuer Synthesemethoden und deren Anwendung zur Darstellung neuer Moleküle, von Natur- und Wirkstoffen sowie neuer Materialien auf.

Die etwa 30 Kollegiatinnen und Kollegiaten (davon 12 durch Stipendien gefördert) erwerben in den Veranstaltungen des Graduiertenkollegs und bei ihrer Forschungstätigkeit vertiefte Kenntnisse über bindungstheoretische Konzepte und setzen diese in moderne Synthesechemie um. Die in der Doktorandenausbildung an den beiden Instituten traditionell hervorragende Vermittlung von Spezialkenntnissen wird für die Kollegiaten durch Anwendung modernster theoretischer Methoden ergänzt, die das Verständnis für die gesamte Chemie fördern. Die theoretische Ausbildung wird durch einen Postdoktoranden unterstützt.

Als tragende Säule des Graduiertenkollegs orientiert sich das Studienprogramm an den Forschungsprojekten der einzelnen Arbeitsgruppen und hat seine starke Basis in der Theoretischen Chemie und in der Anwendung quantenchemischer Rechenverfahren („Computational Chemistry"). Das Graduiertenkolleg hat frühzeitig die Grundlagen dafür geschaffen, was sich nach jetzt sechs Jahren erfolgreicher Arbeit als zukunftsweisende Richtung in den chemischen Disziplinen zeigt: die Vermittlung methodischer und anwendungsorientierter spezieller Kenntnisse für die Nutzung quantenchemischer und molekülmechanischer Rechenmethoden zur Vertiefung des Verständnisses von chemischen Zusammenhängen. Voraussetzung dafür ist die solide Vermittlung der theoretischen Grundlage. Dieses „Markenzeichen" ist gleichzeitig eine der Stärken dieses Graduiertenkollegs, die sich nicht nur in einer Verbesserung der Ausbildung der Kollegiaten zeigt, sondern zunehmend auch in Dissertationen von Doktoranden ihren Niederschlag findet, die nicht Mitglieder im Graduiertenkolleg waren. Damit wird nicht nur der Einblick in die Fragestellungen von Nachbardisziplinen erleichtert, sondern es werden zunehmend interdisziplinäre Aspekte in die Forschungsprojekte eingebracht.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9865
Datum: 1999-08-11