Westfälische Wilhelms-Universität
Münster

Jahresbericht der Universität 1998

Graduiertenkolleg
"Schriftkultur und Gesellschaft im Mittelalter
(Interdisziplinäre Mediavistik)"

Zum letzten Mal konnten im Herbst 1998 vom Graduiertenkolleg noch einmal sechs Doktorandenstipendien und ein Postdoktorandenstipendium neu vergeben sowie 7 Stipendien verlängert werden. Die Förderung des Graduiertenkollegs durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft läuft im September 1999 nach 3 Förderperioden aus, danach kann sich nur noch eine einjährige Auslaufphase anschließen.

Die Programmplanung des Kollegs wurde maßgeblich durch die Interessen und Anregungen der Kollegiatinnen und Kollegiaten bestimmt. Hervorzuheben ist dabei insbesondere die Organisation von drei interdisziplinären Kolloquien am 27.06./28.06.1997 ('Vor der Reise. Mentale und organisatorische Bedingungen von Mobilität in Spätmittelalter und früher Neuzeit'), 16.01./17.01.1998 ('Weltflucht und Selbsterfahrung: Gesellschaftliche, psychologische und religiöse Aspekte von Interiorität in Lebenswelt und Literatur des Spätmittelalters') sowie am 22.01./23.01.1999 ('Rom und das Reich vor der Reformation'). Für das Kolloquium 'Weltflucht und Selbsterfahrung' konnten auch insbesondere Forscher aus York, der Partneruniversität Münsters, zur Teilnahme gewonnen werden. Das Kolloquium 'Rom und das Reich vor der Reformation' ist Ausdruck eines verstärkten kunsthistorischen Interesses im Kolleg, das sich auch durch die Aufnahme von Prof. Dr. Joachim Poeschke in den Kreis der Betreuer manifestiert.

Nachdem bereits 1997 der von Thomas Kock und Rita Schluseman herausgegebene Kolloquiumsband 'Laienlektüre und Buchmarkt im späten Mittelalter' erscheinen konnte, sollen 1999 zwei weitere Tagungsbände zum Druck gebracht werden:

• Stefan Esders - Thomas Scharff (Hg.), Wahrheitssuche, Eid und Schriftgebrauch. Ihre Formen in mittelalterlichen Verfahren der Befragung; 
• Anne Bollmann - Annette Kern-Stähler - Nikolaus Staubach (Hg.), Weltflucht und Selbsterfahrung. Gesellschaftliche, psychologische und religiöse Aspekte von Interiorität in Lebenswelt und Literatur des Spätmittelalters.

Ausgebaut werden konnte die Zusammenarbeit mit der niederländischen 'Onderzoekschool Medievistiek', vertreten durch Herrn Prof. Dr. Alasdair A. MacDonald. Regelmäßig nahmen Forscher aus den Niederlanden an Veranstaltungen in Münster teil, während gleichzeitig Kollegiaten die in den Niederlanden angebotenen Tagungen und Workshops zur Teilnahme und zu Vorträgen nutzen konnten.

Mitglieder des Kollegs und Arbeitsvorhaben

Betreuer: Prof. Dr. Nikolaus Staubach (Sprecher); Prof. Dr. Arnold Angenendt; Prof. Dr. Mechthild Albert; Prof. Dr. Gerd Althoff; Prof. Dr. Amand Berteloot; Prof. Dr. Torsten Capelle; Prof. Dr. Volker Honemann; Prof. Dr. Peter Johanek; Prof. Dr. Frank Kämpfer; Prof. Dr. Hagen Keller; Prof. Dr. Christel Meier-Staubach; Prof. Dr. Joachim Poeschke; Prof. Dr. Gerhard Rösch; Prof. Dr. Dr. h.c. Ruth Schmidt-Wiegand; Prof. Dr. Rainer Stichel; Prof. Dr. Tomas Tomasek.

Laufende Arbeitsvorhaben

• Brigitte Funke, Die 'Cronecken der Sassen' und die 'Saxonia' des Albert Krantz. Mentalitätsgeschichtliche Funktionsaspekte historiographischer Literatur in Niederdeutschland um 1500;
• Udo Göllmann, Die finanziellen Beziehungen zwischen den englischen Herrschern und ihren Baronen 1154-1216;
• Dr. Uta Goerlitz, Das Bild der frühen Geschichte Deutschlands im Briefwechsel der Benediktinerhumanisten Petrus Sorbillo und Hermannus Piscator aus dem Jahre 1517. Themen und Methoden der lateinischen Historiographie in Deutschland an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit;
• Anja Grebe, Illumination und Seitengestaltung im mittelalterlichen Kodex;
• Jan Hallmann, Die Wechselwirkung von Verschriftlichung und Bedeutungswandel literarischer Texte am Beispiel der Überlieferung des 'Wartburgkriegs';
• Annette Kern-Stähler, „Solitude in the Midst of People". Interiorität im England des 14. und 15. Jahrhunderts;
• Otfried Krafft, Papsturkunde und Kanonisation: Schriftliche Äußerungen der Päpste in Zusammenhang mit Heiligsprechungen;
• Dirk Müller, Die Gesellschaft des 13. Jahrhundert im Diskurs der Augsburger Franziskaner. Untersuchungen zur Semantik eines Mediums;
• Katarzyna Ochtyra, Der polnische und der deutsche Totentanz - Vergleich inhaltlicher und formaler Aspekte und ihre vergleichende Einordnung in die christlich-europäische Kultur- und Sozialgeschichte;
• Oliver Plessow, Geschichtsschreibung und Narrativität. Studien zur münsterschen Chronistik des Spätmittelalters;
• Bernd Roling, Christliche Kabbala und griechische Naturphilosophie: Paolo Ricci als Vermittler im Kulturkonflikt des reformationszeitlichen Europa;
• Friedel Roolfs, Der Münsteraner 'Spieghel der leyen'. Text und Untersuchung;
• Eva Schmitsdorf, Das Prager Missale (Stiftsbibliothek Einsiedeln, Cod. 115 [Msc. 435]).
• Dr. Claudia Spanily, Gesellschaftliche Werte als dramatis personae: Die Allegorie im geistlichen und weltlichen Spiel des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit;
• Mareike Temmen, Das mittelniederdeutsche Abdinghofer Arzneibuch VVa.3. Edition und Untersuchung einer mittelalterlichen medizinischen Handschrift;
• Kristine Weber, Studien zur Hamburger Bibel von 1255 (Kopenhagen, Königl. Bibl., G.K.S. 4.2);
• Dr. Beate Weifenbach, Handel und Wandel. Epische Ritterheilige der französischen Chanson de geste schützen deutsche Hansestädte;
• Andrea Weinmann, Die Kurie am Ende des 15. Jahrhunderts aus der Sicht Johannes Burchardus (1483-1506).