WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht der Universität 1998

Zentrum für Niederlande-Studien



Veröffentlichungen

In der großen Reihe 'Niederlande-Studien' ist erschienen:

Band 18: Helmut Gabel/Volker Jarren, Kaufleute und Fürsten. Außenpolitik und politisch-kulturelle Perzeption im Spiegel niederländisch-deutscher Beziehungen 1648-1748, Münster: Waxmann 1998;  
Band 19: Gerlinde Lütke Notarp, Von Heiterkeit, Zorn, Schwermut und Lethargie. Studien zur Ikonographie der vier Temperamente in der niederländischen Serien- und Genregraphik des 16. und 17. Jahrhunderts, Münster: Waxmann 1998;  
Band 20: Jan Goossens, Reynke, Reynaert und das europäische Tierepos. Gesammelte Aufsätze, Münster: Waxmann 1998.

In der Reihe ‚Kleinere Schriften' sind folgende Hefte erschienen:

Heft 4: Lut Missinne/Loek Geeraedts (Hrsg.), Paul van Ostaijen, die Avantgarde und Berlin, Münster: Lit 1998;  
Heft 5: Amand Berteloot/Loek Geeraedts/Hubertus Menke (Hrsg.), Reynke de Vos - Lübeck 1498. Zur Geschichte und Rezeption eines deutsch-niederländischen Bestsellers, Münster: Lit 1998.

Ferner sind erschienen:

Walter Mühlhausen/Bert Altena/Friedhelm Boll/Loek Geeraedts/Friso Wielenga (Hrsg.), Grenzgänger. Persönlichkeiten des deutsch-niederländischen Verhältnisses. Horst Lademacher zum 65. Geburtstag, Münster: Waxmann 1998;  
Horst Lademacher/Simon Groenveld (Hrsg.), Krieg und Kultur. Die Rezeption von Krieg und Frieden in der Niederländischen Republik und im Deutschen Reich 1568-1648, Münster: Waxmann 1998.

Ausstellung „Ewiger Frieden"

Das gesellschaftliche, politische und kulturelle Leben in Münster stand 1998 unter dem Zeichen der Jubiläumsveranstaltungen zur 350-Jahr-Feier des Westfälischen Friedens und des Friedens von Münster. Letztere ist für die Niederlande von besonderer Bedeutung, weil mit dem spanisch-niederländischen Teilfrieden ein 80jähriger Krieg zu Ende ging und die völkerrechtliche Anerkennung der Republik der Niederlande erreicht wurde. Diesem Ereignis war eine Ausstellung gewidmet, die unter dem Titel Ewiger Frieden vom niederländischen nationalen Komitee Friede von Münster vorbereitet und eingerichtet wurde. Sie enthält Beiträge zum Aufstand und zum Enstehen der Republik, zum Hintergrund des 30jährigen Krieges, zum Verlauf des 80jährigen Krieges, zu den Verhandlungen in Münster und den daraus resultierenden Friedensschlüssen am 15. Mai und am 24. Oktober 1648 sowie den Folgen für die europäische Neuordnung. Die Ausstellung wurde im Zunftsaal des Hauses der Niederlande im Krameramtshaus, wo die Paraphierung des spanisch-niederländischen Teilfriedens am 30. Januar 1648 stattgefunden hat, zunächst vom 30. Januar bis zum 1. Februar, dann vom 14. Juli bis zum 1. August 1998, gezeigt.

350 Jahre ‚Vrede van Munster' - Gedenkveranstaltung am 15. Mai 1998

In Anwesenheit des niederländischen Kronprinzen, S.K.H. Prinz Willem-Alexander, fand am 15. Mai, dem Tag des ‚Friedens von Münster' vor 350 Jahren, ein Festakt in der Aula der Westfälischen Wilhelms-Universität statt. Im Mittelpunkt der akademischen Feierstunde stand ein Vortrag von Prof. Dr. Horst Lademacher, Direktor des Zentrums für Niederlande-Studien, mit dem Titel: Europa - Gedanke und Realität. Überlegungen zur Möglichkeit einer Einigung. Ferner wurde dem Kronprinzen ein von Prof. Lademacher und seinem Leidener Kollegen, Prof. Dr. Simon Groenveld, herausgegebenes Buch mit dem Titel: Krieg und Kultur. Die Rezeption von Krieg und Frieden in der Niederländischen Republik und im Deutschen Reich 1568-1648 überreicht. Musikalisch wurde die Veranstaltung durch das weit über die Niederlande hinaus bekannte Musikensemble Camerata Trajectina unter der Leitung von Louis P. Grijp umrahmt.

Ausstellung „Paul van Ostaijen, die Avantgarde und Berlin"

Paul van Ostaijen (1896-1928) gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten des flämischen Expressionismus. Der Dichter stand kurz vor dem Ersten Weltkrieg im Mittelpunkt des avantgardistischen, literarischen und künstlerischen Leben Flanderns. Scharfsinnig, radikal und mit progressivem Geist schrieb er über das Kunstgeschehen im In- und Ausland. Sein literarisches Debüt, die Sammlung Music-Hall (1916), stand unter dem Einfluß des in der Zeit herrschenden literarischen Dandyismus und Unanimismus. Geprägt von den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges brachte er eine die Grenzen sprengende Vision einer solidarischen Welt zum Ausdruck, die er in seiner im Jahre 1918 erschienenen, humanitär-expressionistischen Sammlung Het sienjaal beschrieb.

Im November 1918 verließ van Ostaijen aus Angst, aufgrund seines aktivistischen Auftretens während des Ersten Weltkrieges verfolgt zu werden, seine Heimatstadt Antwerpen. Er zog mit seiner Freundin nach Berlin. Dort lernte er die Künstler der Zeitschrift Der Sturm kennen. In Berlin warf er das Ruder seiner Poesie radikal herum. Er experimentierte mit der rhythmischen Typographie und schrieb die Bände Music-Hall und De Feesten van Angst en Pijn. Wieder im 'provinziellen' Antwerpen, suchte er ununterbrochen nach neuen Wegen für seine Gedichte. Seine Nagelaten gedichten gehören zu den herausragenden Beispielen der europäischen 'poésie pure'.

Die Ausstellung, die vom 14. Juni bis zum 11. Juli im Zunftsaal des Hauses der Niederlande gezeigt wurde, vermittelte durch Äußerungen von Kritikern und Freunden, Fotos, Manuskripte, Erstausgaben und plastische Werke von Zeitgenossen ein Bild dieses spannenden und eigensinnigen Autors.

500 Jahre Reynke de Vos - Lübeck 1498 (Ausstellung)

Unter dem Titel: Die unheilige Weltbibel - Der Lübecker Reynke de Vos, (1498 - 1998) fand vom 28. Oktober bis zum 24. November 1998 eine Ausstellung im Zunftsaal des Hauses der Niederlande statt. Dem Erzählkreis vom listigen Schelm und Außenseiter Reineke Fuchs war über alle Zeiten hinweg ein beispielloser Erfolg beschieden. Als Neuschöpfung des hohen Mittelalters ursprünglich im germanisch-romanischen Grenzland entstanden, wird die Fabel von der Dauerfehde zwischen dem weltklugen Fuchs und seinem plumpen, aber starken Widersacher Isengrim, dem Wolf, bereits im 13. Jahrhundert in Flandern bearbeitet. 1498 druckt die berühmte Lübecker Mohnkopf-Offizin „Zum Lobe Gottes" den Text zum ersten Mal in niederdeutscher Sprachform. Diese Bearbeitung wird zum Ausgangspunkt für den anhaltenden Welterfolg des Buches. Bearbeitungen in lateinischer, französischer, niederländischer, englischer, hoch- und niederdeutscher Sprache sowie in den skandinavischen Sprachen dokumentieren in der Folgezeit eine fortwährende Aktualisierung des „uralten Weltkindes" (Goethe). Es liegen heute Ausgaben in über 40 Sprachen in aller Welt vor.

Das 'Herzstück' der Ausstellung, die von der Niederdeutschen Abteilung des Germanistischen Seminars der Christian-Albrechts-Universität Kiel in Zusammenarbeit mit der Universitäts- und Landesbibliothek Münster zusammengestellt worden war, bildete die Lübecker Inkunabel des Reynke de Vos aus dem Jahre 1498, eine Leihgabe der Herzog August-Bibliothek Wolfenbüttel. Um dieses Herzstück herum wird die Ausstellung durch bedeutende Exponate der Universitäts- und Landesbibliothek Münster - darunter die vor einigen Jahren erworbene, mittelniederländische Handschrift F des Van den Vos Reynaerde - sowie die umfangreiche Reineke-Fuchs-Sammlung von Prof. Dr. Hubertus Menke, Kiel, ergänzt. Ziel ist, die Überlieferungs- und Wirkungsgeschichte vor und nach der vor 500 Jahren zu Lübeck veröffentlichten Inkunabel des Reynke de Vos darzustellen.

Tagung des Internationalen Instituts für Verwaltungswissenschaften

Die deutsche Sektion des Internationalen Instituts für Verwaltungswissenschaften veranstaltete in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Niederlande-Studien und mit Unterstützung des Ministeriums für Inneres und Angelegenheiten des Königreichs der Niederlande und des Ministeriums für Inneres und Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen am 26. und 27. November 1998 eine deutsch-niederländische Verwaltungstagung unter dem Titel: Die deutsche und niederländische Verwaltung zwischen Tradition und Reform. Auf dieser Tagung hielt Prof. Dr. Horst Lademacher einen Vortrag zum Thema: Verwaltungstraditionen in den Niederlanden und in Deutschland - Thorbecke und Freiherr vom Stein.

„Nie war mir Awater so nah und greifbar" (Ausstellung)

Acht Künstler aus den Niederlanden (Klaus Baumgärtner, Robine Clignett, Mari Boeyen, Marieke Bolhuis, Marcel van Eeden, Tineke Smith [Thanks]) zeigten ihre Werke, die sie zum Gedicht Awater (1934) von Martinus Nijhoff geschaffen haben.

Diese Ausstellung beschäftigte sich unter anderem mit der Frage, ob die bildende Kunst die Last tragen kann und will (wenn möglich, ohne sich dessen selber bewußt zu sein), um auf diese Weise zugleich zu einer fortgesetzten Interpretation des Gedichtes beizutragen.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9833
Datum: 1999-08-10