WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht der Universität 1998

Fachbereich 16 Physik



Lehre und Studiengänge

Der Fachbereich Physik der Universität Münster war im Berichtszeitraum der viertgrößte Physik-Fachbereich in der Bundesrepublik Deutschland. Dennoch weist er eine im Vergleich zum Bundes- und Landesdurchschnitt erfreulich kurze Studiendauer auf. Die sich darin spiegelnde Qualität der Lehre wird durch einen straffen Studienbetrieb und eine intensive Betreuung in kleinen Gruppen erzielt. Der Fachbereich ist weiterhin bemüht, die Ausbildung im Rahmen des Möglichen zu verkürzen und zu verbessern. Dabei hat sich die neue Diplom-Prüfungsordnung als sehr hilfreich erwiesen. Im Zuge der Umsetzung der neuen Studienordnung wurden im Fachbereich die Wahlfächer 'Angewandte Physik', 'Atom- und Elektronenphysik', 'Festkörper- und Oberflächenphysik', 'Geophysik', 'Kern- und Teilchenphysik', 'Materialphysik' sowie 'Nichtlineare Physik' eingerichtet. Studienbegleitend wurden auch im Jahr 1998 wieder detaillierte Vorlesungs- und Praktikumsumfragen durch die Fachschaft Physik durchgeführt. Die Auswertung der Ergebnisse wurde durch Mittel aus dem Programm 'Qualität der Lehre' unterstützt. Weitere Mittel aus diesem Programm wurden zur Verbesserung der Praktika, der Ausbildung im Rahmen des CIP und insbesondere der Grundvorlesungen eingesetzt. Weiterhin sei erwähnt, daß neue Studienordnungen für Physik für die Lehrämter Sekundarstufe II und I, Sekundarstufe I sowie für Technik für das Lehramt für die Sekundarstufe I sowie die Zwischenprüfungsordnung erstellt und durch den Senat genehmigt wurden. Auch in der Geophysik wurde eine neue Studien- und Prüfungsordnung verabschiedet, die weit über eine Anpassung an den Eckdatenerlaß hinausgeht. Die neue Ordnung sieht ein modernes Geophysikstudium vor, in dem die Aspekte theoretischer wie angewandter Geophysik integriert dargestellt werden.

Schließlich hat der Fachbereich im WS 1998/99 neben dem 'Tag der offenen Tür' erstmals einen 'Tag der Schulphysik' durchgeführt, zu dem alle Physiklehrer im Regierungsbezirk Münster und eine Reihe von Lehrern in den angrenzenden Regierungsbezirken eingeladen wurden. Die Resonanz war erfreulich groß. Die vornehmliche Intention dieser landesweit durchgeführten Veranstaltung war es, einen möglichst offenen Kontakt zwischen den Lehrern und Hochschullehrern der Physik zu eröffnen mit dem Ziel, den Physikunterricht an den Schulen zu stärken.

Personal

Frau Prof. Dr. Pietsch und Herr Prof. Dr. Szostak wurden im Berichtsjahr emeritiert. Da der einzige im Institut für die Didaktik der Physik verbleibende Lehrstuhl zur Zeit noch nicht wiederbesetzt ist, beteiligen sich beide noch tatkräftig an der Aufrechterhaltung des Lehrangebotes des Instituts. Herr Prof. Dr. Merz (Physikalisches Institut) wurde zum 1. Oktober 1998 in den Ruhestand versetzt. Herr Prof. Dr. Hill (Institut für Technik und ihre Didaktik) hat zum 01.12.1998 seinen Dienst an der Universität Münster angetreten.

Im Berichtsjahr konnten zwei Habilitationsverfahren (Dr. M. Bode, Dr. T. Peitzmann) erfolgreich abgeschlossen werden.

Informationsverarbeitung

Der Fachbereich Physik hat zusammen mit den Fachbereichen Chemie und Pharmazie sowie Biologie ein Konzept zur Einrichtung einer Informationsverarbeitungs-Versorgungseinheit (IVV) erstellt. Der Einrichtung dieser IVV als Organisationseinheit auf der Grundlage des Statuts der drei Fachbereiche zur Strukturierung der IVV Naturwissenschaften (IVV-4) wurde vom Senat zugestimmt.

Die sehr umfangreiche Informationsverarbeitung im Fachbereich wurde auf dem Bereichsrechnersystem Physik/Chemie mit seiner zentralen Komponente, seinen Servern und zahlreichen Workstations und auf den Workstations des IVZ durchgeführt. Gegen Ende des Jahres konnte eine Ersatz- bzw. Ergänzungsbeschaffung für dieses System durchgeführt werden, die vor allem aus sehr leistungsfähigen Workstations besteht. Sowohl die theoretisch als auch die experimentell arbeitenden Institute nutzen diese Systeme ganztägig sehr intensiv. Die Betreuung der IVV-4 ist durch die nach wie vor sehr angespannte Personalsituation gekennzeichnet und konnte nur durch extrem hohen persönlichen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachbereichs gewährleistet werden.

Die vielfältigen Möglichkeiten des Bereichsrechnersystems haben es den Arbeitsgruppen dennoch erlaubt, eine Reihe von aktuellen Fragestellungen in Angriff zu nehmen. Dabei wurden auch wieder gravierende Engpässe deutlich. Der Fachbereich geht davon aus, daß die gerade abgeschlossene Beschaffung im Rahmen des HBFG-Antrages (Anteil 1998) auf Ersatz und Ergänzung der vorhandenen IV-Ausstattung bald zu einer wesentlichen Verbesserung dieser Lage führt. Darüber hinaus werden auch die sehr leistungsfähigen Parallelrechner am Forschungzentrum Jülich und am Rechenzentrum der Universität Karlsruhe im Rahmen der Kontingentierung genutzt. Im Zuge der Berufung von Herrn Prof. Dr. Hansen (Institut für Geophysik) wurde ein paralleles Rechnersystem aus 33 Dec/alpha Chips angeschafft. Dieses System stellt das erste parallele Rechnersystem an der Universität Münster dar.

Forschung und internationale Kontakte

Die Wissenschaftler des Fachbereichs haben ihre Forschungsergebnisse in einer sehr großen Zahl von Publikationen in international renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert. Darüber hinaus wurde über diese Ergebnisse in zahlreichen, auch eingeladenen Vorträgen bei nationalen und internationalen Konferenzen sowie in Kolloquien berichtet. Auch im Jahre 1998 waren wieder mehrere Arbeitsgruppen des Fachbereichs an Schwerpunkt- und Verbundprojekten der DFG, des BMBF und der EU beteiligt. Darüber hinaus wurde eine große Zahl von Einzelprojekten im Normalverfahren durchgeführt. Aus der Fülle von Drittmittelprojekten seien hier drei besonders hervorgehoben.

Das erste ist die Einrichtung eines Verbundes 'Nanowissenschaften NRW' auf Landesebene. Hieran sind zehn Gruppen an den Standorten Aachen, Bielefeld, Bonn, Essen, Münster und Steinfurt seit Februar 1998 beteiligt. Die Federführung liegt bei der Universität Münster.

Weiterhin wird seit August 1998 ein bundesweites Kompetenzzentrum zum Thema 'Nanoanalytik' vom BMBF gefördert. In diesem Verbund kooperieren 40 Arbeitsgruppen (inner- und außeruniversitäre Institute, klein- und mittelständische Unternehmen sowie Großunternehmen). Auch für diese Forschungskooperation liegt die Federführung (in den ersten zwei Jahren) bei der Universität Münster.

Schließlich sei die Bewilligung eines Gemeinschaftsantrages mehrerer Arbeitsgruppen der Physik und der Mineralogie erwähnt. Im Rahmen ihrer Großgeräte-Initiative 'Hochauflösende Elektronenmikroskopie' stellt die Deutsche Forschungsgemeinschaft der Universität Münster ein Transmissions-Elektronen-Mikroskop (TEM) mit hoher Orts- und Energie- (Filter-) Auflösung zur Verfügung. Vergleichbare Geräte erhalten außer der Universität Münster zunächst nur noch das Forschungszentrum Jülich und das MPI für Metallforschung in Stuttgart.

Eine Reihe von jungen wissenschaftlichen Mitarbeitern wurde zu Forschungsaufenthalten ins Ausland entsandt und eine Reihe von Gästen (z.B. Humboldt-Preisträger, Humboldt-Stipendiaten, DAAD-Stipendiaten sowie DFG-Postdoktoranden) war im Fachbereich tätig. Darüber hinaus waren auch in diesem Berichtsjahr wieder viele Hochschullehrer an nationalen und internationalen Kooperationen beteiligt.

Entwicklung und Perspektiven

Die inhaltliche Ausrichtung des Fachbereichs orientiert sich an den seit mehreren Jahren bestehenden fünf Forschungsschwerpunkten 'Geo- und Polarphysik', 'Materialphysik', 'Nichtlineare Physik', 'Oberflächen- und Grenzflächenphysik' sowie 'Physik der subatomaren Teilchen'. Bei Neuberufungen war der Fachbereich auch im Berichtsjahr wieder bemüht, dieser klaren organisatiorischen Schwerpunktbildung Rechnung zu tragen. Der Fachbereich erwartet, daß die 'Oberflächen- und Grenzflächenphysik' sowie die 'Nichtlineare Physik' durch anstehende Neuberufungen eine weitere Stärkung erfahren.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9816
Datum: 1999-08-09