WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht der Universität 1998

Fachbereich 9 Erziehungswissenschaft



Vorbemerkung

Dieses ist der letzte Bericht aus dem Fachbereich 09 Erziehungswissenschaft, der zum 01.04.1999 zusammen mit dem Fachbereich 06 den neuen FB 06 "Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften" bilden wird. Das Jahr 1998 stand daher unter dem Zeichen der Vorbereitung dieser Integration.

Lehre, Studiengänge

Der Fachbereich Erziehungswissenschaft bedient mit seinem Lehrangebot den Diplomstudiengang Pädagogik, das Unterrichtsfach Pädagogik der Sekundarstufe II, den Studiengang zum Magister Artium und die Promotionsstudiengänge zum Dr. phil. und Dr. paed. mit Pädagogik als Haupt- und Nebenfach. Dazu werden von allen Studierenden mit Studienziel Staatsexamen für ein Lehramt im Fachbereich Erziehungswissenschaft Lehre und Prüfungsmöglichkeiten nachgesucht. Die Zahl der Studierenden in den Lehrämtern ist zum Wintersemester 1998/99 erstmals leicht zurückgegangen, während die Zahl der Studierenden mit Fach Erziehungswissenschaft nochmals angestiegen ist und am 01.11.1998  4.340 betrug. Der zum WS 1994/95 eingeführte Orts-NC wird daher wie bisher weitergeführt, eine Entscheidung über ein zentrales Ortszuteilungsverfahren ist noch nicht gefallen.

Die Hauptnachfrage in der Lehre bezieht sich auf das erziehungswissenschaftliche Studium für die Lehramtsstudiengänge. Die Zahl der hier eingeschriebenen Studierenden ist im WS 1998/99 leicht auf 10.720 zurückgegangen, wobei der Rückgang bei den Neueinschreibungen mehr als 20% betrug. Im landesweiten Vergleich ist der Fachbereich jedoch noch immer in hohem Maße überbelastet, eine gewisse Entspannung ist jedoch absehbar.

Der Fachbereich setzte seine Bemühungen fort, die mit dieser Überlast zusammenhängenden Probleme auf kreative Weise zu lösen. Dabei konnte er auch 1998 auf die Unterstützung des Rektorats aus verschiedenen Sonderprogrammen zählen.

Die 1996 begonnene Arbeit an der Verbesserung der Studieneingangsphase hat inzwischen zu einer Reihe von organisatorischen und inhaltlichen Veränderungen in der Aufnahme und Betreuung der Studienanfänger geführt. Die Veränderungen beziehen sich auf drei Schwerpunkte:

  1. Die studiengangsübergreifende Information der Anfänger über diverse praktische Aspekte des akademischen Lebens an der Universität und im Fachbereich, auch durch die Nutzung der Möglichkeiten des Internet (Roter Faden / Suchen und Buchen);
  2. ie (mittelfristige) Verbesserung der Effizienz des Lehrkapazitätseinsatzes durch zusätzliche Tutoren und den gezielten Einsatz neuer Medien;
  3. die Intensivierung der Diskussion und Kooperation zwischen den Lehrenden über die inhaltliche und methodische Abstimmung des Lehrangebots, gefördert durch eine neue Studienordnung.
Die Durchführung der ersten Phase der Neustrukturierung der Studieneingangsphase (hier: Erstsemester) wurde durch Mittel aus dem Programm "Qualität der Lehre" unterstützt. Die Information über den Umfang der Mittel erfolgte zwar relativ spät und die Mittel waren gegenüber dem Vorjahr um 30% gekürzt worden, so daß der Fachbereich mit eigenen Mitteln einspringen mußte. Es war uns jedoch wichtig, die begonnene Arbeit fortzuführen, zumal durch die Evaluation der verschiedenen Veranstaltungen die Bedeutung und Qualität dieses Angebots nachweisbar ist.

Im Projekt "Suchen und Buchen" wird inzwischen das kommentierte Vorlesungsverzeichnis dezentral erstellt im Internet bereitgestellt. Es gibt Studierenden nicht nur eine aktuelle Information über Lehrangebote, Änderungen und Lehrende, sondern erlaubt auch die Zusammenstellung eines individuellen Stundenplans. Für die zahlreichen Studierenden in Lehramtsstudiengängen wäre eine Ausweitung dieses Systems auf andere Fächer wünschenswert.

Einen Engpaß stellen weiterhin die schulpraktischen Studien dar. Von verschiedenen Gruppen am Fachbereich wurden inzwischen Modelle entwickelt, die derzeit erprobt werden; sie versprechen, zu einer Entspannung der Situation beizutragen.

Im Jahr 1998 wurden auch die Studienordnungen für das erziehungswissenschaftliche Studium in den verschiedenen Lehrämtern, die Studienordnung für das Fach Pädagogik S II, die Zwischenprüfungsordnung für dieses Fach und die Magisterprüfungsordnung neu gefaßt. Gerade für die Lehramtsstudiengänge ergeben sich daraus tiefgreifende Änderungen für das Lehrangebot, an deren Umsetzung gegenwärtig noch gearbeitet wird.

Personal, Nachwuchsförderung

Ein Berufungsverfahren konnte im Jahr 1998 erfolgreich abgeschlossen werden:

Gegenwärtig arbeiten noch drei Berufungskommissionen: Für eine Mitarbeiterstelle auf Dauer (für Interkulturelle/internationale Pädagogik) ist das Verfahren ebenfalls abgeschlossen worden; die Stelle wird in den nächsten Wochen wieder besetzt werden. Zum 01.07.1998 wurde durch einen Ruf eine Mitarbeiterstelle für den Bereich Empirische Forschungsmethoden frei. Hier ist die Ausschreibungsfrist noch nicht abgelaufen, jedoch ist zu erwarten, daß eine Besetzung der Stelle zum Sommersemester 1999 erfolgen kann.

Im Jahr 1998 sind drei Promotionen und zwei Habilitationsverfahren abgeschlossen worden, ein weiteres Habilitationsverfahren wurde eingeleitet. Die Vorbereitungsarbeiten für ein Doktorandenprogramm sind noch nicht weiterentwickelt worden, da durch die finanziellen Turbulenzen zur Mitte des Jahres eine stabile Förderung von Promotionen nicht geplant werden konnte.

Forschung und internationale Kontakte

Aus den in den einzelnen Instituten des Fachbereichs bearbeiteten Forschungsprojekten ergeben sich folgende Forschungsschwerpunkte:

  1. Untersuchungen zur Jugend- und Familienhilfeplanung und zur Integration von behinderten Menschen,
  2. Begleitforschung zum Seniorenstudium an der WWU,
  3. Computernutzung in der Schule,
  4. Europäische Dimensionen von Unterricht und Schulleben,
  5. Untersuchungen zur Medienerziehung,
  6. Untersuchungen zum Europaprofil und zum Lernen für Europa im Schulwesen.
  7. Auffallend an den Forschungsthemen und den Forschungskontakten ist ihre zunehmende interkulturelle Orientierung und der Aufbau bzw. die Stärkung internationaler Kooperation, etwa zur UNESCO und den Vereinten Nationen, Weltbank, Europäischen Union, dem Institut Européen d'Education et de Formation sowie mit Universitäten in England und Polen. Die schon lange existierenden Kontakte zum Baskenland und zu Chile sind weiter gepflegt worden. Erstmals gelang es dem Fachbereich auch, als Partnerinstitution für ein EU-Projekt in Jordanien für die Bereiche Grundbildung und Lehrerbildung gemeinsam mit der Universität Leiden ein Fortbildungsprogramm für jordanische Fachdidaktiker auszurichten, das von den Beteiligten und ihren Institutionen als erfolgreich beurteilt wurde.

    Ebenfalls zum Ausdruck kommt diese internationale Kooperation durch die Gäste, die sich für kürzere oder längere Zeit zu Studienzwecken am Fachbereich aufgehalten oder Gastvorträge gehalten haben. Andauernde Beziehungen sind demzufolge geknüpft worden mit den Universitäten Sheffield, Fresno, Amman, Beer Sheva (Israel), Tattori (Japan), Salzburg, Wien, Bern sowie Lodz, Belograd und Moskau.

    Entwicklung, Perspektiven

    Die Vorbereitung der Zusammenführung der Fachbereiche 06 und 09 zu dem neuen Fachbereich 06 "Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften" lag genau in der Zeitplanung. Die Strukturentscheidung des Senats vom 17.06.1998 ebnete den Weg für die Wahl zum neuen Fachbereichsrat im Januar und zur Gründung des neuen Fachbereichs am 1. April 1999. Gegenwärtig arbeitet der Fachbereich noch an der Einrichtung einer Betriebseinheit zur Koordinierung der Aufgaben der drei erziehungswissenschaftlichen Institute innerhalb des größeren Fachbereichs. Ein entsprechendes Modell wird noch vor der Zusammenlegung verabschiedet werden können.

    Bei der Raumplanung für den Fachbereich - auch bereits für den neuen integrierten Fachbereich - gab es im abgelaufenen Jahr einige Veränderungen, teilweise bedingt durch die finanziellen Engpässe im Baubereich. So wurde der Plan einer Konzentration der Institute des Fachbereichs 09 auf nur noch 3 Gebäude am Bispinghof aufgegeben. Durch Einsatz eigener Mittel konnte sichergestellt werden, daß wenigstens für das neue Dekanat rechtzeitig vor dem Termin der Zusammenlegung eigene Räume vorhanden sein werden. Dies gab den Anstoß für Baumaßnahmen am Bispinghof, wodurch auch für das Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaften aus dem Fachbereich 06 dringend benötigte Lehrräume geschaffen werden und eine räumliche Zusammenlegung der Prüfungsämter der Philosophischen Fakultät mit dem Diplomprüfungsamt Pädagogik möglich wird.

    Im Jahr 1998 erfolgte auch die formale Gründung einer dezentralen IVV Nr. 7 für die Fachbereiche 1, 2 und 9 und die Bestellung eines IV-Administrators. Die Absprachen zwischen dem Fachbereich 06 und den anderen Fachbereichen der IVV Nr. 7 sind im abgelaufenen Jahr so weit gediehen, daß einer Aufnahme der IVV-Ressourcen des Fachbereichs 06 (alt) in die bestehende IVV 7 noch im WS 1998/99 nichts mehr im Wege stehen dürfte.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9809
Datum: 1999-08-09