WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht der Universität 1998

Fachbereich 5 Medizinische Fakultät



Lehre

Obwohl alle Beteiligten aus Wissenschaft, Berufsverbänden, Politik und Studierendenschaft sich einig sind, dass Inhalte und Lehrform sowie Organisation und Durchführung des Medizinstudiums dringend der Reform bedürfen, gelang es in der letzten Legislaturperiode nicht, die verabschiedungsreif vorliegende neue Approbationsordnung in Kraft zu setzen. Sie hätte es ermöglicht, die dringend notwendigen Reformen im Medizinstudium bundesweit einzuleiten. Die so vergebene Chance wird sich in erneuter zeitlicher Verzögerung niederschlagen und den Reformstau in der deutschen medizinischen Ausbildung verstärken.

Durch das Scheitern der Approbationsordnung besteht für die unmittelbare Zukunft Handlungsbedarf, die in Kraft befindliche Studienordnung mit ihren Vorgaben umzusetzen, insbesondere was den klinischen Studienabschnitt betrifft. Dabei liegt das Hauptgewicht auf der Anforderung Blockpraktika, die es ermöglichen sollen, einen konzentrierten fachspezifischen Unterricht mit dem Ziel einzuführen, die klinische Kompetenz der Studierenden zu maximieren.

Die deutschen medizinischen Fakultäten üben auf die Bewerber zum Medizinstudium unterschiedliche Attraktivität aus. Als Maß für diese Attraktivität kann das Verhältnis von erfüllten Studienplatzwünschen zu Bewerbungen angesehen werden. Legt man diesen Quotienten zugrunde, so stellt sich die Medizinische Fakultät der Universität Münster seit vielen Semestern als eine der attraktivsten der Bundesrepublik Deutschland heraus. Diese hohe Attraktivität verdankt die Medizinische Fakultät u.a. ihrem Ruf, eine Reformfakultät zu sein. Im Vergleich zu den meisten anderen Medizinischen Fakultäten und Fachbereichen verfügt sie über einen modernen, Reformintentionen verpflichteten humanistischen Ausbildungsgang. Zwar gilt die Approbationsordnung für Ärzte auch für den Münsteraner Studiengang, es gibt aber dennoch eine Reihe von Spezifika in diesem Studiengang, die es an den meisten anderen Medizinischen Fakultäten der Bundesrepublik Deutschland nicht gibt und die somit dem hiesigen humanmedizinischen Studiengang eine besondere Note verleihen. Sie hat sie sich dadurch erworben, daß sie einen Studiengang entwickelt hat, der expressis verbis durch "Intensivierung des Praxisbezugs im Studium" ausgezeichnet ist.

Die Kernbestandteile dieses Münsteraner Modells sind eine spezielle Form des "Kurs der allgemeinen klinischen Untersuchungen in dem nichtoperativen und dem operativen Stoffgebiet", der an anderen Fakultäten unter der schlichten Bezeichnung "Klopfkurs" bekannt ist, in Münster aber als "KAKU" firmiert. Außerdem durch die Einführung vermehrter Kontaktmöglichkeiten zur Praxis vor dem Praktischen Jahr und durch die Pflichtpraktika, den sogenannten ergänzenden Stationspraktika, die unabhängig von der Approbationsordnung für Ärzte geforderten Famulaturen angeboten werden. Zu diesen beiden Reformaktivitäten sind in jüngster Zeit weitere hinzugekommen, die unter der Kennzeichnung "problemorientiertes Lernen, objektive strukturierte clinical Examination" firmieren sowie der erste Versuch auf Fakultätsebene, ein strukturiertes methodisch-didaktisches Ausbildungsangebot für die akademisch-medizinisch Lehrenden einzurichten, ein sogenanntes teacher-training. All diese Aktivitäten sind getragen vom Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten der Medizinischen Fakultät. Seit Einführung der vorstehenden Maßnahmen kann sich der Studiengang Humanmedizin an der Universität Münster zu Recht im vorklinischen wie im klinischen Studienabschnitt zu wesentlichen Teilen wieder als Reformstudiengang präsentieren.

Forschung

Ein neues, vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie gefördertes Forschungsprojekt "Evaluation der Medizinischen Fakultät in den Bereichen Lehre, Forschung, Krankenversorgung und Administration startete am 01. September 1998. Innerhalb der geplanten Laufzeit von einem Jahr soll eine Zusammenhangsanalyse dieser vier aufeinander bezogenen Bereiche erstellt werden.

Das gesamte Projekt wird von externen Institutionen durchgeführt und durch einen internationalen wissenschaftlichen Beirat begleitet. Zur internen Überwachung der Evaluation tritt ein Steuerungskommittee der Fakultät am Ende eines jeden Monats zusammen.

Für dieses Projekt wurde im Dekanat ein Büro eingerichtet. Als Koordinatorin der Evaluation ist eine wissenschaftliche Mitarbeiterin eingestellt worden. Zum Abschluß des Projektes ist ein internationales Symposium, welches voraussichtlich im September/Oktober 1999 in Münster stattfinden wird, geplant.

Das in 1997 etablierte Interdisziplinäre Klinische Forschungszentrum (IKF) ist seit Sommer 1998 in der Konsolidierungsphase und mittlerweile auf 34 Teilprojekte, 1 Nachwuchsgruppe und 8 zentrale Projektgruppen mit einem Jahresfinanzvolumen von 7,5 Mio. DM angewachsen. Die 34 Teilprojekte gliedern sich thematisch in die 2 bereits seit Beginn bestehenden Forschungsschwerpunkte ein.

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses steht stark im Vordergrund des IKF. So werden z.B. 8 Rotationsstellen für junge Medizinerinnen und Mediziner angeboten, die für einen gewissen Zeitraum freigestellt sich ganz ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit widmen wollen. Darüber hinaus werden Postdoctoranden-Stellen für Rückkehrer aus den USA oder anderen Hochtechnologieländern speziell für die interdisziplinären Zentren für klinische Forschung zur Verfügung gestellt. Im Jahre 1998 konnte das IKF eine Stelle aus diesem Programm erfolgreich einwerben.

Durch das Innovationsprogramm Forschung - Innovative Medizinische Forschung (IMF) - wurden strukturelle Defizite der universitären Forschungsförderung angegangen und neue Bewertungsmaßstäbe etabliert. Der wissenschaftliche Nachwuchs wurde gezielt unterstützt.

Darüber hinaus sind in der Medizinischen Fakultät folgende wissenschaftliche Einrichtungen etabliert:


[Startseite] [Inhaltsverzeichnis] [zurück] [weiter]

Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9805
Datum: 1999-08-09