WWU Münster

Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht des Rektors 1996

Zentrum für Sprachforschung und Sprachlehre i.G.



Mit der Verabschiedung eines Satzungsentwurfs sah der Vorstand die Aufbauphase im wesentlichen als abgeschlossen an. Allerdings wurde der Entwurf dem Senat nicht zur Verabschiedung zugeleitet. Stattdessen initiierte das Rektorat eine Diskussion über Struktur und Aufgaben des Zentrums als Folge der Zusammenfassung der Einzelphilologien im Fachbereich Philologie (FB 11). Diese Diskussion befindet sich augenblicklich noch im Fluß, abschließende Ergebnisse sind daher noch nicht erreicht worden.

Abteilung Sprachforschung

Lehre, Studiengänge
Die Lehrveranstaltungen wurden im Rahmen eines Lehrauftrags erweitert um einen Kurs, der Themen eines geplanten Aufbaustudiengangs 'International Master of Dialogue and Rhetoric' behandelt.

Personal, Nachwuchsförderung
Aus Mitteln des Globalhaushalts konnte für ein halbes Jahr eine Wissenschaftliche Hilfskraft eingestellt werden zur Vorbereitung des Projekts 'Kontrastive lexikalische Semantik'. Diese Stelle wurde über Drittmittel des Ministeriums um ein Jahr verlängert.

Forschung und internationale Kontakte
Die Planung und Strukturierung des Projekts 'Kontrastive lexikalische Semantik' wurde vorangetrieben und in ihren wesentlichen Komponenten abgeschlossen. Auf lange Sicht soll der Wortschatz der europäischen Sprachen kontrastiv analysiert und die Grundlage für neue pragmatische, d.h. an den Sprachgebrauch gebundene Wörterbücher gelegt werden. Auf kürzere Sicht soll der Gefühlswortschatz im Deutschen, Englischen, Russischen, Französischen, Spanischen, Italienischen, Rumänischen und Holländischen kontrastiv pragmatisch untersucht werden. Für die einzelnen Sprachen sind erste Absprachen mit Kollegen im In- und Ausland getroffen worden.

Ein erster Workshop mit Kollegen in Paris hat am 9./10. Dezember stattgefunden. In einem Séminaire Eurolexique wurde das Münsteraner Projekt bei dem CNRS vorgestellt.

Abteilung Sprachlehre

Lehre
Für das Fach "Sprachlehrforschung" wurde eine vorläufige Studienordnung erarbeitet. Auf dieser Grundlage wurde der Lehrbetrieb ausgebaut.

In der Sprachlehre kann das umfangreiche Sprachkursangebot für Studierende aller Fachbereiche die große Nachfrage auch weiterhin nicht befriedigen. Das curricular strukturierte Fachsprachkursangebot auf hohem Niveau wurde im Berichtszeitraum weitergeführt und konsolidiert. Der gemeinsam mit der Rechtswissenschaftlichen Fakultät getragene interdisziplinäre Fachsprachstudiengang "Fachspezifische Fremdsprachenausbildung für Juristen und Juristinnen" (FFA) in den Sprachen Englisch und Französich erfreut sich weiter großen Interesses. Im Rahmen einer Übergangslösung konnte der erste Jahrgang die Prüfung nach der neuen Studienordnung ablegen. Für das Verteilverfahren der ZVS wurde im Sommer eine spezielle C-Testphase durchgeführt, um Interessierten die Gelegenheit zu geben, ihre besondere "Fremdspracheneignung" nachzuweisen. Auch die Fachsprachkurse für das hochschulspezifische Fremdsprachzertifikat UNICERT® für Englisch und Französisch in den Richtungen Geistes- und Sozialwissenschaften, Medizin und Wirtschaft finden wachsendes Interesse. Allerdings hatte die Abteilung durch das Fehlen einer Koordinationskraft Englisch im Wintersemester erhebliche Probleme bei der Durchführung der Angebote. Insbesondere gefährdet die Personallücke die Akkreditierung für UNICERT® Englisch.

Die Nachfrage nach dem im Sprachenzentrum etablierten TOEFL-Test-Zentrum hält unvermindert an.

Wirtschaftsspanisch hat durch die Akkreditierung bei der Industrie- und Handelskammer Madrid als Prüfungszentrum für die Zertifikatsprüfungen für Wirtschaftsspanisch eine feste Basis gewonnen. Spezielle Vorbereitungskurse werden weiterhin in Verbindung mit dem Weiterbildungsverein durchgeführt.

Mit VertreterInnen der Neusprachlichen Philologien wurden Gespräche über die Gestaltung sprachpropädeutischer Kurse aufgenommen.

Nach längeren Vorgesprächen mit Vertretern der Alten Sprachen und der beiden theologischen Fachbereiche erfolgte der Einstieg in die Vermittlung von Latein und Griechisch, zunächst für Studierende der Evangelischen Theologie. Damit greift das Zentrum traditionelle Aufgaben der Sprachvermittlung auf, die in der Aufbruchphase des kommunikativ orientierten Fremdsprachunterrichts von der Fremdsprachdidaktik zurückgewiesen worden waren.

Zum Jahresende wurde mit Landesmitteln die Infrastruktur für die Nutzung Neuer Medien in der Sprachvermittlung verbessert. Das am Zentrum entwickelte Sprachtest- und -anmeldeverfahren wurde weiterentwickelt. Es hat hohen Anteil an der Bewältigung der steigenden Teilnehmerzahlen.

Ausstattung, Personal, Nachwuchsförderung
Angesichts steigender Teilnehmerzahlen und angebotener Sprachlehrveranstaltungen erweist sich die Raumausstattung als unzureichend.

Für die Vermittlung Alter Sprachen wurde gemeinsam mit Vertretern des Fachbereichs 1 die Stelle eines Studienrats i.H. für Latein und Griechisch besetzt. Ungeachtet dieses Zuwachses für neue Aufgaben bleibt die personelle Basis angesichts der Verpflichtungen in den Fachsprachstudiengängen zu knapp. Die Ausstattung mit studentischen Hilfskräften ist angesichts der umfangreichen Serviceleistungen für die Betreuung der zentralen Lehreinrichtungen unzureichend.

Forschung und internationale Kontakte
Mit dem Arbeitsbereich Deutsch als Fremdsprache des Germanischen Seminars der Universität Hamburg wurde in Münster im Juli ein Workshop zu Pragmatik/Sprachlehrforschung durchgeführt, auf dem vor allem Nachwuchskräfte ihre Arbeiten vorstellten.

Gemeinsam mit dem Institut für Deutsche und Europäische Rechtsgeschichte der rechtswissenschaftlichen Fakultät der WWU wurde im Oktober in der Vorbereitung eines Forschungsprojekts ein internationales Symposium zu "Verhaltensmuster englischer und deutscher Juristen und ihre Vermittlung in der Juristenausbildung" durchgeführt. Im November bewilligte die Volkswagenstiftung ein auf drei Jahre angelegtes interdisziplinäres Forschungsprojekt zum Themenbereich des Symposiums.

Das Austauschprogramm mit der University of Washington (Seattle/USA) für Postgraduierte wurde fortgeführt und hat sich für das Sprachenzentrum insofern in besonderer Weise bewährt, als kompetente native-speakers Kurse zur Vorbereitung von Qualifikations-Tests sowie englische Fachsprachenkurse durchgeführt haben. Prof. Gray, der in Seattle das Programm leitet, besuchte im Oktober das Zentrum und führte Gespräche über den Ausbau der Kooperation.

Mit der Universität Oxford wurde eine Zusammenarbeit in der Fremdsprachvermittlung aufgenommen. Eine Lehrkraft des Zentrums unterrichtete im Sommer Deutsch als Fremdsprache am dortigen Language Centre.

Aus dem Lingua-Projekt mit den Universitäten Derby/York, Granada und Kreta zu Fortbildungsmaßnahmen für europäische Fremdsprachenlehrer wird eine Publikation über neue Wege der Fremdsprachvermittlung vorbereitet.

In Mittel-Ost-Europa wurden die in den Vorjahren geknüpften Beziehungen ausgebaut. Die Kooperation mit der EuroFakultät (Riga, Vilnius, Tartu) wurde fortgeführt. Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentrums konzipiert und koordiniert die Fachsprachausbildung Deutsch als Fremdsprache für die Fächer Recht und Wirtschaft.

In der Weiterführung der Kooperation mit der Kultur-Universität Minsk wurde ein in Münster genutztes Computerstudio nach Minsk gebracht und aufgebaut. Parallel zum Aufbau der Anlage führten zwei Lehrkräfte des Zentrums eine einwöchige Schulung für die DaF- und Englisch-DozentInnen durch. Die offizielle Übergabe fand am 12. Juli im Beisein der Minister für Kultur und Bildungswesen sowie Vertreterinnen und Vertretern der Rektorate der beiden Universitäten und des Sprachenzentrums statt. Die neue Lektorin für DaF an der KU Minsk besuchte im November das Sprachenzentrum, um sich auf die Arbeit vorzubereiten.

Im Berichtszeitraum fand ein intensiver Austausch mit der Pädagogischen Universität Barnaul (Rußland/Sibiren) statt, der sich in zahlreichen gegenseitigen Forschungsbesuchen niederschlug.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9628
Datum: 1997-04-19