WWU Münster

Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht des Rektors 1996

Fachbereich 4
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät



Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät bietet drei Diplom-Studiengänge an: Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik. Die Nachfrage nach Studienplätzen ist seit Jahren auf hohem Niveau. 1996 wurden 867 (Vorjahr: 783) Studenten immatrikuliert - davon 424 (575) in Betriebswirtschaftslehre, 323 (107) in Volkswirtschaftslehre und 120 (101) Studierende in Wirtschaftsinformatik.

Zu Beginn des Wintersemesters 1996/97 waren von den rund 6.200 Studierenden im Studiengang Betriebswirtschaftslehre 3.899, im Studiengang Volkswirtschaftslehre 1.663 und in dem relativ jungen Studiengang Wirtschaftsinformatik 644 Studierende eingeschrieben. Der Anteil der wirtschaftswissenschaftlichen Studenten an der Gesamtzahl der an unserer Universität immatrikulierten Studierenden beträgt mittlerweile ca. 14 %. So erfreulich die relativ hohe Nachfrage nach wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen ist, so schwierig stellt sich die Studiensituation für alle Beteiligten dar. Als Beispiel sei auf den aus der Überlastsituation resultierenden Betreuungs- und Korrekturaufwand im Prüfungsbereich hingewiesen. Zur Veranschaulichung seien einige Daten genannt: So wurden 1996 in der Fakultät neben den Seminarklausuren ca. 3.300 Diplomprüfungsklausuren korrigiert und knapp 600 Diplomarbeiten betreut und begutachtet. Im Rahmen der Zwischenprüfung im Grundstudium waren ca. 10.000 Klausuren zu korrigieren. Diese Daten dürften deutlich machen, daß an einer großen Fakultät ein erheblicher Aufwand im Bereich der Organisation des Prüfungswesens anfällt.

Auch für das kommende Jahr ist in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät nicht mit einem Rückgang an Studierenden zu rechnen. Zusammen mit dem in den vergangenen Jahren betriebenen Personalabbau führt dies zu einer weiterhin außerordentlich angespannten Belastung der Professoren und der wissenschaftlichen Mitarbeiter. Für die Studierenden ist zu befürchten, daß sich diese Situation negativ auf die Studienzeiten auswirken könnte. Gleichwohl ist die durchschnittliche Studiendauer im Vergleich zu anderen Studiengängen als noch akzeptabel anzusehen.

Im Bereich der Lehre wurden neue technologische Konzepte (Multimedia) im Rahmen von Pilotprojekten ausprobiert und aufgrund der positiven Evaluierungsergebnisse weiterverfolgt. Durch die verbesserte Ausstattung von Computerpools und Hörsälen wurde für dieses Vorhaben die technische Grundlage geschaffen. Die Nutzung des Internets nahm nicht nur für Professoren und Assistenten, sondern auch für Studenten durch die Einbeziehung derartiger technologiegestützter Lehrveranstaltungen sprunghaft zu. Die im Vorjahr im Internet eingerichteten Diskussionsforen zu ausgewählten Vorlesungen wurden weiterhin lebhaft genutzt. Ab 1997 ist die Fakultät auch auf einer CD-ROM repräsentiert.

Bezüglich der Angebotsseite ist festzustellen, daß Ende 1996 in der Fakultät drei C4-Stellen für die Gebiete Ökonometrie und Wirtschaftsstatistik, Verkehrswissenschaften und Wirtschaftsinformatik sowie drei C3-Stellen für den Vergleich der Wirtschaftssysteme, Europäische Wirtschaftspolitik und Praktische Informatik vakant waren. Für das Gebiet "Vergleich der Wirtschaftssysteme" wurde eine Umwidmung in "BWL, insbesondere Krankenhausmanagement" beschlossen, während die Stelle "Europäische Wirtschaftspolitik" mit einem englischsprachigen Muttersprachler besetzt werden soll, der im "Internationalen Management" ausgewiesen ist. Die aus der Vakanz der Stellen resultierenden Probleme sind bei der Überlastsituation der Fakultät evident. Die knappen finanziellen Mittel zur Ausstattung der Lehrstühle sowie die hohe Nachfrage nach Wirtschaftswissenschaftlern in der deutschsprachigen Hochschullandschaft führen dazu, daß die Wiederbesetzung von Lehrstühlen zunehmend schwieriger wird. Die zahlreichen Forschungsaktivitäten, die zu einem erheblichen Teil auch aus Drittmitteln resultieren, werden im Forschungsbericht der Universität ausführlich dargelegt.

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist unter den vorherrschenden Bedingungen nur unter großen Anstrengungen möglich. Hinzu kommt, daß die Universität bei erfolgreichen Absolventen der Diplom-Studiengänge mit attraktiven Angeboten der freien Wirtschaft konkurriert. Dennoch ist es gelungen, den wissenschaftlichen Nachwuchs nachhaltig zu fördern. Dies zeigen 2 Habilitationen und 45 Promotionen, die 1996 erfolgreich abgeschlossen worden sind.

Im Rahmen der Internationalisierung der Studiengänge konnte nach dem in 1995 eingeführten Doppeldiplom mit der Ecole Supérieure de Commerce de Montpellier für den Studiengang Betriebswirtschaftslehre nun auch für den Studiengang Volkswirtschaftslehre ein Doppeldiplom mit der Université Paris II ins Leben gerufen werden. Die ersten Diplome wurden im Dezember an zwei französische Absolventinnen vergeben.

Die Aktivitäten im Rahmen des Erasmus-Programms haben sprunghaft zugenommen. Auch die Serviceleistungen des Sprachenzentrums wurden in steigendem Ausmaß von unseren Studierenden genutzt.

Neben dem offiziellen Vorlesungsbetrieb wurde an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät eine Vielzahl von Gastvorträgen, Symposien sowie die traditionelle Ringvorlesung veranstaltet, bei der auswärtige Gelehrte und hochqualifizierte Praktiker zu einem bestimmten Themenkreis Vorträge halten. Bei der im Wintersemester 96/97 stattfindenden Ringvorlesung mit dem Thema "Deutschland als global player - Herausforderung für Staat und Wirtschaft." wird der Vorsitzende des Vorstands der Bertelsmann AG, Dr. Mark Wössner, sowie der Vorsitzende der Geschäftsführung der Roland Berger & Partner GmbH, Roland Berger, referieren.

Im Dezember wurde Prof. Dr. Erich Potthoff in einem feierlichen Rahmen die Ehrendoktorwürde der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät verliehen.

Im Mai fand zum neunten Mal das Symposium Oeconomicum Muenster statt, bei dem 30 Referenten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik Vorträge zu dem Thema "Grenzenlos mobil - Mobilität und Kontinuität in der Wirtschaft" hielten.

Über eine Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Profils und eine Neuordnung des Kanons der Wahlpflichtfächer sowie eine Reform der Prüfungsordnung, die zum Wintersemester 1997/98 geplant ist, wird z. Z. diskutiert.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9607
Datum: 1997-04-19