WWU Münster

Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht des Rektors 1996

Rechenschaftsbericht des Rektorates
über das Jahr 1996
für die Sitzung des Konvents
am 03. Februar 1997



Herr Vorsitzender,
meine sehr geehrten Damen und Herren!

Bevor ich entsprechend Art. 38 Abs. 1 Nr. 3 der Universitätsverfassung den Bericht des Rektorats für das Jahr 1996 erstatte, wollen wir gemeinsam der im vergangenen Jahr verstorbenen Mitglieder unserer Universität gedenken. Ich darf Sie bitten, sich hierzu von Ihren Plätzen zu erheben.

Die Westfälische Wilhelms-Universität hat im vergangenen Jahr 32 Mitglieder und Angehörige durch Tod verloren. Sie wird den Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren. Ich danke Ihnen.

1. Hochschulrechtliche Lage

1.1 Allgemeines

Das Verfahren zur Anpassung der Universitätsverfassung an die Bestimmungen des Universitätsgesetzes ist noch nicht abgeschlossen. Zwar hatte der Senat bereits im Sommersemester 1995 seinen Vorschlag an den Konvent zur Änderung der Universitätsverfassung verabschiedet, in der Konventssitzung am 01.02.1996 wurden jedoch aus dem Kreise der Konventsmitglieder etliche Wünsche zur weiteren Änderung der Universitätsverfassung geäußert. Der Senat hat daraufhin in seiner Sitzung am 17.06.1996 die Behandlung dieses Tagesordnungspunktes mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit wieder aufgenommen und die Verfassungskommission gebeten, erneut ihre Arbeit aufzunehmen. Durch die Wiederaufnahme des Verfahrens zur Änderung der Universitätsverfassung war es auch möglich, die Ende des Sommersemesters erfolgte völlige Neustrukturierung des Systems der Informationsverarbeitung der Universität Münster noch in das Verfahren zur Änderung der Universitätsverfassung einzubeziehen. In den Senatssitzungen am 27.11. und 18.12.1996 hat der Senat die Ergänzung seines bisherigen Vorschlags an den Konvent zur Änderung der Universitätsverfassung verabschiedet, so daß der Gesamtvorschlag dem Konvent in seiner Sitzung am 03.02.1997 vorgelegt werden konnte.

Im Zuge des neuerlichen Verfahrens zur Änderung der Universitätsverfassung war von studentischer Seite auch der Antrag auf Umbenennung der Universität eingebracht worden. Der Senat hat in seiner Sitzung am 27.11.1996 eine Kommission eingesetzt, die die Aufgabe hat zu prüfen, ob die Universität ihren Namen beibehalten soll oder ob eine Änderung der Bezeichnung angezeigt erscheint.

Die Neuordnung der Philosophischen Fakultät ist mit der Bildung des neuen Fachbereichs 11 - Philologie - mit Wirkung zum 01.10.1996 entscheidend vorangekommen. Der neue Fachbereich 11 - Philologie - wurde vom Senat am 29.04.1996 aus den bisherigen Fachbereichen 11 - Germanistik -, 12 - Anglistik -, 13 - Romanistik/Slavistik - und 14 - Alte und Außereuropäische Sprachen und Kulturen - sowie dem Institut für Allgemeine Sprachwissenschaft aus dem Fachbereich 07 - Geschichte/Philosophie - und dem Institut für Deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik - aus dem Fachbereich 21 - Deutsche Sprache und Literatur, Künste und deren Didaktik - mit Wirkung zum 01.10.1996 bei gleichzeitiger Aufhebung der bisherigen Fachbereiche 11, 12, 13 und 14 sowie Änderung der Fachbereiche 07 und 21 gebildet. Als nächster Schritt ist die Zuordnung der im Fachbereich 21 noch verbliebenen Institute für Musikpädagogik sowie für Textilgestaltung und ihre Didaktik zum Fachbereich 06 - Sozialwissenschaften - geplant. Die Vorbereitungen sind soweit vorangeschritten, daß mit den erforderlichen Beschlüssen zu Beginn des Sommersemesters 1997 gerechnet werden kann.

Nach Ausgliederung des Instituts für Deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik mit Wirkung zum 01.10.1996 war der Fachbereichsrat des Fachbereichs 21 nicht nur nicht arbeitsfähig, sondern es standen auch so wenig gewählte Mitglieder zur Verfügung, daß selbst die Bestellung eines kommissarischen - verkleinerten - Fachbereichsrats nicht in Betracht kam. Da zu diesem Zeitpunkt bereits die Aufhebung des Fachbereichs 21 abzusehen war, hat das Rektorat zur Sicherung der Leitungsverantwortung zum 01.10.1996 lediglich eine kommissarische Leiterin und eine stellvertretende kommissarische Leiterin mit der Wahrnehmung der Aufgaben einer Dekanin bzw. einer Prodekanin für den Fachbereich 21 bestellt.

1.2 Wissenschaftliche Einrichtungen

1.2.1. Wissenschaftliche Einrichtungen der Universität

In der Rechtswissenschaftlichen Fakultät wurde durch Beschluß des Senats vom 22.01.1996 die Organisationseinheit "Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insbesondere Öffentliches Baurecht, Planungs- und Umweltrecht" aufgehoben und als "Institut für Umwelt- und Planungsrecht" errichtet.

In der Medizinischen Fakultät wurde das Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde neu strukturiert. In diesem Rahmen wurde die Poliklinik für Zahnerhaltung A mit Erlaß des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung vom 15.10.1996 aufgehoben. Die Poliklinik für Zahnerhaltung B wurde gleichzeitig in "Poliklinik für Zahnerhaltung" umbenannt.

Dem Fachbereich 07 - Geschichte/Philosophie - wurde durch Beschluß des Senats am 12.02.1996 das Institut für Ethnologie zugeordnet.

Das Institut für Allgemeine Sprachwissenschaft wurde mit Beschluß des Senats vom 29.04.1996 aus dem Fachbereich 07 - Geschichte/Philosophie - mit Wirkung zum 01.10.1996 ausgegliedert.

Der Fachbereich 09 - Erziehungswissenschaft - hat seine Binnengliederung geändert. Durch Beschluß des Senats vom 12.02.1996 wurden das Institut für Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft und das Institut für Pädagogische Lernfeld- und Berufsfeldforschung/ Sozialgeschichte der Pädagogik zusammengeführt und als Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft neu errichtet. Mit gleichem Beschluß wurden das Institut für Theorie der Bildung und der Bildungsorganisation und das Institut für Schul- und Unterrichtsforschung zusammengelegt und als Institut für Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik neu errichtet.

Im Fachbereich 11 (alt) - Germanistik - wurde das Germanistische Institut vom Senat am 29.04.1996 aufgehoben bei gleichzeitiger Errichtung des Instituts für Deutsche Philologie I (Sprachwissenschaft, Literatur des Mittelalters und Niederdeutsche Sprache und Literatur), des Instituts für Deutsche Philologie II (Deutsche Literatur der Neuzeit einschließlich der Gegenwartsliteratur) und des Instituts für Komparatistik.

Die Bezeichnungen des Niederländischen Seminars und des Nordischen Seminars wurden vom Senat am 08.07.1996 in "Institut für Niederländische Philologie" und "Institut für Nordische Philologie" geändert.

Im Fachbereich 14 (alt) - Alte und Außereuropäische Sprachen und Kulturen - wurde die Bezeichnung des Seminars für Völkerkunde durch den Senat am 12.02.1996 in "Institut für Ethnologie" geändert. Gleichzeitig wurde dieses Institut aus dem Fachbereich 14 unter Zuordnung zum Fachbereich 07 - Geschichte/Philosophie - ausgegliedert.

Die Bezeichnungen der übrigen wissenschaftlichen Einrichtungen des Fachbereichs 14 (alt) wurden vom Senat am 29.04.1996 geändert. Das Seminar für Ägyptologie und Koptologie erhielt dabei die Bezeichnung "Institut für Ägyptologie und Koptologie", das Seminar für Arabistik und Islamwissenschaft die Bezeichnung "Institut für Arabistik und Islamwissenschaft", das Indologische Seminar die Bezeichnung "Institut für Indologie", das Ostasiatische Seminar die Bezeichnung "Institut für Sinologie und Ostasienkunde", das Altorientalische Seminar die Bezeichnung "Institut für Altorientalische Philologie und Vorderasiatische Altertumskunde" sowie das Seminar für Indogermanische Sprachwissenschaft die Bezeichnung "Institut für Indogermanische Sprachwissenschaft".

Das Institut für Deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik wurde mit Beschluß des Senats vom 29.04.1996 aus dem Fachbereich 21 - Deutsche Sprache und Literatur, Künste und deren Didaktik - mit Wirkung zum 01.10.1996 ausgegliedert und dem neuen Fachbereich Philologie zugeordnet.

1.3 Aufsichtsmaßnahmen des Rektorats

Rechtsaufsichtsmaßnahmen des Rektorats über die Organe und Gremien der Universität waren im Berichtszeitraum nicht erforderlich.

Das Verhältnis zwischen Rektorat und den Organen der Studentenschaft war im Berichtszeitraum im wesentlichen spannungsfrei. Repressive Aufsichtsmaßnahmen wurden nicht getroffen.

2. Haushaltssituation

2.1 Haushaltsentwicklung

2.1.1 Haushaltsübersicht

Im Haushaltsjahr 1996 hat die Westfälische Wilhelms-Universität Finanzmittel in Höhe von insgesamt 1.114 Mio. DM ausgegeben; dies waren 2,65 % mehr Mittel als im Vorjahr.

Die Mittel bei Kapitel 06 121 verteilen sich in etwa zu 67 % auf Personalkosten, zu 9 % auf Bau- und Bauunterhaltungskosten sowie Gebäudebewirtschaftungskosten, zu weiteren 9 % auf den Drittmittelhaushalt und lediglich zu 11 % auf die Titelgruppe 94. Faktisch gebunden waren damit mehr als 85 % der verausgabten Mittel. Gestaltungsmöglichkeiten boten lediglich die Mittel der Titelgruppe 94 im Umfang von 43 Mio. DM, aus denen die Aufwendungen für Lehre und Forschung zu bestreiten sind.

2.1.2. Mittel für Lehre und Forschung

Den Fachbereichen und ihren Einrichtungen standen für Lehre und Forschung rund 32 Mio. DM aus der Titelgruppe 94, weitere 2.8 Mio. DM finanzautonom gewonnener Mittel und weitere 1.6 Mio. DM, die aus dem Haushaltsjahr 1995 übertragen worden sind, zum eigenverantwortlichen Einsatz zur Verfügung.

Von diesen 36.4 Mio. DM wurden für Hilfskraftvergütungen 19.3 Mio. DM, für Literaturbeschaffungen 6.0 Mio. DM, für laufende Sachbedarfe 7.1 Mio. DM und für Investitionen 1.0 Mio. DM aufgewendet. Die verbleibenden 3.0 Mio. DM haben die Fachbereiche und ihre Einrichtungen zur Übertragung in das Haushaltsjahr 1997 angemeldet.

Für die Fachbereiche und ihre Einrichtungen hat die Zentrale Beschaffungsabteilung über den Zentralen Gerätefonds sowie den Zentralen Möbelfonds 2.0 Mio. DM ausgegeben. Weitere 0.6 Mio. DM sind an Reisekosten und zur Unterstützung des Drucks ausgezeichneter Dissertationen aufgewendet worden. Die Universitäts-und Landesbibliothek hat mehr als 4.2 Mio. DM für Zeitschriften, neue Literatur und neue Medien (CD-ROM u. ä.) eingesetzt. Das Universitätsrechenzentrum hat 2.1 Mio. DM für Hard- und Software ausgegeben. Der Betrieb der Zentren und Zentralen Betriebseinheiten hat für Lehre und Forschung 1.6 Mio. DM gekostet.

Schließlich hat das Rektorat aus finanzautonom gewonnenen Mitteln und aus Mitteln der Titelgruppe 94 förderungswürdige Ideen und vielfältige Unternehmungen über die Zentrale Reserve mit einem Betrag in Höhe von 2.6 Mio. DM unterstützt. In vergleichbarer Weise konnten kleinere und größere Unterhaltungsarbeiten an Grundstücken, Gebäuden und Räumen im Umfange von 5.1 Mio. DM aus finanzautonomer Quelle gefördert werden, die anderenfalls mangels Finanzmasse unerledigt geblieben wären.

Die finanzielle Situation war insgesamt noch zufriedenstellend, obwohl folgende Einsparungen erfolgt sind:

2.2 Notzuschlagsprogramm

Im Haushaltsjahr 1996 wurden im Rahmen des Notzuschlagsprogramms mit 2,13 Mio. DM für überlastete Fächer gut ein Fünftel weniger Mittel vom Wissenschaftsministerium zugewiesen als 1995 (2,70 Mio. DM) Es konnten wiederum 17 Fächer/Lehreinheiten mit Beträgen zwischen knapp 6 TDM und gut 557 TDM gefördert werden. Landesweit standen 1996 lt. Haushaltsplan 30,2 Mio. DM zur Verfügung. Ausweislich des Haushaltsplanentwurfs bleibt der Ansatz 1997 konstant.

2.3 Entwicklung des Personalhaushaltes

2.3.1. Schloß

Auch im Jahr 1996 wurde die haushaltsgesetzliche Stellenbesetzungssperre von 12 Monaten weitergeführt. Ausnahmen hiervon bestanden wiederum für Planstellen und Stellen der Medizinischen Einrichtungen, die der Krankenversorgung dienen, sowie für Planstellen in Lehreinheiten mit erschöpfender Nutzung der Ausbildungskapazität. Darüber hinaus waren einzelne Fächer, die zu mehr als 100 % ausgelastet sind, von der Stellenbesetzungssperre ausgenommen.

Von den 121 im Rahmen der Maßnahmen zur Konzentration und Neuordnung von Studienangeboten/Studiengängen ab 1983 zur Umsetzung vorgesehenen Stellen sind inzwischen 94 Umsetzungen verwirklicht worden. Von den im Rahmen der sogenannten aufgabenkritischen Überprüfung des Stellenbedarfs abzusetzenden 64 Stellen sind bis zum Ende des Haushaltsjahres 1996 bereits 62 Stellen in das Zentralkapitel des MWF umgesetzt.

Insgesamt beliefen sich die etatmäßigen Personalkosten der Fachbereiche - ohne Medizin - 1996 auf rund 215 Mio. DM zuzüglich der 19 Mio. DM, die für Hilfskraftvergütungen aufgewendet wurden.

2.3.2. Medizinische Einrichtungen

Auch im Jahr 1996 war die Personalpolitik sowohl von den Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand als auch von der anhaltenden Spardiskussion im Bereich des Gesundheitswesens geprägt. Die Festschreibung der Höhe der Mittel für die Krankenversorgung ließ die in einigen Bereichen dringend geforderte Aufstockung des Personalbestandes nicht zu. Erschwerend kam hinzu, daß die gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Diskussion über die Finanzierung des Gesundheitswesens unzumutbar lange unklar blieben. Die freiwerdenden Stellen, die nicht der Krankenversorgung dienen, wurden weitgehend auch im Berichtsjahr für die Dauer eines Jahres gesperrt. Insbesondere in den Bereichen, die ausschließlich der Forschung dienen, führte dies in Einzelfällen zu empfindlichen Engpässen.

Angesichts der schwierigen Arbeitsmarktsituation bereitete die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern überwiegend keine Probleme. Selbst im Bereich der Krankenpflege oder auch für die traditionellen Engpaßbereiche wie den Operationsdienst oder das Fachpersonal für den Intensivbereich konnten die offenen Stellen überwiegend besetzt werden. Insgesamt ließ sich so der Einsatz geringer qualifizierter Hilfskräfte weitgehend zurückdrängen.

Im Hinblick auf die Zahl der Auszubildenden zeichnete sich im Jahre 1996 eine Trendwende ab. Angesichts der Probleme Jugendlicher, Ausbildungsplätze zu finden, wurden vereinte Anstrengungen unternommen, um mehr Ausbildungsplätze anzubieten. Im Ergebnis gelang es erstmalig seit langem, die Zahl der Ausbildungsplätze um ca. 10 % zu steigern.

2.4 Wissenschaftlicher Nachwuchs

2.4.1 Graduiertenförderung

Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses wurden unserer Hochschule vom MWF insgesamt 863 TDM zur Verfügung gestellt. Die 53 Stipendiaten verteilen sich auf alle Fachbereiche.

2.4.2 Wiedereinstiegsstipendien - HSP II

Dieses Förderungsprogramm ermöglicht insbesondere Frauen, ein z.B. wegen Kindererziehungszeiten abgebrochenes bzw. unterbrochenes wissenschaftliches Forschungsvorhaben fortzusetzen. Vier Frauen nutzen zur Zeit diese Förderungsmöglichkeit. Die zur Verfügung gestellten Mittel in Höhe von 53 TDM wurden verausgabt

2.5 Bauunterhaltung ohne Medizin

2.5.1. Einmalige Baumaßnahmen

Aus dem Bereich der einmaligen Baumaßnahmen ist auf die planmäßige Fertigstellung des Ersatzbaues des Institutes für Lebensmittelchemie im Naturwissenschaftlichen Zentrum sowie die Inbetriebnahme der neuen Telekommunikationsanlage um die Jahreswende 1996/97 hinzuweisen.

2.5.2. Kleinere Baumaßnahmen

Auch im Jahre 1996 wurden kleinere Neu-, Um- und Erweiterungsbauten sowie Maßnahmen zur Schaffung von weiteren Studienplätzen, zur Verbesserung der Arbeitsplatzsituation und zur besseren Raumausnutzung durchgeführt. Insgesamt wurden zur Durchführung von kleineren Neu-, Um- und Erweiterungsbauten rd. 2 Mio DM verausgabt. Ferner war die Universität gezwungen, in einer Vielzahl von Bauunterhaltungsmaßnahmen rd. 12 Mio DM für dringend notwendige Sanierungen bereitzustellen.

2.5.3. Raumverteilungsmaßnahmen und Verlagerung von Hochschuleinrichtungen

Durch eine Vielzahl von Umzügen, die in der Aufstellung des Baudezernates aufgeführt sind, ist es in diesem Jahr erfreulicherweise gelungen, verstreut liegende Institute zusammenzulegen und insbesondere die Zahl der gemieteten Flächen zu verringern. Ermöglicht wurden die dazu häufig notwendigen kleineren Baumaßnahmen durch Bereitstellung von Mitteln aus dem Globalhaushalt.

2.5.4. Übernahme von Grundstück und Gebäuden

Von der Bezirksregierung Münster wurden die Gebäude Nr. 25 und 26 des ehemaligen Britischen Militärhospitals mit einer Hauptnutzfläche von 446,30 m² an die Universität zur Nutzung übertragen, in denen ein Teil der Mitarbeiter aus dem Universitätsrechenzentrum untergebracht wurden.

2.5.5. Erwerb und Veräußerung von Grundstücken

Erfreulicherweise konnte für die Universität Münster die Liegenschaft Niels-Stensen-Kolleg des Bischöflichen Stuhls zu Osnabrück in der Philippistraße 2 mit einer Gesamtgrundstücksfläche von 8.141 m² und mit einer Hauptnutzfläche von 1.424 m² erworben werden. Nach Abschluß der Umbauarbeiten ist geplant, dort ab WS 1997/98 u. a. das Institut für Musikpädagogik sowie das Institut für Haushaltswissenschaft und Didaktik der Haushaltslehre unterzubringen.

2.6 Baumaßnahmen im Bereich der Medizin

Im April des Jahres 1996 wurde ein weiterer Bauabschnitt im Altgebäude der ehemaligen Frauenklinik fertiggestellt. Damit ist das Institut für Reproduktionsmedizin nunmehr in einem Gebäude untergebracht. Ferner konnten dem Institut für Transfusionsmedizin und Transplantationsimmunologie dringend benötigte Räume zugewiesen werden.

Im Altgebäude der ehemaligen Medizinischen Klinik stehen der renovierte Hörsaal und der Seminarraum wieder zur Verfügung. Mit dem Beginn eines weiteren Bauabschnittes ist zu Beginn des Jahres 1997 zu rechnen. Ferner verfügt das Institut für Physiologische Chemie und Pathobiochemie nun über renovierte Laborbereiche.

3. Lehre und Studium

3.1 Studierendenzahlen und Studienanfängerzahlen

Im Wintersemester 1996/97 erreichte die Studierendenzahl mit 45.163 Studierenden (Semesterendstand) einen neuen Höchststand in der Geschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität. Mit der erneut gestiegenen Studierendenzahl festigte die Universität ihre Position als viertgrößte Universität nach den Universitäten München, Köln und der FU Berlin.

Der unter Berücksichtigung der gestiegenen Exmatrikulierten- und der rückläufigen Hochschulwechslerzahl bereinigte Zuwachs von 561 geht zu fast gleichen Teilen auf das Konto der gestiegenen Erstimmatrikuliertenzahl (5.661 gegenüber 5.387 in 1995) und des erhöhten Ausgangsbestands. Bei einem allgemeinen Anstieg um 235 oder 0,5 (1,6) Prozent ist die Entwicklung der Studierendenzahlen in den einzelnen Fachbereichen sehr unterschiedlich verlaufen. Überdurchschnittlich gestiegen ist die Studierendenzahl in den Fachbereichen Sportwissenschaft und Sozialwissenschaft, während andere Fachbereiche, so z.B. die Medizin oder die Geowissenschaften, auch aufgrund von Zulassungsbeschränkungen rückläufige Studienanfängerzahlen aufweisen.

3.2 Entwicklungen in der Lehre

Die Umsetzung der Eckdatenverordnung hat sich im vergangenen Jahr nur zögerlich entwickelt. Das Abstimmungsverfahren zwischen den Fachbereichen für die quantitative und die qualitative Ausgestaltung von Haupt- und Nebenfächern ist von erheblichen Friktionen begleitet. Gleichwohl ist festzustellen, daß die Gespräche zwischen den Fachvertretern und den Fachbereichen konstruktiv und zielgerichtet geführt werden und damit die Umsetzung der Eckdatenverordnung fortgeführt wird. Der schwierige Umsetzungsprozeß hat aber zur Folge, daß nach der Diplomprüfungsordnung Physik im Jahre 1996 nur vier weitere Ordnungen an die Eckdaten angepaßt und den zentralen Gremien vorgelegt worden sind. Landesweit hat die Universität Münster deshalb einen Nachholbedarf. Anzumerken ist allerdings, daß die von der WWU an das MWF weitergeleiteten Ordnungen - im Unterschied zu denjenigen einer Reihe anderer NRW-Universitäten - in aller Regel mit kleinen redaktionellen Veränderungen auch veröffentlicht werden. Gravierende Mängelrügen sind bisher nicht erfolgt.

Die bekannte Abfolge der Änderungsverordnungen zur Lehramtsprüfungsordnung ist auch in 1996 nicht unterbrochen worden. Der siebten Änderungsverordnung folgte zunächst im Entwurf eine achte Änderungsverordnung, für die inneruniversitär wiederum das gesamte Stellungnahmeverfahren in Gang gebracht werden mußte. Die Universität Münster hat gut daran getan, das Vorliegen der achten Änderungsverordnung für die Erarbeitung neuer Studienordnungen abzuwarten. Die inhaltlichen Präzisierungen der nunmehr vorliegenden achten Änderungsverordnung sind so erheblich, daß an anderen Hochschulstandorten zwischenzeitlich erarbeitete Studien- und Zwischenprüfungsordnungen erneut novelliert werden müssen. Auf welcher rechtlichen Basis dann in späteren Jahren ein Prüfungskandidat zur Ersten Staatsprüfung zugelassen werden wird, bleibt eine offene Frage, die das Schulministerium zu beantworten hat. Die Universität Münster hat mit dem Staatlichen Prüfungsamt in Münster eine Verabredung dahingehend getroffen, Studien- und Zwischenprüfungsordnungen jeweils zu Semesterbeginn in Kraft treten zu lassen, um die komplizierten Übergangsregelungen überschaubar und anwendbar zu lassen.

Die Denkschrift "Schule der Zukunft - zur Zukunft der Bildung" und der Abschlußbericht der Sachverständigenkommission "Lehrerausbildung" der gemeinsamen Kommission für die Studienreform im Land Nordrhein-Westfalen machen Vorschläge zur inhaltlichen und organisatorischen Neustrukturierung der Lehrerausbildung. Ansätze hierzu versucht die Zentrale Koordination Lehrerausbildung, ein Modellversuch des Ministeriums an der Universität Münster, zu realisieren. Die Bereitschaft von Schulen, Studienseminaren und Mitgliedern der Schulverwaltung auf den einzelnen Ebenen, an konkreten Projekten mitzuarbeiten, kann als erfreulich bezeichnet werden.

3.3. Prüfungs- und Studiendauer

Hinsichtlich der inzwischen für die Höhe der Mittel für Forschung und Lehre zunehmend bedeutsam werdenden Studienerfolgs- und Leistungskriterien, z. B. Absolventenzahlen und Studienzeiten, kann die Westfälische Wilhelms-Universität erneut auf insgesamt durchaus positive Ergebnisse verweisen. So verzeichnete die Universität Münster nach Angaben des Statistischen Landesamtes im Prüfungsjahr 1995 mit 5.212 bestandenen Abschlußexamen die höchste Absolventenzahl in ihrer Geschichte und nach der Universität Köln die meisten Prüfungen an einer nordrhein-westfälischen Hochschule. Bei einer gegenüber 1994 leicht gestiegenen Gesamtzahl von bestandenen Abschlußprüfungen (5.212 gegenüber 5.195) fällt insbesondere die gestiegene Zahl der Lehramtsprüfungen ins Auge.

4. Forschungsförderung, Forschungstransfer und Drittmittel

Positive Unruhe ist in unserer Universität durch die Änderung des Finanzierungssystems der nordrhein-westfälischen Hochschulen entstanden. Die erfolgreiche Einwerbung von Drittmitteln wird inzwischen bei der Verteilung der Mittel für Forschung und Lehre als ein Leistungskriterium mit berücksichtigt. Dabei ist festzustellen, daß unsere Universität im Drittmittelgeschäft im landesweiten Vergleich mit den im Berichtszeitraum insgesamt verausgabten 65 Mio. DM - davon allein 28 Mio. DM in der Medizinischen Fakultät - durchaus keine Spitzenposition einnimmt.

Um diese Situation zu verbessern, hat das Rektorat 400 TDM zur hochschulinternen Forschungsförderung bereitgestellt und auf diese Weise das Anschubfinanzierungsprogramm ins Leben gerufen. Insgesamt 35 Anträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern konnten positiv entschieden werden. Kriterien für die Vergabe der Mittel waren zum einen, daß die gewährte Unterstützung einer beabsichtigten Drittmitteleinwerbung diente, die ihrerseits hinreichend wahrscheinlich erschien; und zum zweiten mußte ein besonderer Förderungsgrund vorliegen.

Zur Verbesserung der Beteiligung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der WWU an Forschungsprogrammen der Europäischen Union hatte das Rektorat schon im Jahre 1995 in einer Gemeinschaftsinitiative mit dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung Starthilfemittel in einer Größenordnung von 50 TDM bereitgestellt. Dieses Starthilfeprogramm speziell für EU-Forschungsprojekte wurde nach der regen Beteiligung im Jahr 1995 auch im Berichtszeitraum weitergeführt, allerdings mit geringerer Resonanz. Die Gründe hierfür dürften im wesentlichen darin liegen, daß sich das vierte EU-Forschungsrahmenprogramm in seiner Auslaufphase befindet. Außerdem beeinträchtigte die vom Finanzminister verhängte und für das Starthilfeprogramm unmittelbar wirksame Haushaltssperre über mehrere Monate hinweg das Vergabeverfahren.

Die DFG hat erfreulicherweise im Berichtszeitraum der Universität zwei neue Sonderforschungsbereiche bewilligt: Im Sommersemester konnte der SFB 1590 "Mechanismen der Entzündung: Interaktionen von Endothel, Epithel und Leukozyten" seine Arbeit aufnehmen, und im Dezember wurde der Antrag auf Einrichtung des SFB 1595 "Molekulare Orientierung als Funktionskriterium in chemischen Systemen" positiv beschieden. Damit hat sich die Zahl der derzeit an unserer Universität eingerichteten Sonderforschungsbereiche auf 6 erhöht. Dem Rektorat ist bekannt, daß derzeit in mehreren Fachbereichen intensiv an der Vorbereitung weiterer Anträge auf Einrichtung eines Sonderforschunsbereiches gearbeitet wird. Soweit erforderlich, wird das Rektorat auch hier fördernd tätig werden.

Ebenfalls in den Berichtszeitraum fiel die Zusage des BMBF das bereits im Jahre 1995 in der Medizinischen Fakultät eingerichtete Interdisziplinäre Klinische Forschungszentrum - IKF - im Rahmen des Programms Gesundheit 2000 in einer Größenordnung bis zu 30 Mio. DM zu fördern. Damit erfolgte eine zukunftweisende Weichenstellung der universitären medizinischen Forschung.

Erhebliche Bedeutung hat das in der Medizinischen Fakultät im Jahr 1996 ins Leben gerufene Programm Innovative Medizinische Forschung (IMF). 500 TDM will das Ministerium für Wissenschaft und Forschung jährlich zur Stärkung des Medizinischen Forschungsprofils aus dem Innovationsprogramm Forschung zur Verfügung stellen. 3 Mio. DM müssen jährlich aus dem sogenannten Zuführungsbetrag ergänzend aufgebracht werden.

Die DFG hat im Jahr 1996 an unserer Universität die Förderung von zwei weiteren Graduiertenkollegs aufgenommen, so daß derzeit insgesamt sieben Graduiertenkollegs in Münster eingerichtet sind.

Daß im Berichtszeitraum für zahlreiche neue Forschungsvorhaben, die im einzelnen hier nicht aufgeführt werden können, die finanziellen Voraussetzungen geschaffen wurden, und zwar durch Förderzusagen insbesondere der DFG, des BMBF, der VW-Stiftung, der EU sowie öffentlicher und privater Partner im Rahmen der Auftragsforschung, ist im Grunde schon universitäres Alltagsgeschäft, gleichwohl zur Aufgabenerfüllung unverzichtbar.

Schließlich ist es immer wieder erfreulich, darüber zu berichten, daß erneut eine große Anzahl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität für herausragende Leistungen in der Forschung Preise erhalten haben oder auf andere Weise geehrt worden sind. Stellvertretend für alle Ausgezeichneten seien an dieser Stelle nur die folgenden genannt: Preisträgerin im Rahmen des Gerhard Hess-Nachwuchswissenschaftlerprogramms der DFG wurde die Chemikerin PD Dr. Sabine Laschat. Der Mediziner Prof. Dr. Eberhard Nieschlag wurde mit dem Ernst-Jung-Preis ausgezeichnet. Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Jörg Baetge und der Mediziner Prof. Dr. Dr. Otmar Schober wurden als neue Mitglieder in die Klasse für Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften der Nordrhein-Westfälischen-Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Prof. Putnis konnte für seine Forschung auf dem Gebiet der Geowissenchaften den Schlumberger Preis, der gleichnamigen Firma entgegennehmen. Weitere hochdotierte Preise gingen an den Medizinhistoriker Dr. Urban Wiesing (Stehr-Boldt-Preis der Universität Zürich), an den Kardiologen Dr. Martin Borgrefe (Fritz-Acker-Preis), sowie an den Mediziner Prof. Karl-Heinz Rahn (Franz-Gross-Preis), sowie den Biochemiker Prof. Dr. D. Vestweber, der mit dem DeGruyter-Preis ausgezeichnet wurde. Viele weitere, auch akademische Ehrungen lassen sich an dieser Stelle leider nicht im einzelnen aufführen. Allen Preisträgern, auch den hier nicht genannten, gebührt Dank für Ihr herausragendes Engagement, mit denen sie das Forschungsprofil unserer Universität gestärkt haben.

5. Situation der Studierenden

5.1 Behinderte Studierende

Auch in vergangenen Jahr hat die Universität alle Anstrengungen unternommen, um im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Gebäude für Behinderte besser zugänglich zu machen. So konnte beispielsweise die 1995 begonnene Errichtung eines behindertengerechten Aufzugs am Gebäude Domplatz 23 fertiggestellt werden.

5.2 Wohnungssituation

Die Wohnungssituation in Münster hat sich analog der Entwicklung auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt deutlich entspannt. Derzeit stehen den Studierenden der Münsteraner Hochschulen in der Stadt Münster 6.237 Wohnheimplätze zur Verfügung.

6. Auslandsbeziehungen

Erneut weilten zahlreiche ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie Studierende an der Universität Münster. Das bereits jetzt dicht geknüpfte Netz von Partnerschaftsabkommen wurde durch weitere Abkommen mit den Universitäten Babes-Boylai, Damaskus, Minsk, Posen, York und Zypern noch enger gewebt. Dabei ist zu betonen, daß viele der Partnerschaften bereits lange auf persönlicher Ebene oder durch Beziehungen zwischen Instituten bestanden und nun existierende Beziehungen durch diese Verträge einen formalen Rahmen erhalten.

Der bereits beschrittene Weg der Doppeldiplomierung der Wirtschaftswissenschafltichen Fakultät mit Montpellier und mit Paris II soll auch im folgenden Jahr weiter fortgeschritten werden. Ganz aktuell bemüht sich zur Zeit die Münsteraner Romanistik - gemeinsam mit der Politischen Wissenschaft - in enger Kooperation mit dem IEP in Lille, einen internationalen Studiengang mit Doppeldiplomierung ins Leben zu rufen.

7. Beziehungen der Westfälischen Wilhelms-Universität zur Stadt und Region

Die Westfälische Wilhelms-Universität war auch im Jahre 1996 in die Aktivitäten der Stadt und der Region Münster eng eingebunden. So beteiligte und unterstützte die WWU Universitätstage in den Städten Dülmen/Haltern/Havixbeck, Dorsten, Hamm, Coesfeld, Bocholt und Papenburg. Die Universitätstage in Papenburg standen in diesem Jahr ganz im Zeichen des Jubiläums "50 Jahre Papenburger Hochschultage". Mit großem Erfolg wurden darüber hinaus in einigen Städten des weiteren Einzugsgebietes von Münster Veranstaltungen zur Information von angehenden Studierenden durchgeführt.

Erneut wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Osnabrück die nun 3. Internationale Sommeruniversität durchgeführt, die unter dem Thema stand: "Datenautobahnen, die Informationsgesellschaft und die Arbeitswelt der Zukunft". Nicht allein mit dieser Veranstaltung sondern auch durch die "Medientage" der Universität in der Halle Münsterland hat die WWU erneut für die Region wichtige Impulse für den weiteren Ausbau der Wissenschafts- und Messestadt Münster gegeben.

Am "Tag der offenen Tür" am 7. November nahmen wiederum ca. 7 - 8.000 Schülerinnen und Schüler der Oberstufen der Gymnasien und Gesamtschulen im Einzugsbereich der Universität teil. Die immer noch ansteigende Resonanz zeigt, wie wichtig diese Veranstaltung gerade für den zukünftig sich verschärfenden Wettbewerb um Studienanfänger ist.

In enger Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband und der Region war die Universität ferner an den Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten zum zweihundertsten Geburtstag von Annette von Droste-Hülshoff eingebunden, an der sich zum einen die ULB durch eine vielbeachtete Ausstellung und zum anderen zahlreiche Professoren des FB 11 mit Forschungsbeiträgen beteiligten.

8. Ziele und Aufgaben

Eine Reihe von Aufgabengebieten, die schon 1995 und 1996 - teilweise schon davor - die Arbeit des Rektorats bestimmt haben, spielen auch im Jahr 1997 wieder eine besondere Rolle. Hierzu gehören vor allem:

Forschungsförderung

Die Westfälische Wilhelms-Universität gehört hinsichtlich der Studierendenzahlen und der Absolventenzahlen zu den führenden Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland. Dem gegenüber waren vor allem 1994 und 1995 im Vergleich zu anderen großen deutschen Universitäten deutliche Defizite in der drittmittelgeförderten Forschung zu beobachten. So nahm die Universität Münster beispielsweise bei Projekten im Rahmen von Sonderforschungsbereichen, Schwerpunktbereichen, Forschergruppen und Graduiertenkollegs sowie ebenfalls bei Projekten im Normalverfahren jeweils der Deutschen Forschungsgemeinschaft lediglich einen Platz in der unteren Hälfte der Rangskala der deutschen Universitäten ein. Eine Ausnahme hiervon bildete lediglich die Medizinische Fakultät.

Gravierende Wirkungen der relativ geringen Drittmitteleinwerbung ergaben sich mit der Einführung der leistungsbezogenen Mittelverteilung des Landes Nordrhein-Westfalen im Jahr 1995. Das Rektorat sah sich nicht zuletzt deshalb dazu veranlaßt, der Forschungsförderung höchste Priorität einzuräumen. Hierzu wurden zum einen Anschubfinanzierungen für Forschungsprojekte gewährt, die 1996 einen Betrag von über 500.000 DM ausmachten, und zum anderen immer wieder Appelle an Fachbereiche und Fächergruppen gerichtet sowie gezielt Gespräche mit Wissenschaftlern in verschiedenen Fachbereichen sowie mit Drittmittelgebern geführt.

Erfreulich ist, daß diese Forschungsförderung erste Erfolge zeigt. Im Jahr 1996 wurden beispielsweise zwei neue Sonderforschungsbereiche genehmigt, zwei Anträge für Sonderforschungsbereiche auf den Weg gebracht und darüber hinaus konkrete Schritte zur Beantragung weiterer Sonderforschungsbereiche, Forschergruppen und Graduiertenkollegs unternommen. Realistischerweise muß allerdings akzeptiert werden, daß sich nicht alle Anträge, Pläne und Wünsche auf drittmittelgeförderte Forschungsprojekte auch tatsächlich realisieren lassen. Der Wettbewerb um Drittmittel hat sich in jüngster Zeit erheblich intensiviert. Die Erfolgsquote der an die DFG gerichteten Anträge liegt derzeit nur bei 30-40 %. Gleichwohl sind alle Anstrengungen auf Erhöhung der drittmittelgeförderten Forschung nach wie vor von großer Bedeutung. Selbst wenn Anträge auf Großprojekte erfolglos sind, ergeben sich häufig aus den gewonnen Erfahrungen nachhaltige Effekte für die Durchführung kleinerer Teilprojekte, für die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie für neue Projektinitiativen.

Das Rektorat wird auch 1997 die Maßnahmen zur Forschungsförderung fortführen und die Anschubfinanzierung vor allem für drittmittelgeförderte Forschungsprojekte vermutlich noch weiter erhöhen. Nicht zuletzt ist das Rektorat auch ganz besonders darum bemüht, adäquate räumliche Bedingungen für zusätzliche Forschungsprojekte zu schaffen. Obwohl die Universitäten auch von den Politikern immer wieder zur Intensivierung ihrer Forschungsaktivitäten aufgefordert werden, läßt die Unterstützung bei der räumlichen Ausstattung der Drittmittelforschung nach wie vor zu wünschen übrig. Die Universitäten sind gezwungen, dies unter schwierigsten Bedingungen selbst zu leisten.

Wissens- und Technologietransfer

Die Universitäten sind mehr denn je aufgefordert, durch Wissens- und Technologietransfer einen Beitrag zur Sicherung des Produktionsstandorts Deutschland zu leisten. Im Rahmen der Forschungsaktivitäten wird es in Zukunft vermehrt darum gehen, den Anwendungsaspekt stärker zu berücksichtigen, die Zusammenarbeit mit der Praxis zu intensivieren, die Potentiale für innovative Entwicklungen auszuschöpfen sowie universitätsübergreifende Gestaltungsverantwortung zu übernehmen.

Mit der Arbeitsstelle Forschungstransfer besteht an der Universität Münster eine Institution, die gezielt Beratung und Unterstützung im Bereich des Wissens- und Technologietransfers anbietet. In einer Reihe naturwissenschaftlicher Bereiche - z.B. in der Informatik - sind in den vergangenen Jahren in enger Zusammenarbeit mit der Praxis schon viele Projekte hervorgegangen, die letztlich mit erfolgreichen Transferwirkungen verbunden waren. Das betraf sowohl Produktentwicklungen als auch Unternehmensgründungen. Die Universität Münster könnte und sollte auf diesem Gebiet allerdings noch mehr leisten.

Wichtig ist auch der Aspekt von Unternehmensgründungen aus der Wissenschaft heraus. Die Forschungsförderung der Universität wird sich in Zukunft hieran orientieren müssen. Die Aspekte von Wissens- und Technologietransfer sowie von Unternehmensgründungen haben allerdings auch bereits im Rahmen der Ausbildung der Studierenden eine große Bedeutung. Es muß darum gehen, die Studierenden frühzeitig auf ihre Verantwortlichkeiten und Aufgaben für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands vorzubereiten und sie frühzeitig mit den Möglichkeiten innovativer Unternehmensgründungen vertraut zu machen. Ohnehin ist unbestritten, daß ein großer Teil des Wissenstransfers durch das Studium selbst erfolgt.

Regionale Aktivitäten

Wie schon in den vergangenen Jahren, so hat es auch im Jahr 1996 eine Reihe von Kontaktgesprächen zwischen der Universität Münster auf der einen Seite und der Stadt Münster sowie den Kreisen des Münsterlandes auf der anderen Seite gegeben. So fand beispielsweise in der Universität ein intensiver Gedankenaustausch zwischen dem Rektorat, dem Regierungspräsidenten, dem Oberstadtdirektor der Stadt Münster und den Oberkreisdirektoren des Münsterlandes statt, bei dem zum einen aktuelle Informationen über Stand und Entwicklung der Universität Münster gegeben wurden und zum anderen Möglichkeiten und Perspektiven einer Zusammenarbeit zwischen Universität und den Kreisen des Münsterlandes erörtert wurden. Dabei zeigte sich, daß auch die Regionen des Münsterlandes ein großes Interesse an den Forschungsaktivitäten der Universität Münster haben und daß der Wunsch besteht, wissenschaftliche Forschungseinrichtungen auch in die Region hinein wirken zu lassen.

Zu den wichtigsten regionalen Aktivitäten der Universität Münster zählten 1996, wie schon früher, wieder die Universitätstage, die diesmal in Bocholt, Coesfeld, Dülmen, Dorsten, Hamm, Haltern, Havixbeck und Papenburg stattfanden. Zu einem besonderen regionalen Ereignis wurde auch die Ausstellung "IQ Faszination Forschung" auf dem Flughafen Münster-Osnabrück, die u. a. dem Wissens- und Technologietransfer gewidmet war und Impulse zu einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis geben sollte. An der Eröffnung nahmen neben hochrangigen Vertretern aus der regionalen Politik und Wirtschaft auch Bundesminister Rüttgers und Landesminister Clement teil.

In den Gesprächen mit der Stadt Münster wurde im Jahr 1996 insbesondere der Beitrag der Universität zur wirtschaftlichen und strukturellen Entwicklung der Stadt erörtert. Dabei kam es u.a. zu einer gemeinsamen Initiative, durch die der Wissenschaftsstandort Münster gestärkt werden soll. Besonders wichtig war in diesem Zusammenhang ein Treffen von Stadt, Universität und Fachhochschule mit Ministerpräsident Rau sowie weiteren Vertretern der Landesregierung in der Düsseldorfer Staatskanzlei. Verabredet wurde dort die Einrichtung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe, die ab 1997 Vorschläge zum Ausbau von Wissenschaft und wissenschaftsnahen Dienstleistungsbereichen in der Stadt Münster erarbeiten soll. Universität und Fachhochschule werden daran beteiligt sein und damit zum Ausdruck bringen, daß sie sich ihrer Verantwortung nicht nur im Hinblick auf die Aufgaben von Forschung und Lehre, sondern auch im Hinblick auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in der Stadt Münster und im Münsterland bewußt sind.

Zusammen mit der Stadt Münster veranstaltete die Universität auch 1996 wieder verschiedene Veranstaltungen, so unter anderem einige Vortragsreihen, die Multimedia-Tage sowie ein größeres internationales Symposium zum Westfälischen Frieden. Zu den herausragenden Aktivitäten innerhalb der Stadt zählte auch das Symposium "Wissenschaft und Handwerk", das in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Münster veranstaltet wurde. Prominente Teilnehmer an diesem Symposium waren u.a. Bundesminister Rüttgers, Landesminister Clement und der ehemalige Bildungs- und Wissenschaftsminister von Bayern, Prof. Maier.

Internationale Beziehungen

Die vielfältigen internationalen Kontakte zwischen der Universität Münster und Universitäten in allen Teilen der Welt wurden auch 1996 durch einen umfangreichen Mitteleinsatz sowie durch viele Gastbesuche maßgeblich unterstützt. Der Rektor besuchte die Universitäten York (Großbritannien), Damaskus (Syrien), Zypern, Minsk (Weißrußland), Krakau (Polen), Izmir (Türkei), Lima (Peru), Arequipa (Peru), Santiago de Chile, Concepciòn (Chile) und Valdivia (Chile). Kooperationsvereinbarungen wurden mit den Universitäten Babes-Boylai (Rumänien), Damaskus, Minsk, Posen, York und Zypern abgeschlossen. Die Zusammenarbeit mit der Universität Zypern wird durch Gründung eines Instituts für Zypernstudien im Fachbereich 7 unserer Universität einen besonderen institutionellen Rahmen erhalten. Weitere Kooperationsvereinbarungen mit Krakau und Valdivia befinden sich in Vorbereitung.

Die gute Zusammenarbeit mit den Universitäten Riga, Tartu und Vilnius in den Baltischen Staaten wurde fortgeführt und zum 5. Jahr der Unabhängigkeit dieser Staaten durch ein deutsch-baltisches Symposium unterstrichen, an dem neben prominenten Referenten auch der Rektor und der Prorektor der Universität Riga sowie der Rektor der Universität Tartu teilnahmen.

Von besonderer Bedeutung war 1996 die Einführung von zwei Doppeldiplomstudiengängen der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Zusammenarbeit mit der Universität Montpellier (in der Betriebswirtschaftslehre) sowie der Universität Paris II (in der Volkswirtschaftslehre). Hiermit wird deutschen und französischen Studierenden die Möglichkeit eröffnet, Teile ihres Hauptstudiums jeweils an der Partneruniversität zu absolvieren und im Rahmen einer gegenseitigen Anerkennung von Studien- und Prüfungsleistungen gleichzeitig den deutschen und französischen Diplomgrad zu erwerben. Dadurch werden nicht nur Sprachkompetenz und Auslandserfahrung, sondern auch Mobilität und Flexibilität gewährleistet.

Das Rektorat wird auch im Jahr 1997 darauf hinwirken, daß sich weitere Studiengänge diesem Vorbild anschließen. Darüber hinaus legt das Rektorat aber auch großen Wert darauf, daß die internationalen Austauschprogramme erweitert werden und daß vor allem hier in Münster fremdsprachliche Studienangebote in verschiedenen Fachgebieten eingerichtet werden. Damit soll nicht zuletzt die Attraktivität des Studienorts Münster für ausländische Studierende erhöht werden. In diesem Zusammenhang wird 1997 auch eingehend zu erörtern sein, ob und inwieweit die Studiengänge der Universität Münster mit denjenigen an ausländischen Universitäten kompatibel zu machen sind.

Studienreform

Auch im Jahr 1996 hat die Universität Münster mit zahlreichen Projekten am Programm "Qualität der Lehre" teilgenommen. Insbesondere wurden dabei Tutorenprogramme unterstützt, mit denen beispielsweise ein effizientes Studium in kleineren Gruppen bereits im Grundstudium ermöglicht wird. Intensiv fortgeführt wurden die Überlegungen zur Straffung und Modernisierung von Studiengängen auf der Grundlage der Eckdatenverordnung. Obwohl schon eine Reihe von Studien- und Prüfungsordnungen angepaßt worden sind, sind die Studienreformaktivitäten angesichts der Vielzahl von Studiengängen bei weitem noch nicht abgeschlossen. Auch für 1997 sind wiederum Anpassungen von Studien- und Prüfungsordnungen zu erwarten.

Zu den Studienreformbemühungen der Universität Münster zählen auch die zuvor schon erwähnte Einführung von Doppeldiplomstudiengängen in Zusammenarbeit mit ausländischen Universitäten, das neu eingerichtete Fremdsprachenstudium in der Juristischen Fakultät sowie die endgültige Konzipierung des Studiengangs "Angewandte Kulturwissenschaften" als ein Nebenfach im Magisterstudiengang.

Neustrukturierung der Philosophischen Fakultät

Die Neustrukturierung der Philosophischen Fakultät ist im Jahr 1996 einen weiteren Schritt vorangekommen. Die Fachbereiche 11 (Germanistik), 12 (Anglistik) und 13 (Romanistik und Slavistik) sowie Teilbereiche der Fachbereiche 14 (Alte und außereuropäische Sprachen und Kulturen) sowie 21 (Didaktik der Deutschen Sprache) haben sich in diesem Jahr zu einem Fachbereich Philologie zusammengeschlossen. Damit ist neben dem bereits durch Zusammenschluß entstandenen neuen Fachbereich 7 (Geschichte und Philosophie) ein neuer großer Fachbereich entstanden. Der Prozeß der organisatorischen Umgestaltung innerhalb der Philosophischen Fakultät wird durch ein in Zusammenarbeit mit dem CHE in Gütersloh durchgeführtes Innovationsprojekt gezielt begleitet.

Das Jahr 1997 wird im Zeichen weiterer Strukturüberlegungen stehen, wobei es zum einen um die endgültige Auflösung des alten Fachbereichs 21 geht und zum anderen, aus den Fachbereichen 6 (Sozialwissenschaften), 8 (Psychologie), 9 (Erziehungswissenschaften) und 20 (Sportwissenschaften) nach Möglichkeit zwei große Fachbereiche zu bilden. Hierzu wurden bereits 1996 eine Reihe vorbereitender Gespräche geführt.

Öffentlichkeitsarbeit

Obwohl die Universität Münster in absehbarer Zeit nicht mit einem nennenswerten Einbruch bei den Studierendenzahlen zu rechnen hat, gehört ihre Öffentlichkeitsarbeit zu den Aufgaben, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Zum einen wird erwartet, daß sie Rechenschaft ablegt über ihre Leistungen in der Lehre und in der Forschung, zum anderen muß sie sich schon jetzt auf den unvermeidlichen Wettbewerbsdruck auf nationaler und internationaler Ebene vorbereiten. Es ist deshalb erforderlich, die Profile und Leistungen der Universität Münster stärker als bisher ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu rücken.

Zu den öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten des Rektorats zählt eine Reihe von Broschüren, die 1995 mit "Studium an der Universität Münster" eröffnet und 1996 mit "Forschung an der Universität Münster" fortgeführt wurde. In weiterer Ergänzung wird Anfang 1997 im neuen Layout eine neue Fassung der Broschüre "Profile" erscheinen, jetzt allerdings in deutscher und englischer Sprache. Weitere Broschüren im Rahmen dieser Reihe sind in Planung.

Zur Öffentlichkeitsarbeit der Universität zählen auch die zahlreichen Ausstellungen im Foyer des Schlosses sowie in der Universitäts- und Landesbibliothek, die vielen öffentlichen Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Stadt Münster, den Kreisen des Münsterlands und wirtschaftlichen Einrichtungen der Region, die intensive Pressearbeit, durch die sich die Universität mit einer Fülle von Ereignissen der Öffentlichkeit präsentiert, sowie Festveranstaltungen wie das Schloßkonzert und der Schloßball.

Wie schon angedeutet, so stehen die zuvor genannten Aufgabenbereiche auch 1997 im Mittelpunkt der Arbeit des Rektorats. Hinzu kommen allerdings Aufgabenfelder, die zwar nicht ganz neu sind, aber von 1997 an eine besondere Aufmerksamkeit verlangen:

Funktionalreform

Nachdem das Wissenschaftsministerium mit den betroffenen Universitäten 1996 bereits intensive Gespräche zur zukünftigen Struktur der Hochschulmedizin geführt hat, sind die Universitäten in 1997 aufgefordert, die inzwischen vom Ministerium veröffentlichten Leitlinien zur Funktionalreform zu diskutieren und ihrerseits Vorschläge für eine Reform der Organisation von Wissenschaft und Universitätsverwaltung zu unterbreiten.

Der Rektor ist Mitglied einer Arbeitsgruppe der LRK, die eigens hierfür eingesetzt worden ist. Um die Diskussion an der Universität Münster voranzubringen, wird 1997 ein Ausschuß zur Funktionalreform eingerichtet, in dem Mitglieder aus den verschiedenen Gruppen der Universität beteiligt sein sollen. Bei der Funktionalreform wird es vor allem darum gehen, den Universitäten größere Autonomiespielräume im Hinblick auf Studienangebote, Forschungsaktivitäten, Berufungspolitik, Haushaltsführung und Organisationsstrukturen einzuräumen, gleichzeitig aber auch sicherzustellen, daß die neuen Aufgaben mit höchstmöglicher Effizienz und zugleich gesellschaftspolitischer Verantwortung erfüllt werden.

Evaluation

Einerseits besteht der Zwang zur Rechenschaftspflicht gegenüber der gesamten Gesellschaft und andererseits macht es der Wunsch nach mehr Autonomie und weniger Staatseinfluß erforderlich, daß die Universitäten Verfahren und Evaluation zur Leistung in Lehre und Forschung entwickeln. Dabei kann auf Erfahrungen in einer Reihe von Ländern (z. B. in den USA und den Niederlanden) sowie in einigen deutschen Universitäten (z. B. im Nordverbund) zurückgegriffen werden. Wünschenswert ist eine Eigeninitiative von Fachbereichen bzw. von Fächern, durch die die Evaluation vor allem auf freiwilliger Grundlage erfolgen soll. Das Rektorat wird solche Aktivitäten 1997 gezielt fördern. Strukturplanung für Lehre, Forschung und Verwaltung

Obwohl die Zahl der Studierenden in den nächsten Jahren vermutlich noch zunehmen wird, ist angesichts der anhaltend angespannten Lage der öffentlichen Haushalte in den kommenden Jahren nicht mit einer Verbesserung der Finanz- und Personallage der deutschen Universitäten zu rechnen. Im Gegenteil, wie sich in einigen Bundesländern schon seit einiger Zeit abzeichnet, ist eher mit einer Verschlechterung der Finanz- und Personalsituation zu rechnen. Wenn sich die Lage in Nordrhein-Westfalen derzeit auch noch relativ günstig darstellt, so wird die Universität Münster dennoch von Einsparungen nicht verschont bleiben.

Mehr denn je ist diese Universität deshalb aufgefordert, die Formulierung wünschenswerter Finanz- und Personalentwicklungen zugunsten einer realistischen zukunftsorientierten Strukturplanung aufzugeben. Das Rektorat wird sich 1997 dieser Aufgabe noch mehr als bisher widmen. Geplant ist in diesem Zusammenhang die Bildung eines Beirats, der aus Mitgliedern der Universität und aus externen Mitgliedern bestehen wird und das Rektorat bei seinen Überlegungen zur Einrichtung moderner und zukunftweisender Strukturen in Lehre, Forschung und Verwaltung unterstützen soll. Das Rektorat regt an, solche "Strukturbeiräte" auch in den Fachbereichen einzurichten, die sich eingehend mit Strukturreformen von Fächern und Fachbereichen beschäftigen sollen.

Eine wichtige Strukturreform, die sowohl Wissenschaft als auch Verwaltung betrifft, ist 1996 mit der Konzeption eines neuen Organisationssystems für den gesamten Bereich der Informationsverarbeitung an der WWU eingeleitet worden. An die Stelle des Rechenzentrums, das eher zentralistisch ausgerichtet war, tritt ab 1997 ein System, das so weit wie möglich dezentral organisiert ist. Zwar besteht weiterhin mit dem IV-Zentrum eine zentrale Betriebseinheit, aber daneben werden zehn dezentrale Betriebseinheiten eingerichtet, die eine größtmögliche Benutzernähe ermöglichen sollen. Entscheidungs- und/oder Beratungsinstanzen in diesem neuen IV-System sind der IV-Lenkungsausschuß, die IV-Kommission sowie die IV-Koordinierungsstelle für das IV-Lehrangebot.

Multimedia

Im Einsatz von Multimedia-Techniken sind auch 1996 an der Universität Münster merkliche Fortschritte erzielt worden. Gleichwohl müssen in vielen Fachbereichen und Fächern noch erhebliche Anstrengungen unternommen werden, um vor allem den Bereich der Lehre mit Multimedia noch effektiver und moderner zu gestalten. Die Aufgaben in diesem Bereich erschöpfen sich allerdings nicht damit, Multimedia in das bestehende Studienangebot zu integrieren, sondern auch mit Hilfe von Multimedia-Techniken neue Studienangebote zu konzipieren. Es ist jetzt schon abzusehen, daß der Bedarf an Fernstudienmöglichkeiten erheblich zunehmen wird. Immer mehr Studierende gehen einer Berufstätigkeit nach, die es ihnen nicht ermöglicht, an Präsenzveranstaltungen teilzunehmen. Von daher wird es erforderlich sein, solche Veranstaltungen über das Internet jederzeit abrufbar zu machen und so ein tageszeitunabhängiges Studieren zu ermöglichen.

Es wird nicht mehr lange dauern, bis andere deutsche und auch ausländische Universitäten ihre Studienangebote über Internet vermitteln und so in einen weitgehend ortsunabhängigen Wettbewerb mit allen Universitäten eintreten. Die Universität Münster sollte sich hierauf rechtzeitig vorbereiten. Zwar ist nicht daran gedacht, die Präsenzuniversität, die zweifellos erhebliche Vorteile bietet, aufzugeben, aber gleichwohl scheint es erforderlich zu sein, Präsenz und orts- und zeitunabhängiges Studieren sinnvoll miteinander zu verbinden. Das Rektorat ist bestrebt, schon 1997 erste Schritte in diese Richtung zu gehen.

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

Die Nachwuchsförderung zählt seit jeher zu den wichtigen Aufgaben der Universitäten und auch der Universität Münster. Angesichts der zweifellos hohen Bedeutung der Wissenschaft für die weitere wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland muß der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses allerdings sowohl innerhalb der Universität als auch auf politischer Ebene ein noch höherer Stellenwert eingeräumt werden. Denn es läßt sich beobachten, daß die Nachwuchsförderung in der Bildungs- und Wissenschaftspolitik eher eine untergeordnete Rolle spielt. Wie schon angeklungen ist, stehen eher Fragen der Qualität der Lehre, der Funktionalreform, der drittmittelgeförderten Forschung, der Evaluation von Lehre und Forschung, der Internationalisierung und des Multimedia-Einsatzes im Vordergrund.

Das Rektorat wird deshalb versuchen, die Aufmerksamkeit wieder verstärkt auf das Problem der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses zu lenken. Geplant ist u. a. ein Symposium, das der Nachwuchsförderung gewidmet ist und das dabei auch den Aspekt einer gezielten Förderung von Frauen für Tätigkeiten in Lehre und Forschung zum Gegenstand haben soll. Nicht zuletzt wird das Rektorat in Gesprächen mit dem MWF darauf hinwirken, daß genügend viele Zeitstellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs zur Verfügung gestellt, die bestehenden Graduiertenkollegs fortgeführt und ausreichend Finanzmittel für neue Graduiertenkollegs bereitgestellt werden.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9603
Datum: 1997-04-19