WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht des Rektors 1995

Fachbereich 17 - Chemie



Lehre, Studiengänge

Die Zahl der Studienvolläquivalente ist gegenüber dem Vorjahr mit 3.303 Fällen nahezu konstant geblieben. In den chemischen Fächern liegt die (gerechnete) Lehrauslastung - ohne Berücksichtigung der Ausbildung der vielen Doktoranden - von knapp unter 90% deutlich über den Werten aller anderer Universitäten in Nordrhein-Westfalen. Die beiden strengen nc- Fächer Pharmazie und Lebensmittelchemie sind voll ausgelastet. Der nach wie vor zu niedrig angesetzte CN-Wert von 4,5 für die Pharmazie bedeutet de facto eine zusätzlich vom vorhandenen Lehrpersonal zu leistende Überlast. In den vier grundständigen Studiengängen (Chemie [außer Lehramt], Pharmazie, Lebensmittelchemie und Mineralogie) allein wurden 1995 mehr als 300 das Studium abschließende Prüfungen abgelegt; mit 128 Promotionen wurde im Fachbereich Chemie in diesem Jahr eine neue Höchstzahl erreicht (s. Abb. 1). Insgesamt arbeiten derzeit über 310 Doktoranden in den verschiedenen Instituten des Fachbereichs, daneben werden eine Reihe von Doktorarbeiten in anderen Fachbereichen von Kollegen des Fachbereichs Chemie betreut.

Grafik (FB 17)
Abb. 1:     Vergleich Studienanfänger - Diplomabschlüsse - Promotionen im Fachbereich Chemie

Die Anfängerzahlen in den Diplomstudiengängen haben sich im Berichtsjahr offensichtlich stabilisiert, und zwar auf einem Niveau, welches von anderen Universitäten in Deutschland nicht bzw. bei weitem nicht erreicht wird.

Die Ausbildung der Studierenden im Fachbereich Chemie wird allerdings weiterhin durch personelle, räumliche und finanzielle Engpässe beeinträchtigt, die durch gesetzliche Vorgaben (z. B. Approbationsordnung in den pharmazeutischen Fächern), vor allem aber wegen der für den Bereich Chemie und Mineralogie greifenden Stellenbesetzungssperre (insbesondere in den kleineren Instituten Biochemie und Didaktik der Chemie) zusätzlich verschärft wird. Trotz des Einsatzes auch der Drittmittelbeschäftigten und Stipendiaten in der Lehre entspricht die Betreuungsrelation, vor allem in den besonders betreuungsintensiven Praktika, nicht den Erfordernissen einer zeitangepaßten Ausbildung. Die zusätzlichen, bewilligten Personal- und Sachmittel, die zur Intensivierung der Betreuung und Durchführung des gut angenommenen Mentorenprogramms genutzt werden, können nur teilweise eine Entlastung bringen, da die Serviceleistungen, die für Fächer des Fachbereichs selbst und für andere Fachbereiche zu erbringen sind, ständig wachsen. Die Arbeitsplatzsituation für Diplom- und Doktorarbeiten hat sich noch nicht entspannt. Durch Sonderprogramme (CIP- und WAP-Ersatzprogramme, Geräteerneuerungsprogramm), durch Mittelbereitstellungen zur Umsetzung der Gefahrstoffverordnung, zum kostensparenden Ersatz von Wasserstrahlpumpen durch Membranpumpen und zur Erneuerung von Abzügen konnten Engpässe bei Arbeitsplätzen in einigen Bereichen unseres Fachbereichs beseitigt werden. Als voller Erfolg für die Studierenden kann der erste Schritt zur Ausbildung in der Online-Nutzung von Chemiedatenbanken im Rahmen des vom BMBF geförderten Projektes Endnutzerförderung Chemie-Datenbanken gesehen werden. Auch die neue Vorlesung Spezielle Rechtsgebiete für Chemiker, in der auf die im Umgang mit Gefahrstoffen und im Laborbetrieb zu betrachtenden rechtlichen Gesichtspunkte eingegangen wird, hat eine Lücke im Lehrangebot des Fachbereichs schließen können.

Im Bereich Chemie sind die Bemühungen, eine neue Prüfungsordnung (unter Berücksichtigung der Eckdatenverordnung) auf der Basis einer Neustrukturierung des Studiengangs Diplom-Chemie mit Vierfachprüfung unter Einbindung der Biochemie und der Analytischen Chemie zu erarbeiten, 1995 soweit gediehen, daß mit einer Verabschiedung im SS 1996 gerechnet werden darf.

Personal, Nachwuchsförderung

Der Personalbestand reicht nicht aus, um sowohl den Studierenden eine dem anspruchsvollen Anforderungsprofil der Naturwissenschaften angemessene Ausbildung innerhalb normaler Studienzeiten bieten zu können, als auch die vielfältigen Serviceleistungen zu erbringen sowie Forschung auf international anerkanntem Niveau zu betreiben. Nur durch Einwerbung erheblicher Drittmittel ist es möglich, die Mehrheit der in den Instituten arbeitenden Doktoranden für die umfangreichen Lehr- und Forschungsaufgaben entsprechend zu entlohnen. Der Anteil der drittmittelgeförderten Mitarbeiter (DFG, BMBF, EG, VW-Stiftung, Fonds der Chemischen Industrie, Industriepartner, verschiedene Stiftungen u. a.) liegt im Mittel über 50%, in einigen Instituten sogar deutlich über 70%.

Im Berichtsjahr konnten vier Habilitationsverfahren (darunter mit Dr. Schmitt- Riegraf, Dr. Dräger und Dr. Laschat drei Frauen sowie Herr Dr. Scriba) erfolgreich abgeschlossen werden. Zwei Bleibeverhandlungen (Prof. Erker und Prof. Cammann) konnten erfolgreich für Münster abgeschlossen werden. Die Herren Prof. Eckert sowie Prof. Putnis haben 1995 ihre Arbeit als neue Kollegen aufgenommen.

Herr Prof. Kerrutt wurde emeritiert, Herr Prof. Meyer zu Reckendorf trat in den Ruhestand.

Forschung, internationale Kontakte

Die hohe Forschungsproduktivität und -effizienz im Fachbereich Chemie wird durch die hohe Zahl von Diplom- und Doktorarbeiten ebenso eindrucksvoll belegt wie durch die große Zahl von Veröffentlichungen in hochrangigen Zeitschriften, die zahlreichen Einladungen zu Vorträgen auf Tagungen im In- und Ausland, die Tätigkeiten vieler Kollegen als Gutachter oder Herausgeber und ihre Repräsentation in höchsten nationalen und internationalen Fachgremien sowie insbesondere durch die Verleihung hochrangiger Wissenschaftspreise an Kolleginnen und Kollegen unseres Fachbereichs (Prof. Erker: Otto-Bayer-Preis, Frau PD Dr. Laschat: ADUC-Jahrespreis und Benningsen- Foerder-Preis, PD Dr. Scriba: Rottendorf-Preis für Pharmazie). Von den Kolleginnen und Kollegen der Institute des Fachbereichs werden internationale Forschungskontakte mit Arbeitsgruppen in allen Teilen dieser Welt durch gegenseitige Besuche und gemeinsame Forschungsarbeiten intensiv gepflegt.

Das Graduiertenkolleg Hochreaktive Mehrfachbindungssysteme (Sprecher Prof. Haufe) wurde einer Evaluation durch die zuständige DFG-Kommission unterzogen mit dem Ergebnis einer dreijährigen Verlängerung der Forschungsförderung. Die DFG genehmigte ein weiteres Graduiertenkolleg Membranproteine: Signalerkennung, Signaltransfer und Stofftransport (Sprecher Prof. Galla).

Nach Beschaffung des 500 MHz-Festkörper-NMR-Spektrometers im Rahmen des HBFG (Berufungszusage Prof. Eckert) entspricht die apparative Ausstattung des Instituts für Physikalische Chemie im Bereich der Festkörperforschung mit Hilfe der NMR höchstem internationalen Standard.

Baumaßnahmen

Am 14.09.1995 wurde der Grundstein zum Neubau des Instituts für Lebensmittelchemie gelegt. Mit hohem Kostenaufwand ist das Chemikalienlager der Organischen Chemie erweitert worden. Die im Rahmen der Bleibeverhandlungen (Prof. Erker) zugesagten Sanierungen im Bereich Abzüge in der OC sind durchgeführt worden. In der Pharmazeutischen Biologie und Phytochemie sind 3 Gewächshäuser komplett saniert worden. Im Bereich der Pharmazeutischen Chemie sind Baumaßnahmen im Bereich Chemikalienlager und Isotopenlabor abgeschlossen worden.

Entwicklungen - Perspektiven

Der Fachbereich Chemie ist bemüht, die hohe Akzeptanz des Chemie- und Pharmazie-Studienortes Münster durch die Studierendenschaft weiter durch ein umfassendes, auf aktuelle und moderne Forschung ausgerichtetes Lehrangebot intensiv zu fördern. Mit der neuen in Arbeit befindlichen Studien- und Prüfungsordnung soll den Studierenden ein optimales Studium der Chemie in Münster ermöglicht werden, welches die Studierenden im Verlaufe des Studiums an den aktuellsten Stand der Forschung im Bereich Chemie (bzw. Pharmazie und Mineralogie) heranführen soll.

Im Bereich der Forschung sollen die in 1995 eingeführten Schritte zur Etablierung von Forschergruppen und Sonderforschungsbereichen intensiv fortgesetzt werden. Ein Hauptaugenmerk gilt der Verbesserung der für moderne Forschung im Bereich der Fächer des Fachbereichs Chemie absolut notwendigen apparativen Ausstattung.


Zurück zur
Startseite  Zurück zum
Inhaltsverzeichnis  Nächster Beitrag  Vorheriger Beitrag

Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9520
Datum: 04.03.1996; 00:30 Uhr