Wissenschaftliches Programm des Sonderforschungsbereiches
Der SFB 216 wurde als gemeinsame Unternehmung der Universitäten Bielefeld und Münster 1983 eingerichtet und befindet sich in der vierten Förderperiode (1992-1994). Eine weitere, letzte Förderperiode 1995-1997 wurde von der DFG im Dezember 1994 bewilligt. Es wurden für diese Jahre weitere 5,5 Mio DM in Aussicht gestellt, an denen die Münsteraner Teilprojekte mit knapp 1/3 beteiligt sein werden. Das Forschungsprogramm besteht aus insgesamt 19 wissenschaftlichen Teilprojekten, die sich etwa zu je einem Drittel auf die Bereiche "Mono-atomare Stoßkomplexe" (Projektbereich M), "Di-atomare Stoßkomplexe" (Projektbereich D) und "Poly-atomare Stoßkomplexe (Projektbereich P) aufteilen. In Münster werden fünf Teilprojekte geführt, die im Jahre 1994 insgesamt eine Förderung von ca 650.000 DM erhielten.
Die wissenschaftliche Thematik des SFB 216 bezieht sich auf das Studium der atomaren Wechselwirkungen von Photonen, Elektronen, Atomen, Molekülen und Ionen mit Atomen, Molekülen und Oberflächen. Die Dynamik solcher Prozesse bestimmt das Verhalten von Materie in unserer Umwelt und deren Veränderungen. Atomare Wechselwirkungen spielen eine grundlegende Rolle in Gasen, Flüssigkeiten und Plasmen ebenso wie in chemischen Reaktionen, in der Photochemie und der Katalyse. Die Erforschung und das Verständnis dieser Systeme und Prozesse sind daher sowohl von allgemeiner wissenschaftlicher wie auch technischer Bedeutung auf Gebieten wie Aerochemie, Biochemie, Verbrennungsprozessen, Plasmaphysik bis hin zur großtechnischen chemischen Synthese.
Stellung innerhalb der Hochschulen
Die Einrichtung des SFB erfolgte zu einer Zeit, die vom Bemühen um Konzentration der Kräfte geprägt war. Wegen der oft pauschalen Argumentation wären trotz des unbestritten wissenschaftlichen Ansehens der naturwissenschaftlichen Fakultäten in den beteiligten Universitäten empfindliche Kürzungen kaum zu vermeiden gewesen. Hier trägt der SFB 216 ein deutlich verstärktes wissenschaftliches Gewicht, das inzwischen mehrere positive Auswirkungen im Bereich der personellen Grundausstattung hatte.
Trotz dieser positiven Entwicklungen leidet auch der SFB 216 unter der allgemeinen Mittelknappheit im Bereich der Grundausstattung und der Haushaltssperre auf freiwerdende Stellen. Dieses stellt eine gravierende Behinderung unserer Arbeit dar; und wie in den Vorjahren bewirkt die Ergänzungsausstattung vor allem im personellen Bereich nicht so sehr die erwünschte erhöhte Flexibilität, sondern sie wird von ganz essentieller Bedeutung sowohl für die wissenschaftlichen Arbeiten als auch für die Förderung des Nachwuchses. Auch im Bereich der Ersatz- und Ergänzungsbeschaffungen wird die Lage des universitären Haushalts immer angespannter, bei gleichzeitig zunehmender Teuerung. Dieses stellt uns vor große Probleme. Allerdings muß man anerkennen, daß die Universität in Notfällen gelegentlich recht unbürokratisch geholfen hat. Es ist sicher nicht übertrieben festzustellen, daß ohne die Projektförderung der DFG im SFB 216 eine angemessene und wissenschaftlich ertragreiche Forschungstätigkeit nur unter allergrößten Schwierigkeiten zu verwirklichen wäre. Im Zusammenhang mit der letzten Begutachtung des SFB 216 erwartete die Deutsche Forschungsgemeinschaft, daß die Universität bestimmte Teilprojekte in Münster zusätzlich fördert. Ein Betrag von 15.000 DM konnte seitens des Rektorats für 1994 zur Verfügung gestellt werden.
Förderung der Lehre und des wissenschaftlichen Nachwuchses
Auf die budgetäre Seite der Nachwuchsförderung wurde bereits
oben eingegangen. Die wissenschaftlichen Arbeiten im SFB werden auch
weiterhin zu einem wesentlichen Teil unter Beteiligung von Diplomanden und
Doktoranden durchgeführt. Der Nachwuchs wird damit zu einem
frühen Zeitpunkt im Rahmen seiner Ausbildung in die
Forschungstätigkeit eingebunden. Dies betrifft nicht nur das eigentliche
Arbeitsgebiet der betreffenden Diplom- oder Doktorarbeiten; durch ein aktives
und anregendes Forschungsklima, besonders unterstützt durch Kontakte zu
externen Arbeitsgruppen, wird vielmehr auch eine zu weitgehende
ingenieurmäßige Spezialisierung vermieden. Leider verbessert dieses
nicht die gegenwärtig äußerst schlechten Berufsaussichten der
Absolventen. Anzumerken ist, daß die enge Wechselbeziehung zwischen
Forschung und Lehre zweiseitig ist: zum einen hat damit der Nachwuchs die
Möglichkeit, an modernstem Forschungsgerät und vorderster Front
der Theorie zu lernen; zum anderen ist aber auch universitäre Forschung
ohne Mitarbeit des Nachwuchses nicht denkbar.
Hans-Joachim Peter