WWU
Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster


Jahresbericht des Rektors 1994

SFB 231 "Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter"



Der SFB untersucht die Frage, wie die Schrift in der Entwicklung vom 11. Jahrhundert bis in die Zeit um 1500 zu einem immer unentbehrlicheren Instrument menschlicher Lebenspraxis und Welterfassung wird, so daß Schriftlichkeit eine für die Gesellschaft und für den einzelnen lebensbestimmende Funktion gewinnt. Qualitative und quantitative Veränderungen des Schriftgebrauchs, die für die Entwicklung der europäischen Schriftkultur signifikant sind, werden von zehn Teilprojekten (Stand 1994) exemplarisch erforscht.

Nach der Weiterbewilligung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Anschluß an die Begutachtung von 1993 ergaben sich im ersten Jahr des neuen Förderungszeitraums 1994-95-96 folgende Veränderungen in der Projektzusammensetzung des SFB 231: Mit dem Jahresbeginn 1994 sind die Teilprojekte C "Schriftlichkeit und Volkssprache im Bereich von Schule und Trivialunterricht" (Leiter: Prof. Dr. Klaus Grubmüller, jetzt Göttingen) und H "Der Dialog im lateinischen Mittelalter als pragmatische Verschriftlichung mündlicher Interaktion" (Leiter: Prof. Dr. Peter von Moos) ausgeschieden: mit dem Jahresende hat auch das Projekt M "Schriftlichkeit und Verhaltensnormierung: Anstands- und Ratgeberbücher im englischen Spätmittelalter" nach der Wegberufung seiner Leiterin, Prof. Dr. Gabriele Müller-Oberhäuser, nach Kiel seine Arbeit in Münster abgeschlossen. Das Projekt L 1 "Schriftlichkeit und Ordensorganisation vom 12. bis zum beginnenden 14. Jahrhundert", dessen Leiter, Prof. Dr. Gert Melville, 1994 einem Ruf nach Dresden gefolgt ist, wurde nach dort überführt, bleibt jedoch Bestandteil des SFB 231. Das neu bewilligte Projekt N "Textierte Einblattdrucke im Deutschen Reich bis 1500 als Ausdruck pragmatischer Schriftlichkeit" (Leiter: Prof. Dr. Volker Honemann) hat seine Arbeit 1994 aufgenommen.

Von den größeren Publikationsvorhaben des SFB ist 1994 der Sammelband "Wissen für den Hof. Der spätmittelalterliche Verschriftungsprozeß am Beispiel Heidelberg im 15. Jahrhundert" (Hg. Jan-Dirk Müller; Projekt F 2) erschienen. Im Druck befinden sich die Sammelbände "Der Codex im Gebrauch" (=Beiträge des 2. Internat. Kolloquiums des SFB), "Kommunales Schriftgut in Oberitalien. Formen, Funktionen, Überlieferung (Hgg. Hagen Keller - Thomas Behrmann; Projekt A) und "Studien zur Überliefrungstypologie spätmittelalterlicher Schulliteratur" (Hg. Klaus Grubmüller; Projekt C). Zahlreiche weitere Veröffentlichungen, welche die Ergebnisse der Forschungen des Arbeitsverbundes dokumentieren, sind erschienen oder wurden druckfertig.

Nach der wirkungsvollen Förderung des SFB durch die Universität im Zusammenhang mit der Begutachtung 1993 und der Weiterbewilligung für 1994-95-96 ist nun die Unterstützung des Rektorats bei der Wiederbesetzung der mediävistischen Professuren des Fachbereichs 10 (Nachfolge Prof. Dr. G. Melville, Prof. Dr. P. von Moos, Prof. Dr. J. Wollasch) von wesentlicher Bedeutung für die Weiterarbeit.

Die gegenseitige Förderung von SFB 231 und Graduiertenkolleg "Schriftkultur und Gesellschaft im Mittelalter" wurde fortgesetzt und konnte sich nach der Erweiterung des Kollegs noch vertiefen.

Auch 1994 waren zahlreiche auswärtige und ausländische Wissenschaftler zu Vorträgen, Diskussionen, Forschungsaufenthalten im SFB 231 zu Gast und haben den von ihm ausgehenden Anregungen zur Wirkung nach außen verholfen.

Über die Arbeit des SFB 231 berichten regelmäßig die "Frühmittelalterlichen Studien", zuletzt ausführlich in Bd. 28, 1994, S. 436-474.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: D2JB9434
Datum: 22.07.1995; 20:56 Uhr