WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster


Jahresbericht des Rektors 1994

Fachbereich 20 - Sportwissenschaft



Im großen und ganzen setzten sich im Berichtsjahr die bereits im Vorjahr beschriebenen Trends am Fachbereich 20 Sportwissenschaft fort. Die angespannte Personalsituation im Hochschullehrerbereich wurde in eklatanter Weise deutlich, als der Dekan aus gesundheitlichen Gründen schon am Ende des Wintersemesters zurücktreten mußte und ein Nachfolger erst Mitte des Sommersemesters gewählt werden konnte. Mit z.Zt. nur einer Hochschullehrerin und sechs Hochschullehrern sind die Selbstverwaltungsaufgaben nur unter Vernachlässigung wissenschaftlicher Aktivitäten zu bewältigen.

Lehre/Studiengänge

Bemerkenswert ist die wachsende Nachfrage im Magister-Studiengang (auch im Hauptfach).

Personal/Nachwuchsförderung

In Ausführung einer Anordnung des Rektorats wurden durch FBR- Beschluß vier Wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen (darunter zwei Akademische Oberräte) mit je einer halben Stelle in die Betriebseinheit Hochschulsport des FB 20 umgesetzt. Da sich darüberhinaus durch das Ausscheiden sowie längere Krankheiten von Wissenschaftlichen Mitarbeiter/-innen die Lehrkapazität de facto weiter verringerte, nähert sich bei weiterhin steigenden Studierendenzahlen die Auslastung nun spürbar der 100%-Marke.

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses könnte angesichts des katastrophalen Mangels an Qualifikationsstellen nur auf Wissenschaftlichen-Hilfskraft-Stellen erfolgen, was jedoch in Zeiten radikaler Mittelkürzungen illusorisch bleibt.

Forschung und internationale Kontakte

Im Rahmen der im Jahresbericht 1993 beschriebenen Aktivitäten kommt der Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft verstärkt Bedeutung zu. Sichtbaren Ausdruck fand sie in der Gründung einer spin- off-Firma durch Mitarbeiter des Instituts für Bewegungswissenschaften, Abteilung Biomechanik (Leitung Prof. Dr. K. Nicol). Diese Firma betreibt im Technologiehof industriebezogene biomechanische Forschung.

Internationale Kontakte werden, wie üblich, auf Kongressen und in den Führungsgremien (Councils) internationaler Wissenschaftsorganisationen (z. B. ISHPES) gepflegt.

Als herausragendes internationales akademisches Ereignis können die Judo-Weltmeisterschaften für Studierende angesehen werden, die von der BE Hochschulsport des FB 20 erfolgreich ausgerichtet wurden. Bei dieser Gelegenheit wurde Kontakt mit einem Repräsentanten der Republik Madagaskar aufgenommen und ein sportwissenschaftliches Fortbildungsprogramm vereinbart.

Entwicklung/Perspektiven

Die Probleme der Zuordnung zu anderen Fachbereichen bzw. Fächern, die durch die vorgesehene Umstrukturierung der Philosophischen Fakultät ausgelöst wurden, waren Gegenstand z. T. kontroverser Überlegungen in den Statusgruppen und im Fachbereichsrat.

Grundkonsens herrscht in der Auffassung, daß das Fach Sportwissenschaft trotz enger Bindungen an einzelne naturwissenschaftliche und medizinische Disziplinen auf jeden Fall in der Philosophischen Fakultät verbleiben muß. Da die in der Zuordnungsdiskussion favorisierten wissenschaftssystematischen Kriterien in der Sportwissenschaft keine eindeutige Entscheidung ermöglichen, wird ein Zusammengehen mit den Erziehungswissenschaften (wegen inhaltlicher Überschneidungen), der Psychologie (wegen struktureller und wissenschafts-organisatorischer Ähnlichkeiten) oder den Sozialwissenschaften (wegen methodologischer Analogien und spezieller Forschungsschwerpunkte) diskutiert. Erwägungen über ein in diesem Zusammenhang ggf. erforderliche Änderung der Binnenstruktur wurden vorsorglich angestellt, aber noch nicht konkretisiert.

Profil

Das Profil des Fachbereichs 20 Sportwissenschaft der WWU ist durch eine in Deutschland einmalige Kombination von Schwerpunkten geprägt.

  1. Interdisziplinäre Zusammenarbeit, vor allem auf den Gebieten Medizin (Rehabilitation, Orthopädie, Trainingslehre), Soziologie (Vereinssoziologie, kommunale Sportstättenleitplanung), Geschichte (Antike, 19. Jahrhundert) und Schulpädagogik (Unfallforschung, Curriculumevaluation).
  2. Frauenforschung (mit verschiedenen Modellprojekten)
  3. Angewandte, technologiebezogene Forschung (Biomechanik).
  4. Wissenschaftsbezogene Fortbildung mit den Schwerpunkten Schule, Erwachsenenbildung (mit bes. Bezug zum Sportverein) und Frauen.
  5. Primarstufendidaktik.
  6. Organisation und Weiterentwicklung des Hochschulsports an der WWU.
Bemerkung

Die Wahrnehmung der Aufgaben des Hochschulsports an der WWU durch den Fachbereich 20 Sportwissenschaft ist aufgrund der personellen Verflechtungen (mit der sich darin manifestierenden fachlichen Kompetenz) sowie der gemeinsamen Nutzung der Räume, Anlagen und Geräte geboten und hat sich aus der Sicht des Fachbereichs bewährt. Für die ständige Fortentwicklung dieses Binnenverhältnisses ist ein FB- Ausschuß zuständig. Die weitergehenden Wünsche des Leiters der BE Hochschulsport im FB 20 Sportwissenschaft hinsichtlich der personellen Ausstattung erscheinen unter den gegenwärtigen Haushaltsbedingungen allerdings nicht erfüllbar.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: D2JB9423
Datum: 28.06.1995; 02:49 Uhr