WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster


Jahresbericht des Rektors 1994

Fachbereich 12 - Anglistik



Struktur

Das Jahr 1994 stand für den Fachbereich 12 - Anglistik - im Zeichen eines grundlegenden Strukturwandels. Dieser Strukturwandel war durch zwei (miteinander verzahnte) Entwicklungen bedingt: die Integration des Arbeitsbereichs Linguistik (Prof. Paprotté) in den Fachbereich zu Beginn des Sommersemesters 1994 sowie die Änderung der Binnenorganisation des Englischen Seminars im Wintersemester 1994/95.

Durch die Integration des Arbeitsbereichs Linguistik wurde die in früheren Jahresberichten stets kritisierte schwierige Situation in der sprachwissenschaftlichen Propädeutik sowie den sprachwissenschaftlichen Hauptseminaren erheblich, wenn auch (noch) nicht zufriedenstellend verbessert. Freilich wird die Verbesserung durch die Berufung von Herrn PD Dr. Rohdenburg auf einen sprachwissenschaftlichen Lehrstuhl der Universität/Gesamthochschule Paderborn nicht von Dauer sein, da die von Dr. Rohdenburg besetzte Akademische Ratsstelle ersatzlos gestrichen wird. Der Fachbereich muß sich aus diesem Grunde um eine zügige Besetzung der vakanten (durch Tausch mit einer freien literaturwissenschaftlichen C4-Stelle "gewonnenen") C3-Stelle Sprachwissenschaft bemühen.

Die zu Beginn des Wintersemesters 1993/94 in Gang geratenen Gespräche zur Neugliederung der Philosophischen Fakultät eröffneten im Laufe des Jahres 1994 die Aussicht, daß sich der Fachbereich 12 mit den Fachbereichen 11 - Germanistik - und 13 - Romanistik und Slavistik - zu einer größeren Einheit zusammenschließen könnte. Um für den Zusammenschluß vorbereitet zu sein, beschloß der Fachbereich Anglistik, eine "Auffang-Konstruktion" in Gestalt eines großen Englischen Seminars zu bilden, in die die bisherigen Institute des Fachbereichs als (unselbständige) Abteilungen - Englische Sprachwissenschaft, Englische Literaturwissenschaft/Amerikanistik/New Literatures in English, Sprachlehr- und -lernforschung/Literaturdidaktik (Schulpraktische Studien) - eingegangen sind. Das Institutum Erasmianum bleibt einstweilen als zweite selbständige Einrichtung des Fachbereichs bestehen. In beiden Einrichtungen wurden im Laufe des Dezember 1994 die für die Vorstandsregelung vorgeschriebenen Wahlen durchgeführt.

Lehre

Die Situation in der Lehre ist insgesamt so kritisch, wie sie schon im Jahresbericht 1993 dargestellt wurde. Zu nennen sind insbesondere Teilbereiche der literaturwissenschaftlichen und fachdidaktischen Propädeutik, der Literaturdidaktik des Hauptstudiums sowie bestimmte Übungstypen der Sprachpraxis im Grund- und Hauptstudium. Unbefriedigend war - infolge der Vakanz des amerikanistischen Lehrstuhls - auch die Situation im Bereich der Amerikanistik. Hier konnte zwar durch eine Lehrstuhlvertretung (PD Dr. Weckermann) bedingte Abhilfe geschaffen werden, doch steht eine entscheidende Verbesserung erst durch die im Sommersemester 1995 zu erwartende Berufung Frau Prof. Diedrichs in Aussicht.

Sachmittelausstattung

Obwohl die Sachmittelausstattung des Fachbereichs sich gegenüber den Vorjahren nicht verschlechterte, war die Mittelzuweisung für die Bibliothek unzureichend. Der von Jahr zu Jahr wachsende Qualitätsverlust in den Beständen setzte sich vor allem deshalb fort, weil nie ein Ausgleich für die inflationäre Entwicklung auf dem Büchermarkt zur Verfügung gestellt wurde. Die Folge ist leicht abzusehen: Für eine konstante Summe können immer weniger Bücher angeschafft werden, und damit droht eine Institutsbibliothek, die in der Welt ihresgleichen suchte, ihren außergewöhnlichen Rang zu verlieren.

Forschung und internationale Kontakte

Das Forschungsprofil des Fachbereichs wurde im Jahr 1994 wesentlich durch zwei unter großer internationaler Beteiligung und mit beträchtlichem wissenschaftlichen Gewinn veranstaltete Symposien mitbestimmt: das Dritte Münsteraner Symposium zu Jonathan Swift (Prof. Real) sowie das Centenary Symposium zu Aldous Huxley (Prof. Nugel). Beide Symposien versammelten insgesamt mehr als 60 Wissenschaftler aus aller Welt jeweils für drei Tage zu Vorträgen und Gesprächen in Münster.

Darüber hinaus ist das Forschungsprofil des Fachbereichs nach wie vor durch die (Mit)Herausgebertätigkeit zahlreicher Kolleginnen und Kollegen auf dem Sektor der wissenschaftlichen Aufsatz-Publikation mitbestimmt: Amerikastudien/American Studies sowie Literatur in Wissenschaft und Unterricht (Prof. Kruse), Connotations (Prof'in Leimberg, Dr. Bauer), Swift Studies (Prof. Real), Shakespeare-Jahrbuch (Prof. Tetzeli von Rosador). Auch die von Prof. Gibbons als General Editor betreuten renommierten Reihen The New Cambridge Shakespeare und New Mermaids ziehen internationale Autoren in gleicher Weise an wie ein internationales Lesepublikum. In den von den Professoren Nugel und Real herausgegebenen Münsteraner Monographien zur englischen Literatur erschienen zugleich drei weitere Bände.

In dem unter der Leitung von Herrn Prof. Fabian stehenden Großprojekt Handbuch der historischen Buchbestände erschienen im Jahre 1994 vier weitere Bände, und die von den Professoren Fabian und Tetzeli mitverfaßte Geschichte der englischen Literatur ging bereits ein Jahr nach Erscheinen in die zweite Auflage. Außer von Herrn Professor Schneider, dem Doyen der Runen-Forschung, der 1994 seine Erträge gesammelt vorlegte (Runstafas. Runische Zeugnisse zur Sprach-, Kultur- und Religionsgeschichte vor allem der Angelsachsen: Aufsätze und Rezensionen 1956-1993), verdient die Habilitationsschrift von HD Dr. Feldmann über Politik und Fiktion: die Anfänge des politischen Romans in Großbritannien im neunzehnten Jahrhundert, München, 1994 eine eigene Erwähnung. Last but not least stellte die Münsteraner Anglistik ihre Forschungen in den Dienst der Studienanfänger: Aus der Feder von Akad. Dir. Dr. Kranz erschien die "Bibliographie raisonneé" Arbeitsmittel der Anglistik und das Kollektiv Dr. Hanowell, Dr. Kranz, Dr. W. Real und Prof. H. J. Real stellte mit dem Band Studium Anglistik ein Münsteraner Modell vor.


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Hans-Joachim Peter
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Informationskennung: D2JB9415
Datum: 28.06.1995; 02:20 Uhr