WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster


Jahresbericht des Rektors 1994

Fachbereich 10 - Geschichte



Obwohl die Situation am Fachbereich Geschichte weiterhin durch die schon in früheren Jahresberichten geschilderten erheblichen Engpässe in der Ausstattung mit Räumen, Personal- und Sachmitteln gekennzeichnet ist, konnte der hohe wissenschaftliche Standard in Forschung und Lehre aufrechterhalten und gefestigt werden.

In der Zusammensetzung des Lehrkörpers vollziehen sich gegenwärtig starke Veränderungen. Im Jahre 1994/95 scheiden fünf C 4-Professoren wegen Erreichung der Altersgrenze oder wegen Fortberufung aus, fünf C 2- oder C 3-Professoren wurden an andere Universitäten berufen. Deshalb ist es besonders dringlich, die laufenden Berufungsverfahren zügig abzuwickeln. Wenn in den nächsten Jahren alle kw-Vermerke greifen, drohen Engpässe besonders im Institut für Didaktik der Geschichte.

Der Fachbereich hat unter dem Aspekt der Studienzeitverkürzung neue Formen der Studienberatung besonders für Hauptfachstudierende entwickelt. Die im Rahmen des Programms "Qualität der Lehre" dafür zur Verfügung gestellten Mittel waren nicht ausreichend. Der Fachbereich ist jetzt auch am Studiengang "Kultur, Organisation, Management" beteiligt.

Die Zahl der Teilnehmer an Pro- und Hauptseminaren ist weiterhin häufig unter hochschuldidaktischen Gesichtspunkten zu hoch. Der Fachbereich berät gegenwärtig eine Reform der Studienordnungen für alle Studiengänge.

Die Nachwuchsförderung erfolgt insbesondere durch Promotionen und Habilitationen, durch Beteiligung junger Wissenschaftler an Forschungsprogrammen und durch Einrichtung von Graduiertenkollegs. Insgesamt wurden im Berichtsjahr 22 Studierende promoviert. Zwei Habilitationen wurden erfolgreich abgeschlossen. Daß mehrere in den letzten Jahren Habilitierte im Berichtsjahr einen Ruf an auswärtige Universitäten erhielten, darf als Anerkennung für die sorgfältige Nachwuchspflege des Fachbereichs und für sein Ansehen in der deutschen Hochschullandschaft gewertet werden.

Über die in den Forschungsberichten der Universität dokumentierte reiche Individualforschung hinaus werden im Fachbereich folgende Forschungsprojekte betrieben:

Dem Seminar für Alte Geschichte sind die Forschungsstellen "Asia Minor" und "Historische Landeskunde des antiken Griechenland" angegliedert. Die Forschung konnte hier in besonders starkem Maß durch Drittmittelprojekte gefördert werden. Das Drittmittelaufkommen des Seminars (DFG, Gerda- Henkel-Stifung und andere Förderer) übersteigt weiterhin den Grundetat um mehr als das 20fache.

Das personell eng mit dem Fachbereich verbundene Institut für Frühmittelalterforschung hat auch im Berichtsjahr seinen international anerkannten sehr hohen Rang als Forschungseinrichtung durch eine Vielzahl von Publikationen bestätigt.

Das interdisziplinäre Graduiertenkolleg "Schriftkultur und Gesellschaft im Mittelalter" setzte seine Arbeit erfolgreich fort. Mehrere Mitglieder haben inzwischen mit der Promotion ihr Ziel erreicht und Jüngeren ihre Plätze überlassen. Für das Ansehen des Kollegs spricht unter anderem, daß es außer Münsteraner Doktoranden auch mehrere auswärtige und ausländische Kollegiaten betreut.

Das gleiche gilt für das fächerübergreifende Graduiertenkolleg "Kognitive und soziale Repräsentation von Problemen und Konflikten", an dem der Fachbereich Geschichte durch Herrn Kollegen Thamer maßgeblich beteiligt ist.

Unter Leitung von Herrn Kollegen Duchhardt wurde mittlerweile eine Arbeitsstelle "Westfälischer Friede/Internationale Friedensforschung" eingerichtet, die der wissenschaftlichen Vorbereitung der Jubiläumsjahre 1996/98 dient. Herr Kollege Duchhardt steht dafür auch nach seinem Fortgang nach Mainz zur Verfügung. Er veranstaltete 1994 eine internationale Konferenz zum Thema: "Absolutismus - ein Mythos?" und führte weiterhin zusammen mit dem Zentrum für Niederlande- Studien ein von der VW-Stiftung gefördertes Forschungsprogramm "Die Niederlande und das Deutsche Reich 1648 - 1748" durch. 1994 erschien der zweite Band der von ihm verantwortlich mitherausgegebenen Zeitschrift "Majestas".

Herr Kollege Thamer hat das vom Justizministerium des Landes Nordrhein- Westfalen geförderte Forschungsprojekt zur Erforschung der politischen Strafjustiz im "Dritten Reich" fortgeführt und ein von der VW-Stiftung finanziertes Projekt "Transformation gesellschaftlicher Systeme und Stalinisierung in der SBZ/DDR" in Angriff genommen.

Am Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte wurde neben anderen Forschungsprojekten ein interdisziplinäres Projekt "100 Jahre Nord-Ostsee- Kanal" abgeschlossen.

An der Abteilung für osteuropäische Geschichte wurde das Projekt "Totengedenken in Altrußland" weitergeführt.

Der Direktor der Abteilung für Westfälische Landesgeschichte übt auf Grund seiner Funktion im Institut für vergleichende Städtegeschichte und in der Historischen Kommission für Westfalen wichtige Aufgaben bei der Koordination von Forschungen zur regionalen und überregionalen Landesgeschichte aus.

Das gute Einvernehmen mit dem Zentrum für Niederlande-Studien hat die Beziehungen zu unseren niederländischen Nachbaruniversitäten weiter intensiviert.

Das Seminar für Byzantinistik konnte auch im Jahre 1994 wieder einen Gastprofessor aus Rußland zu einem längeren Aufenthalt einladen und durch die Einwerbung umfangreicher Fördermittel russische wissenschaftliche Einrichtungen unterstützen. In der Lehre wurden hier zunehmend fächerübergreifende Themen angeboten.

Eine sehr große Zahl von Gastwissenschaftlern ausländischer Universitäten hat im vergangenen Jahr längere oder kürzere Forschungsaufenthalte an Einrichtungen des Fachbereichs verbracht und Gastvorträge gehalten. Die vielfachen internationalen Kontakte des Fachbereichs, nicht zuletzt auch zu Universitäten des ehemaligen Ostblocks, spiegeln sich darin besonders lebhaft wider.

Die Arbeitsbedingungen am Fachbereich haben sich im Bereich der EDV- Ausstattung verbessert. Der im WS 1993/94 eingerichtete CIP-Raum wird von den Studierenden auch anderer Fachbereiche stark in Anspruch genommen. Der Fachbereich muß erneut auf die Notwendigkeit hinweisen, das Fürstenberghaus von Grund auf zu sanieren und auszubauen.

Die Organe des Fachbereichs haben sich intensiv an den Beratungen über eine Neugliederung der Philosophischen Fakultät beteiligt und mittlerweile die Absicht erklärt, zusammen mit dem Fachbereich 7 und den historisch- altertumskundlichen Fächern des Fachbereichs 14 einen neuen Fachbereich zu bilden.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: D2JB9413
Datum: 28.06.1995; 02:15 Uhr