WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster


Jahresbericht des Rektors 1994

Rechenschaftsbericht des Rektorats
über das Jahr 1994 für die Sitzung des Konvents
am 01. Februar 1995



Herr Vorsitzender,
meine sehr geehrten Damen und Herren!

Bevor ich entsprechend Art. 38 Abs. 1 Nr. 3 der Universitätsverfassung den Bericht des Rektorats für das Jahr 1994 erstatte, wollen wir gemeinsam unserer Verstorbenen geden ken. Ich darf Sie bitten, sich von Ihren Plätzen zu erheben.

Die Westfälische Wilhelms-Universität hat im vergangenen Jahr 29 Mitglieder und Angehörige durch Tod verloren. Sie wird ihren Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren. Ich danke Ihnen.

1. Vorbemerkungen

Sie wissen, daß das neue Rektorat die Amtsgeschäfte erst am 1. Oktober des letzten Jahres übernommen hat, daß es deshalb im Grunde nur für das letzte Quartal verantwortlich zeichnet. In Übereinstimmung mit meiner Vorgängerin, Frau Kollegin Wasna, verstehe ich jedoch den Jahresbericht als einen Bericht des Organs, den zu erstatten den jeweiligen Organwaltern obliegt. Ich werde daher zuerst für das Rektorat über das ganze Jahr 1994 berichten und sodann in einem zweiten Teil die in Art. 22 Abs. 5 der Universitätsverfassung vorgesehene Erklärung über die Ziele der Amtsführung abgeben.

Zunächst möchte ich es jedoch nicht versäumen, auch in diesem Rahmen Frau Kollegin Wasna für ihre Amtsführung im Namen der Westfälischen Wilhelms-Universität zu danken. Einschließen in diesen Dank darf ich die Herren Professoren Dres. Böcker, Funke, Krebs und Mattes, die als Prorektoren die Arbeit des Rektorats mitgestaltet haben, und den Herrn Kanzler als ständiges Mitglied des Rektorats. Als statistische Grundlage des Berichts ist Ihnen - wie in den vergangenen Jahren - mit der Einladung zum Konvent wiederum eine Zusammenstellung von Daten und Berichten ausgehändigt worden. Der schriftliche Jahresbericht, der zusätzlich auch die Berichte der einzelnen Fakultäten bzw. Fachbereiche, der Zentralen Einrichtungen und Betriebseinheiten sowie der Zentralen Universitätsverwaltung enthält, wird Ihnen in den nächsten Wochen zugehen.

2. Hochschulrechtliche Lage
2.1 Allgemeines

Die durch den Senat gebildete Kommission zur Anpassung der Verfassung der Westfälischen Wilhelms-Universität an die neuen Bestimmungen des Universitätsgesetzes hat ihre Arbeit zwischenzeitlich abgeschlossen. Der Vorschlag für die Änderung der Verfas sung der Westfälischen Wilhelms-Universität wird dem Senat noch im laufenden Wintersemester 1994/95 zur Beschlußfassung vorgelegt werden.

Wenn auf der einen Seite durch das Universitätsgesetz durchaus die Autonomie der Universitäten eingeschränkt wurde, wurde durch andere Maßnahmen die Autonomie - zumindest vordergründig - gestärkt. So wurde mit Erlaß vom 19.01.1994 das Pilotprojekt Hochschule und Finanzautonomie auf alle Universitäten des Landes Nordrhein-Westfalen für die Haushaltsjahre 1995 bis 1997 ausgedehnt. Rege lungen zur Nutzung des Versuchs Hochschule und Finanzautonomie sind, nachdem sie dem Senat in Grundzügen vorgestellt wurden, vom Rektorat zwischenzeitlich verabschiedet worden. Darüber hinaus hat das Ministerium für Wissenschaft und Forschung mit Erlaß vom 03.09.1994 seine Befugnisse zur Genehmigung der Errichtung, Änderung und Aufhebung von Fachbereichen, wissenschaftlichen Einrichtungen und Betriebseinheiten gemäß § 108 Abs. 2 Nr. 1 des Universitätsgesetzes auf die Rektorate übertragen. Im Berichtszeitraum hat das Rektorat bereits mehrfach diese neue Befugnis ausgeübt.

Die Umsetzung der Bestimmungen des Universitätsgesetzes in der Westfälischen Wilhelms-Universität ist weiter fortgeführt worden. So sind bereits bei den im Sommersemester 1994 durchgeführten zentralen Wahlen zu den Fachbereichsräten in der Gruppe der Studierenden jeweils drei Gruppenvertreter gewählt worden.

Nachdem 1993 bereits in einem Fachbereich Institutsvorstände gewählt worden waren, sind im Berichtszeitraum diese Wahlen in weiteren fünf Fachbereichen durchgeführt worden. In zwei weiteren Fachbereichen werden diese Wahlen noch im laufenden Winterseme ster abgeschlossen sein.

Zudem sind erstmalig Vorstände für zentrale wissenschaftliche Einrichtungen, dem Zentrum für Umweltforschung und dem Lateinamerika- Zentrum, gewählt worden. Die für die Neuordnung der Philosophischen Fakultät erhofften Ergebnisse sind im Berichtszeitraum nicht erreicht worden. Jedoch haben die Fachbereiche Philosophie und Ge schichte noch im Dezember 1994 beschlossen, mit dem Institut für Altertumskunde einen neuen Fachbereich zu bilden. Die Errichtung dieses neuen Fachbereichs einschließlich der daraus folgenden Änderungen der Verfassung, des Organisationsplans sowie der betroffenen Wahlordnungen wird noch im laufenden Semester dem Senat zur Beschlußfassung vor gelegt werden.

2.2 Wissenschaftliche Einrichtungen
2.2.1 Wissenschaftliche Einrichtungen der Universität

In der Medizinischen Fakultät wurde das Konzept des Zentrums für Molekularbiolo gie der Entzündung durch Errichtung der vierten Abteilung, dem Institut für Zell biologie, weiter umgesetzt.

In der Rechtswissenschaftlichen Fakultät sind das Institut für Kirchenrecht und das Institut für Deutsche Rechtsgeschichte bei gleichzeitiger Umbenennung in Institut für Deutsche und Europäische Rechtsgeschichte am 20.09.1994 durch Genehmigung des Rektorats zusammengelegt worden.

Das Volkskundliche Seminar im Fachbereich Philosophie wurde mit Genehmigung durch das Rektorat am 20.09.1994 in Seminar für Volkskunde/Europäische Ethnologie umbenannt.

Im Fachbereich Anglistik wurde das Englische Seminar durch Aufnahme der Organisationsein heit Englische Sprache und Literatur und ihre Didaktik i. G. sowie des bereits seit dem Sommerse mester zum Fachbereich gehörenden Arbeitsbereichs Linguistik , ehemals Fachbereich Deutsche Sprache und Literatur, Künste und deren Didaktik , durch Genehmigung des Rektorats am 08.12.1994 geändert.

Das Institut für Angewandte Botanik im Fachbereich Biologie wurde am 08.12.1994 durch Genehmigung des Rektorats in Institut für Ökologie der Pflanzen umbenannt.

Das Geographische Institut des Fachbereichs Geowissenschaften wurde am 20.09.1994 in die Institute für Geographie (neu), für Landschaftsökologie und für Geoinformatik sowie eine Betriebseinheit aufgegliedert.

2.2.2 Zentrale Betriebseinheiten

Der Aufgabenbereich des Zentrums für Schulpraktische Studien wurde ergänzt. Gleichzeitig wurde die Bezeichnung in Zentrum für Wissenschaft und Praxis geändert. Das Rektorat hat die entsprechende Genehmigung am 20.09.1994 erteilt.

2.2.3 Wissenschaftliche Einrichtungen an der Westfälischen Wilhelms- Universität

Wenn das Ministerium für Wissenschaft und Forschung auch hinsichtlich der Anerkennung von wissenschaftlichen Einrichtungen an Hochschulen gemäß § 36 des Universitätsgesetzes zunehmend zurückhaltender wird, so sind doch im Berichtszeitraum zwei Institute als wissenschaftliche Einrichtungen an der Westfälischen Wilhelms- Universität anerkannt worden.

Mit Erlaß vom 23.03.1994 hat das Institut für Chemo- und Biosensorik den Status einer wissenschaftlichen Einrichtung an der Westfälischen Wilhelms- Universität erhalten.

Darüber hinaus wurde die Kooperation zwischen der Westfälischen Wilhelms-Universität und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe auf dem Gebiet der Forensischen Psychiatrie institutionalisiert durch die Anerkennung des Instituts für Foren sische Psychiatrie als wissenschaftliche Einrichtung an der Westfälischen Wil helms-Universität.

2.3 Aufsichtsmaßnahmen des Rektorats

Im Berichtszeitraum hatte das Rektorat eine Unterlassung im Zusammenhang mit der Wahl des geschäftsführenden Direktors des Instituts für Publizistik rechtsaufsichtlich zu beanstanden.

Das Verhältnis zwischen Rektorat und den Organen der Studentenschaft war im Berichtszeitraum im wesentlichen spannungsfrei.

Eine zwischenzeitliche Belastung ergab sich durch die Veröffentlichung eines Artikels, der sich in verharmlosender Form mit der RAF - insbesondere der Ermordung dreier Manager durch diese terroristische Vereinigung - befaßt, in einem Publikationsorgan des Allgemeinen Studentenausschusses. Seitens des Rektorats wurde diese Publikation scharf gerügt.

Auf Antrag eines Studierenden der Westfälischen Wilhelms-Universität wurde der Studentenschaft durch Beschluß des OVG NW vom 06.09.1994 in einem Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes die Abgabe allgemeinpolitischer Erklärungen untersagt. Da das Gericht in diesem Beschluß die Verbandskompetenz der Studentenschaft enger definiert als das Rektorat, wurde für die Studentenschaft eine Änderung der Veröffentlichungspraxis notwendig. Bei der Auslegung des Beschlusses in bezug auf Zweifelsfälle wurde das Rektorat beratend tätig.

Repressive Aufsichtsmaßnahmen wurden im Berichtszeitraum nicht getroffen.

3. Haushaltssituation
3.1 Haushaltsentwicklung

Aus dem Blickwinkel des Haushalts- und Beschaffungswesens wie aus Forschungsförderungssicht kann das Jahr 1994 durchaus zufriedenstellend genannt werden.

Im Vergleich zum Vorjahr ist der Gesamtaufwand um 2,68 % auf insgesamt 1.071 Mio DM gestiegen: davon wurden 675 Mio. DM in der Medizinischen Fakultät und 396 Mio. DM in den übrigen 20 Fachbereichen und Fakultäten eingesetzt.

3.2 Notzuschlagsprogramm

Im Haushaltsjahr 1994 wurden im Rahmen des Notzuschlagsprogramms mit 2,85 Millionen DM für überlastete Fächer gut 7 Prozent weniger Mittel vom Wissenschaftsministerium zugewiesen als 1993 (3,05 Mio. DM). Es konnten 17 Fächer/Lehreinheiten mit Beträgen zwischen gut 15.000,-- DM und 600.000,-- DM gefördert werden. Mit knapp 3 Mio. DM betrugen die Zuweisungen ein Mehrfaches anderer Zuweisungen für die Lehre aus Zentralkapiteln des Landeshaushalts. Seit Einführung des Notzuschlagsprogramms sind rd. 41 Mio. DM an die Westfälische Wilhelms- Universität geflossen. Die Zahlen belegen, in welchem Umfang die Universität seit 1977 zur Bewältigung der Überlast beigetragen hat und noch immer beiträgt.

Eine besondere Härte stellen insbesondere für die seit Anfang der achtziger Jahre an dem Notzuschlagsprogramm beteiligten Fächer die seit 1985 unverändert geltenden Parameter dar. Anders als bei den Haushalts- und übrigen Drittmitteln sind seither keinerlei Anpassungen erfolgt. Angesichts der zwischenzeitlich eingetretenen massiven Kostensteigerun gen im Personal- und Sachmittelbereich besteht inzwischen ein erheblicher Nachhol- und Anpassungsbedarf, der durch die Tatsache, daß die Mittel sehr direkt, d. h. zeitnah und engpaßorientiert, eingesetzt werden können, nicht wettgemacht wird.

3.3 Entwicklung des Personalhaushaltes

Auch im Jahre 1994 wurde die haushaltsgesetzliche Stellenbesetzungssperre von 12 Monaten weitergeführt. Ausnahmen von dieser Stellenbesetzungssperre bestanden wiederum für Planstellen und Stellen der Medizinischen Einrichtungen, die der Krankenversorgung dienen, sowie für Planstellen und Stellen in Lehreinheiten mit erschöpfender Nutzung der Ausbildungskapazität. Darüber hinaus waren einzelne Fächer, die zu mehr als 100 % ausgelastet sind, von der Stellenbesetzungssperre ausgenommen.

Von den 121 im Rahmen der Maßnahmen zur Konzentration und Neuordnung von Studienangeboten/Studiengängen ab 1983 zur Umsetzung vorgesehenen Stellen sind bereits 84 Umsetzungen in das Kapitel 06 110 verwirklicht worden.

Von den im Rahmen der sogenannten aufgabenkritischen Überprüfung des Stellenbedarfs abzusetzenden 62 Stellen sind bis zum Ende des Haushaltsjahres 1994 bereits 59 Stellen in das Zentralkapitel des Wissenschaftsministeriums umgesetzt worden. Von den ins gesamt ab 1983 verfügten Stellenstreichungen im Stellenplan der Westfälischen Wilhelms-Universität entfallen bis zum Jahre 1994 auf die Zentrale Universitätsverwaltung 77 Stellen; das entspricht einem Anteil von 27,8 % der Gesamtzahl der Stellen dieses Bereichs. Darüber hinaus ist der Bereich der Zentralen Universitätsverwaltung aufgrund einer aufgabenkritischen Überprüfung des Stellenbestandes - Organisationsuntersuchung 1993 - von weiteren Stellenstreichungen betroffen. So sind im Haushaltsplan 1994 insgesamt 23 Stellen mit Wegfallvermerken (kw-Vermerk) versehen, die bis zum Jahre 2002 realisiert werden. Auch von einer Stellenstreichung betroffen ist der Bereich des Büro-, Registratur-, Kanzlei- und Kassendienstes in den Instituten und Seminaren. Hier werden insgesamt 11 Stellen für Verwaltungsangestellte bis zum Ablauf des Jahres 2002 entfallen.

3.4 Wissenschaftlicher Nachwuchs
3.4.1 Graduiertenförderung

Im Rahmen der Graduiertenförderung standen 1994 816.600,-- DM zur Verfügung. Aus diesen Mitteln konnten ca. 60 Stipendien finanziert werden.

3.4.2 Wiedereinstiegsstipendien - HSP II

Durch dieses für Frauen nach Unterbrechung ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit aufgrund von Kindererziehungszeiten eingerichtete Förderungsprogramm werden acht Wissenschaftlerinnen gefördert.

3.5 Bauunterhaltung ohne Medizin
3.5.1 Kleinere Baumaßnahmen

Im Berichtszeitraum wurden etwa 1,6 Mio. DM für eine Vielzahl kleinerer Neu-, Um- und Erweiterungsbauten aufgewandt, insbesondere zur Verbesserung der studentischen Arbeitsbedingungen und zur besseren Raumausnutzung der vorhandenen Gebäude.

3.5.2 Bauunterhaltungsmaßnahmen

Für die Bauunterhaltungsmaßnahmen wurden 1994 rund 14 Mio. DM in die Gebäude der Universität investiert. So konnte mit diesen Mitteln begonnen werden, das Zoologische Institut zu sanieren, wie auch die Grundsanierung des Gebäudes Hüfferstr. 27 in Angriff genommen werden. Ferner konnte der Umbau der ehemaligen PH und ihre mediengerechte Ausstattung mit diesem Geld verwirklicht werden.

Zu erwähnen sind die Baumaßnahmen, die zur Energieeinsparung in den Universitätsgebäuden mit einem Kostenaufwand von rd. 450.000,-- DM durchgeführt wurden. Es handelt sich hier im wesentlichen um den Einbau von Energiesparleuchten sowie von Heizungsregelanlagen. Weiterhin wurde für die Asbestsanierung in verschiedenen Gebäuden der Universität ein Betrag von 150.000,-- DM verausgabt.

3.6 Baumaßnahmen im Bereich der Medizin

Im Berichtszeitraum sind im Bereich der Medizin mehrere kleine Um- und Aus baumaßnahmen durchgeführt worden. An größeren Bauvorhaben sei hier die Chirurgische Klinik genannt, die ab Beginn diesen Jahres zwei Stationen für die Observation und Trans plantation sowie den Gesamtbereich der Sterilisation in Betrieb nehmen konnte.

4. Lehre und Studium
4.1 Studierendenzahlen und Studienanfängerzahlen

Im Wintersemester 1994/95 waren an der Westfälischen Wilhelms- Universität 44.641 Studierende eingeschrieben, darunter 21.665 (48,5 Prozent) Frauen und 2.447 (5,5 Prozent) ausländische Studierende. Damit stieg die Studierendenzahl erstmals seit vier Semestern wieder an. Das Wiederansteigen der Studierendenzahl hatte sich nach der Stabilisierung zum Wintersemester 1993/94, insbesondere aber zum Sommersemester 1994, bereits abgezeichnet.

Bei einem allgemeinen Anstieg um gut 200 oder rund 0,5 Prozent ist die Entwicklung der Studierendenzahlen in den einzelnen Fachbereichen sehr unterschiedlich verlaufen.

Überdurchschnittlich gestiegen ist die Studierendenzahl in den Fachbereichen Anglistik, Sportwissenschaft und Sozialwissenschaft. In acht Fachbereichen ist die Studierendenzahl zurückgegangen. Der starke Rückgang in den Fachbereichen Medizin und Geowissenschaften ist dabei das Ergebnis von Kapazitätsabbau und damit einhergehender Verschärfung bzw. Einführung von Zulassungsbeschränkungen. Wie die Zahl der Studierenden stieg auch die Zahl der Erstimmatrikulierten mit 5.345 gegenüber dem Vorjahr (5.297) leicht an, während sie landesweit weiter rückläufig war. Diese Entwicklung war u. a. das Ergebnis einer stärker bewerberorientiert ausgerichteten Zulassungspolitik. Zehn Fachbereiche verzeichneten aufs Jahr bezogen, d. h. Sommer- und nachfolgendes Wintersemester zusammengefaßt, einen Anstieg der Anfängerzahlen. Aus dem Rahmen fallen die Zuwächse in den Wirtschaftswissenschaften sowie in den Fachbereichen 21 und 15. Überhaupt verzeichnen alle Fachbereiche mit Beteiligung an der Primarstufenlehrerausbildung mehr oder weniger starke überdurchschnittliche Zuwächse. Diametral entgegengesetzt verlief die Entwicklung in den Fachbereichen 9 und 19. Die stark rückläufigen Anfängerzahlen im Fachbereich 9 sind auf den zum Wintersemester 1994/95 eingeführten Numerus clausus in der Pädagogik zurückzuführen; im Fachbereich 19 wirkt der zum Sommersemester 1993 eingeführte Numerus clausus in der Geographie (Diplom und Sekundarstufe II) nach.

Die Zahl der Lehramtsstudienanfänger/innen stieg 1994 um 8,7 Prozent (1.992 gegenüber 1.832). Der Zuwachs geht dabei nahezu vollständig auf das Konto der Primarstufenstudiengänge (785 gegenüber 628). Im Lehramt für die Sekundarstufe I ist die Erstsemesterzahl erneut angestiegen, im Lehramt für die Sekundar stufe II weiter rückläufig. Der Anteil der Lehramtsstudienanfänger/innen stieg auf 28 Prozent an. Er lag damit trotz des Anstiegs in den Primarstufenstudiengängen unter dem bisherigen Höchstwert von 30,8 Prozent in den Berichtsjahren 1980 und 1990. Von 1980 bis 1986 (15,0 Prozent) hatte sich der Anteil zwischenzeitlich halbiert. Hinsichtlich der inzwischen für die Höhe der Mittel für Forschung und Lehre zunehmend bedeutsam werdenden Studienerfolgs- und Leistungskriterien wie Absolventenzahlen und Studienzeiten kann die Westfälische Wilhelms- Universität auf insgesamt durchaus positive Ergebnisse verweisen.

4.2 Entwicklungen in der Lehre

Bereits am 17. März 1994 hat das Ministerium für Wissenschaft und Forschung aufgrund der Ermächtigung in § 6 Abs. 4 des Universitätsgesetzes die Verordnung zu quantitativen Eckdaten für Studium und Prüfungen in universitären Studiengängen erlassen. Auch wenn die Kritik der Westfälischen Wilhelms-Universität, insbesondere soweit sie sich gegen den vorgesehenen quantitativen Eckdatenrahmen ohne Berücksichtigung der Anforderungen der einzelnen Fächer richtete, im wesentlichen keinen Erfolg hatte, ist die Rechtsverordnung in einigen Punkten dennoch gegenüber der Entwurfsfassung oder den zunächst vorgelegten Thesen entschärft worden. Die ersten Prüfungsordnungen der Westfälischen Wil helms-Universität, die die Vorgaben der Eckdatenverordnung berücksichtigen, die Diplomprüfungsordnungen für die Studiengänge Landschaftsökologie und Geographie, liegen den zentralen Gremien bereits zur Beschlußfassung vor.

Trotz aller inhaltlichen und strukturellen Bedenken, die die Universität Münster gegen die mit der siebten Änderungsverordnung zur Lehramtsprüfungsordnung vor gesehenen Einschnitte in die Struktur der Lehrerausbildung vorgetragen hat, ist diese im wesentlichen unverändert am 23.08.1994 in Kraft getreten. Die materiellen Veränderungen - gerade auch im Bereich des Grundstudiums - sind so gravierend, daß eine Umsetzung erst nach entsprechenden Änderungen der bisherigen Studien- und Zwi schenprüfungsordnungen möglich erscheint. Durch Erlasse des Kultusministers sind deshalb zunächst die bisherigen Studien- und Zwischenprüfungsordnungen für die Studierenden, die im Wintersemester 1994/95 ein Lehramtsstudium aufgenommen haben, und später die bisherigen Teilgebietskataloge und weiteren Vorgaben der Besonderen Vorschriften - soweit diese nicht im Widerspruch zur siebten Änderungsverordnung stehen - für die Erarbeitung von Studien- und Zwischenprüfungsordnungen für anwendbar erklärt worden. Die Fachbereiche und Fächer stehen somit vor der Aufgabe, aus einer Vielzahl von Vorgaben nach altem und nach neuem Recht Studien- und Zwischenprüfungsordnungen zu erarbeiten.

Von daher ist die Initiative des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung sehr zu begrüßen, Zentren für Lehrerausbildung an den Universitäten mit dem Ziel einzurichten, die Lehramtsstudiengänge für die Studierenden stärker zu koordinieren und überschaubarer zu machen. Die Westfälische Wilhelms-Universität hat im Berichtszeitraum die Einrichtung einer Zentralen Koordina tion Lehrerausbildung (ZLK) beschlossen und dessen Einrichtung beim Ministerium für Wissenschaft und Forschung beantragt.

4.3 Wissenschaftliche Weiterbildung

In diesem Jahr wurde zum zweiten Mal die Internationale Sommeruniversität in Zusammenarbeit mit der Universität Osnabrück durchgeführt, die unter dem Thema Mensch - Technik - Umwelt stand und nicht nur einen überregionalen, sondern vor allem auch internationalen Zuspruch fand.

Nachdem sich im Mai 1994 der Verein zur Förderung der wissenschaftlichen Weiter bildung in Kooperation mit der Westfälischen Wilhelms-Universität konstituiert hat, sind bereits zahlreiche Veranstaltungen wissenschaftlicher Weiterbildung in Zusammenarbeit zwischen dem Verein und der Arbeitsstelle Wissenschaftliche Weiterbildung abgewickelt worden. Hier sind insbesondere die Angebote der Interregionalen Weiterbildung Niederlande und Angebote des Sprachenzentrums im Bereich der Fachsprachenweiterbildung zu nennen.

5. Forschung

Das Forschungsprofil einer Hochschule wie der Westfälischen Wilhelms- Universität wird vor allem durch die in ihren Fachbereichen vorhandenen und zu entwickelnden Schwer punkte geprägt. Vom Einzelforscher als unverwechselbarem Bestandteil der Forschungslandschaft über Wissenschaftler, die mit wichtigen Forschungspreisen ausgezeichnet wurden, über besonders geförderte Forschergruppen, über an der Universität eingerichtete Graduiertenkollegs bis hin zum traditionellen Aushängeschild universitärer For schung, den Sonderforschungsbereichen, erstrecken sich hier die profilbildenden Aktivitäten.

Im Berichtszeitraum förderte die DFG an der Universität Münster drei Forschergruppen, fünf Graduiertenkollegs und vier Sonderforschungsbereiche. Damit nimmt die Universität im landes- und bundesweiten Vergleich wahrlich keine Spitzenposition ein. Hier setzt auch die Kritik des Münsteraner Bundestagsabgeordneten Wolf-Michael Catenhusen an, wenn er sich über unsere Universität in der Weise äußert, daß die o. a. Zahlen nun mal nicht als Spitzenleistung für eine der größten deutschen Universitäten gelten können . Nicht zuletzt durch die von Herrn Catenhu sen in der lokalen Presse ausgelöste Diskussion hat sich das Rektorat inzwischen veran laßt gesehen, unter Federführung des Prorektors für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs zusammen mit den Dekanen zur Konturierung des Profils und zur Verbesserung seiner Außendarstellung eine aktuelle Bestandsaufnahme von forschungsprofilbildenden Aspekten zu erarbeiten. Diese Bestandsaufnahme ist freilich erst auf den Weg gebracht und noch nicht abgeschlossen.

Trotz der Kritik von außen soll an dieser Stelle nicht vergessen werden darauf hinzuweisen, daß auch im Berichtszeitraum wieder zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms- Universität für herausragende Leistungen in der Forschung Preise erhalten haben. Aus der Vielzahl dieser Ehrungen seien nur die folgenden hervorgehoben:

Dem Nierenphysiologen Prof. Dr. Eberhard Schlatter wurde der Max-Planck- Forschungspreis verliehen, die Physiker Prof. Dr. Harald Fuchs und sein Mitarbeiter Dr. Thomas Schimmel erhielten den Philip-Morris-Forschungspreis, und der Biochemiker Prof. Dr. Thomas Scheper durfte den von der Max-Büchner-Stiftung verliehenen Dechema-Jahrespreis 1994 entgegennehmen.

Besonders erfreulich war ebenfalls, daß in der Medizinischen Fakultät am 09.12.1994 das Interdisziplinäre Klinische Forschungszentrum gegründet wurde, einer der größten Forschungsverbände der Universität.

Im Berichtszeitraum haben wiederum zahlreiche Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse auf Messen und Ausstellungen vorgestellt. Darüber hinaus beteiligte sich die Universität am erstmals bundesweit veranstalteten Tag der Forschung. So wurden am 18.06.1994 zahlreiche Exponate einer interessierten Öffentlichkeit vorgestellt, und in der Aula fand eine Podiumsdiskussion zum Thema Freiheit und Verantwortung der Forschung am Beispiel der Genforschung in Münster statt.

Mit der neuen Veranstaltung Spektrum Literatur wurde eine Veranstaltungsreihe zur Intensi vierung des geisteswissenschaftlichen Transfers ins Leben gerufen. Die Resonanz der Auftaktveranstal tung war überwiegend positiv, so daß diese Veranstaltungsreihe neben den klassischen Transfermeetings auch in diesem Jahr fortgeführt werden wird.

6. Situation der Studierenden
6.1 Behinderte Studierende

Mit der Errichtung eines behindertengerechten Aufzuges am Fußgängerdeck der Universitäts- und Landesbibliothek konnte ein langjähriges Manko endlich beseitigt werden.

6.2 Wohnungssituation

Aufgrund der Fertigstellung von zwei Wohnheimanlagen Ende 1993 hat sich die Wohnungs situation der Studierenden wesentlich entspannt. Darüber hinaus wurde im Berichtszeitraum mit dem Anbau von Vierzimmerwohnungen an drei Wohnheimen an der Steinfurter Straße 56 begonnen. Wenn diese voraussichtlich Ende 1995 bezogen werden können, wird sich hierdurch eine weitere Verbesserung der Wohnungssituation ergeben.

7. Auslandsbeziehungen

Wie auch in den Jahren zuvor waren 1994 wieder zahlreiche Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bei uns zu Gast. Gelehrte aus aller Welt haben an der Westfälischen Wilhelms-Universität Gastvorträge gehalten. Zwei Partnerschaftsabkommen wurden geschlossen: mit der Universität Tartu und der Universität Vilnius. Mit diesen beiden Partnerschaftsabkommen ist die Universität Münster mit Universitäten in allen drei Baltischen Ländern partnerschaftlich verbunden.

Neben den Partnerschaften besteht eine ganze Fülle von - insbesondere durch die ERASMUS-Programme geförderten - Kontakten zwischen unserer Universität und ausländischen Hochschulen. Ca. 270 Studierende aus Münster haben im letzten Jahr an ausländischen Universitäten im Rahmen der ERASMUS/LINGUA-Programme studieren können. 222 Studierende aus EG-Ländern sind in Münster gewesen.

8. Beziehungen der Westfälischen Wilhelms-Universität zur Stadt und Region

Die Westfälische Wilhelms-Universität war auch im Jahre 1994 in die Akti vitäten der Stadt und der Region Münster eng eingebunden.

So beteiligte und unterstützte die Universität verschiedene Universitätstage in den Städten Hamm, Coesfeld, Papenburg und Bocholt.

Auch im Jahr 1994 wurde die Vortragsreihe, welche die Universität mit der Stadt gemein sam durchführt, mit Vorträgen zum Oberthema Toleranz weiter fortgeführt.

Anfang des Jahres konnte der bereits im Jahre 1993 konzipierte Museumsführer der Westfälischen Wilhelms-Universität der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Der Museumsführer war im Rahmen des 1.200jährigen Jubiläums der Stadt Münster konzipiert worden. In ihm werden sämtliche Museen der Universität und der Botanische Garten vorgestellt.

Im November fand der von der Arbeitsstelle Wissenschaftliche Weiterbildung und der Zentralen Studienberatung organisierte Tag der offenen Tür für die Oberstufen-schüler der Gymnasien und Gesamtschulen im Einzugsbereich der Westfälischen Wilhelms-Universität statt. Das Interesse von mehr als 5.000 Schülerinnen und Schüler zeugt vom großen Bedarf an einer solchen Veranstaltung.

9. Ausblick: Aufgaben, Ziele, Maßnahmen
9.1 Fortführung von Aufgaben

Aufgabe des neuen Rektorats ist es, zum einen den bewährten und bislang erfolgreichen Weg, der von den Vorgängerrektoraten eingeschlagen worden ist, weiter zu gehen und zum anderen auf neue Herausforderungen mit zwar behutsamen, aber gleichwohl entschlossenen Schritten zu reagieren.

Die Aufgaben, die es fortzuführen gilt, liegen vor allem in den folgenden Gebieten:

Mit der Eröffnung des Zentrums für Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE) im Januar 1995 und der feierlichen Einweihung des Krameramtshauses als Standort für das Zentrum für Niederlande-Studien im Mai 1995 wurden bzw. werden zwei weitere wichtige Schritte in der Entwicklung der Universität Münster vollzogen. Es zeigt sich, daß die Zentren eine erfolgreiche interdisziplinäre Arbeit leisten, indem es gelingt, grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung in einem engen Verbund zu betreiben, Forschungsprofile von aktueller Bedeutung zu entwickeln und einen intensiven Gedankenaustausch zwischen Wissen schaft und Praxis zu pflegen. An diesen Zielen muß sich die Arbeit aller Zentren orientieren, und das Rektorat wird bemüht sein, entsprechende Anstrengungen der Zentren so weit wie eben möglich zu unterstützen. Mit der Realisierung der genannten Ziele dürfte sich zugleich auch eine erfolgreiche interdisziplinäre Lehre verwirklichen lassen. Einen vielversprechenden Ansatz dafür liefert beispielsweise ein Aufbaustudiengang des Zen trums für Umweltforschung (ZUFO), der zur Zeit entwickelt wird.

Die Kooperationen zwischen Wissenschaft und Praxis sowie der Wissenstransfer der Universität müssen aus zwei Gründen weiter ausgebaut werden: zum einen gilt es, den Wert der Grundlagenforschung in Kreisen außerhalb der Universität deutlich zu machen und damit der größtenteils ungerechtfertigten Kritik zu begegnen, die Forschungsleistungen der Universität stellten keinen oder nur einen unzureichenden Beitrag zur innovativen Entwicklung unseres Staates dar; zum anderen muß auch die Univer sität verstärkt darauf hinarbeiten, grundlagenorientierte Forschung durch anwendungsorientier te Forschung zu ergänzen und dabei Anregungen und Ergebnisse in einem Rückkopplungsprozeß mit der Praxis auszutauschen. Das Rektorat wird deshalb bemüht sein, den Kontakt zwischen Wissenschaft und Praxis, der einerseits die Forschungsleistungen der Universität in die Öffentlichkeit trägt und anderer seits Forschungsideen in die Universität tragen kann, weiter zu fördern.

Obwohl es einige Unsicherheiten im Hinblick auf die Durchsetzungsmöglichkeiten der neuen Bestimmungen des Universitätsgesetzes sowie der Eckdatenverordnung gegeben hat, ist das Rektorat gehalten, auf eine möglichst zügige Umsetzung der neuen Bestimmungen zur Struktur und zum Ablauf des Studiums hinzuwirken. Das gilt ähnlich auch für Anpassungen in den Lehramtsstudiengängen. Die Studienreform darf sich allerdings nicht auf rein quantitative Veränderungen beschränken. Nach wie vor muß es Aufgabe unserer Universität sein, eine hohe Qualität der Lehre zu gewährleisten und die Lehrinhalte fortlaufend so anzupassen, daß die Absolventen den modernen und für die Zukunft zu erwartenden Herausforderungen des Berufslebens gerecht werden. Die Sicherung der Qualität der Lehre und die zukunftsorientierte Ausrichtung der Lehrinhalte liegen in erster Linie in der Verantwortung des einzelnen Wissenschaftlers. Soweit es nötig und möglich ist, wird das Rektorat jedoch die Erreichung dieser Ziele einer Studienreform zu un terstützen versuchen. Denkbar wären hierzu beispielsweise finanzielle Hilfen für innovative Lehrprogramme sowie die Koordination universitätsinterner Arbeitsgruppen zur Studienreform.

Trotz einiger Bemühungen konnte eine durchgreifende Strukturreform in der Philosophi schen Fakultät bis heute nicht erreicht werden. Es ist allerdings zu erwarten, daß die Fachbereiche 7 und 10 bereits in Kürze zusammengeführt werden. Das Rektorat begrüßt die Entscheidung dieser beiden Fachbereiche und betrachtet ihre Zusammenführung als einen ersten Schritt in Richtung auf weitere strukturelle Veränderungen. Solche Veränderungen sind das Ergebnis autonomer Entscheidun gen von Fachbereichen. Dessen ungeachtet ist es das erklärte Ziel des Rektorats, in einem zweiten Schritt auf eine Zusammenführung der Fachbereiche 11, 12 und 13 sowie auf die damit verbundene Lösung von Teilproblemen im Fachbereich 21 hinzuwirken. Das Rektorat geht von der Erwartung aus, daß auch die anderen Fachbereiche ihre Gespräche fortführen und gezielt auf eine einvernehmliche Lösung in Richtung auf die Bildung größerer Fachbereiche hinlenken. Solche Strukturanpassungen sind nicht nur aus fachlichen Gründen geboten, sondern auch deshalb zwingend erforderlich, weil aufgrund der generell zu erwartenden weiteren finanziellen, personellen und räumlichen Beschränkungen die Funktionsfähigkeit der jetzt teilweise zu kleinen Einheiten gefährdet wäre. Nicht zuletzt muß es darum gehen, die ohnehin knappen Ressourcen möglichst optimal im Lehr- und Forschungsbereich einzusetzen und die administrativen Aufgaben in der Philosophischen Fakultät - wie auch in anderen Fakultäten - im Sinne eines Lean-Management zu organisieren.

Die Universität Münster unterhält seit vielen Jahren gute Beziehungen zu ihrer Stadt. Das neue Rektorat ist sehr daran interessiert, diese Beziehungen ungeachtet politischer Änderungen fortzuführen und noch weiter auszubauen. Wie schon in früheren Jahren, so wird die Universität Münster gemeinsam mit der Stadt Vortragsreihen anbieten und größere städtische Veranstaltungen mitgestalten. Für das Jahr 1995 wurden bereits fest vereinbart eine Vortragsreihe zum Rahmenthema Solidarität , die im Rathaus der Stadt Münster stattfinden wird, sowie zum einen die Teilnahme an der deutsch-polnischen Woche und zum anderen die aktive Mitgestaltung der deutsch-japanischen Woche im Oktober.

Die Universität Münster wird auch weiterhin an den Universitätstagen in Bocholt (für den Kreis Borken), in Coesfeld (für den Kreis Coesfeld), in Hamm sowie in Papenburg teilnehmen und dabei jeweils einen wesentlichen Teil bestreiten. Hierzu un terhält das Rektorat direkte Kontakte mit den Kreisen und Städten. Anläßlich meiner persönlichen Besuche bei den jeweiligen Repräsentanten wurde auch ein Ausbau der Beziehungen mit den Kreisen Recklinghausen, Steinfurt, Unna und Warendorf diskutiert. So ist beispielsweise geplant, sowohl die Verbindungen der Universität und des Kreises Steinfurt mit den baltischen Staaten für ein gemeinsames Symposium zu regionalen und internationalen Themenbereichen zu nutzen als auch die besonderen Ziele der deutsch-jüdischen Zusammenarbeit des Kreises Recklinghausen mit entsprechenden Aktivitäten der Universität Münster zu verknüpfen.

Die Universität Münster unterhält derzeit förmliche Beziehungen zu etwa 50 Hochschulen in aller Welt. Auf Rektoratsebene wurden seit 1990 enge Kontakte mit den Universitäten in den baltischen Staaten - mit Riga, Tartu und Vilnius - gepflegt. Es ist ein besonderes Anliegen auch des neuen Rektorats, die zu diesen Universitäten aufgebauten Beziehungen fortzuführen und dabei auch darauf hinzuwirken, noch mehr Fachbereiche und Kollegen der Universität Münster für eine Zusammenarbeit mit den baltischen Universitäten sowohl in der Lehre als auch in der Forschung zu gewinnen. Da das Rekto rat an vielfältigen internationalen Beziehungen interessiert ist, wird es auch um die Pflege zu den anderen Partneruniversitäten bemüht sein und darüber hinaus Kontakte zu neuen Universitäten aufbauen. Förmliche Beziehungen werden derzeit zur Uni versität York in Großbritannien angebahnt. Auf meinem Programm für 1995 stehen noch Besuche mehrerer Partneruniversitäten, so Twente und Nijmegen in den Niederlanden, Leuven und Louvain in Belgien sowie Rio de Janeiro, Porto Alegre und Florianópolis in Brasilien.

Der gesamte ostasiatische Raum gewinnt aus weltweiter Perspektive in kultureller, wirtschaftli cher und wissenschaftlicher Hinsicht immer mehr an Gewicht. Mit Blick auf das Ziel einer stärkeren internationalen Ausrichtung der Universität Münster scheint es deshalb geboten, auch dieser Entwicklung Rechnung zu tragen und einerseits die bereits bestehenden Verbindungen nach Ostasien auszubauen sowie andererseits neue Verbindungen anzustreben. Ansatzpunkte hierfür bieten die bereits recht guten Kontakte zu japanischen Universitäten. In diesem Zusammenhang ist die Beteiligung des Rektorats an der Vorbereitung einer deutsch-japanischen Woche in Münster zu nennen, die nicht zuletzt einer Stärkung der Wissenschaftskooperation zwischen der Universität Münster und japanischen Universitäten dienen soll.

9.2 Neue Herausforderungen

Aus neuen Herausforderungen ergeben sich weitere Aufgaben, die insbesondere die folgenden Punkte umfassen:

Vom 01.01.1995 an sind mit der Einführung des flexiblen Haushalts und der Ausweitung des Versuchs der Finanzautonomie der Hochschulen auch die haushaltsmäßigen Grundsätze für die Universität Münster geändert worden. Von wesentlicher Bedeutung sind dabei die vorübergehende anderweitige Nutzung der monetären Beträge freier, nicht gesperrter Stellen, die begrenzte gegenseitige Deckungsfähigkeit verschiedener Titelgruppen sowie die begrenzte Übertragbarkeit in das jeweils nachfolgende Haushaltsjahr. Da bei diesen Möglichkeiten jeweils zeitliche und quantitative Restriktionen bestehen, ergeben sich für das Rektorat zwingend zusätzliche Steuerungs- und Kontrollaufgaben. Überdies wird mit der Finanzautonomie die Absicht verfolgt, der Universität einen größeren Spielraum für Ausgabenentscheidungen zu geben, die den spezifischen und an den Strukturzielen ausge richteten zukunftsorientierten Bedürfnissen der Universität entsprechen. Vor allem im Hinblick hierauf hat das Rektorat einen Plan für das Jahr 1995 vorgelegt, der eine bestimmte Verteilung der disponiblen Mittel aus freien Personalstellen auf die zentrale und die dezentrale Entscheidungsebene vorsieht. Weitere Ausführungsdetails müssen in den nächsten Wochen und Monaten mit Beteiligung der Kommission für Finanz- und Personalangelegenheiten und des Senats erarbeitet werden.

Das Ministerium hat mit Beginn des Jahres 1995 erstmalig bei der Titelgruppe 94 eine leistungsorientierte Vergabekomponente eingeführt. Damit sollen Lehr- und Forschungsleistungen Berücksichtigung finden. Sowohl seitens der LRK als auch des Ministeriums ist geplant, das Gewicht der leistungsorientierten Komponente in den kommenden Jahren noch zu verstärken. Bereits im Jahr 1995 verliert die Universität Münster im Vergleich zum status quo ante mehr als 600.000,- - DM. Und nach dem Modell der LRK ist in den kommenden Jahren mit weiteren Verlusten bis zu 9.000.000,-- DM zu rechnen. Vordring liche Aufgabe des Rektorats muß es also sein, ein Modell für die interne Finanzverteilung zu finden, das sich einerseits an der neuen leistungsorientierten Mittelvergabe des Ministeriums orientiert, andererseits aber auch die Funktionsfähigkeit der Fakultäten, Fach bereiche und Fächer sicherstellt. Ein erstes Verteilungsmodell hierzu ist inzwischen erarbeitet worden.

Die finanziellen Einbußen, die sich aus der zuvor beschriebenen leistungsorientierten Mittelvergabe für die Universität Münster ergeben, sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß diese Universität im Landesvergleich bei der Einwerbung von Drittmitteln Schwächen aufweist. Es muß also Aufgabe des Rekto rats sein, gezielt auf eine Ausweitung der Forschungsaktivitäten in allen Fachbereichen dieser Universität hinzuwirken und dabei insbesondere solche Aktivitäten zu unterstützen, die den Drittmittelzufluß nennenswert erhöhen.

Die intensive Diskussion um die Verbesserung der Qualität der Lehre, die in den vergange nen vier Jahren auf Landesebene geführt worden ist, hat das Problem der adäquaten Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses allzu sehr in den Hintergrund gerückt. Die Altersstruktur an der Universität Münster macht deutlich, daß in etlichen Fachgebieten schon in relativ kurzer Zeit ein erheblicher Mangel an wissenschaftlichen Nachwuchskräften bestehen dürfte. Das Rektorat hat es sich zur Aufgabe gesetzt, dieses Problem wieder verstärkt zu thematisieren und zum Gegenstand der allgemeinen hoch schul- und wissenschaftspolitischen Diskussion zu machen.

Es zeigt sich immer deutlicher, daß sich das Renommee einer Universität nur dann auf Dauer sichern läßt, wenn sie bereit ist, mit Lehre und Forschung auch im Rahmen der europäischen Wissenschaftsnetze tätig zu werden. Die meisten Programme der Europäischen Union, die auch für die Einwerbung von Drittmitteln aus den europäischen Fördertöpfen von Relevanz sind, sind inzwischen auf die Einrichtung und Ausweitung solcher Netze ausgelegt. Es wird Aufgabe des Rektorats sein, zum einen die Informationen über die entsprechenden europäischen Programme zu verbessern und zum anderen Aktivitäten zu fördern, die eine Einbindung in europäische Wissenschaftsnetze zum Ziel haben. Im Hinblick auf diese Aufgabe wurden im Rektorat bereits einige Gespräche geführt. Zu nennen sind insbesondere Pläne zum Aufbau eines Wissenschaftsnetzes, an dem die Universitäten Münster, Orléans, Oulu (Finnland), Twente und York beteiligt sein sollen sowie die Teilnahme Münsters an einem Tempus-Programm unter anderem mit der Universität Riga und der Wirtschaftshochschule in Breslau.

Vor dem Hintergrund anhaltender und vermutlich noch zunehmender Haushaltsengpässe wird es in Zukunft einen verstärkten Wettbewerb der Universitäten um die knappen Ressourcen geben. Die weiter oben erläuterte leistungsorientierte Mittelvergabe ist ein erster Schritt auf diesem Weg. Da externe Finanzierungsquellen lebensnotwendig werden, wird sich der Wettbewerb nicht auf den engen Raum Nordrhein-Westfalens beschränken, sondern europäische Dimensionen annehmen. Zur Vorbereitung auf diese Entwicklung ist es erforderlich, daß die Universität eine zukunftsorientierte Strukturanalyse und Strukturplanung erstellt. Grundlage dafür könnte beispielsweise das Projekt WWU 2010 sein, das 1993 vom Institut für Marketing (Prof. Dr. H. Meffert) vorgelegt worden ist. Wie im Projektbericht erläutert, wird es zur Erhöhung der Wett bewerbsfähigkeit der Universität Münster unumgänglich sein, Profile sowohl in der Lehre als auch in der Forschung zu bilden und dadurch in bestimmten Bereichen zu einem in ganz Europa anerkannten Center of excellence zu werden. Aufgabe des Rektorats wird es also sein, unter Einbeziehung der Fachbereiche sowie der anderen betroffenen Einrichtungen der Uni versität entsprechende Strukturanalysen vorzunehmen und auf eine Profilierung in zu kunftsträchtigen Bereichen hinzuwirken.

Internationalisierung, Profilierung, Drittmitteleinwerbung, europäischer Wettbewerb und Wissenstransfer in nationalen und europäischen Netzen machen es dringend erforderlich, die Lehr- und Forschungslandschaft sowie die Lehr- und Forschungsleistungen der Universität Münster besser als bisher in der Öffentlichkeit - auf nationaler und internationaler Ebene - bekannt zu machen. Das Rektorat sieht es deshalb als eine dringende Aufgabe an, die Öffentlichkeitsarbeit dieser Universität zu intensivieren und Maßnahmen eines modernen Universitäts- und Wissenschaftsmarketings zu unterstützen.

Zur Zeit wird auf breiter Ebene, in der HRK, in der LRK, in den Ministerien, in Unternehmensverbänden sowie in etlichen Hochschulen selbst, eine Diskussion über eine durchgreifende Hochschulreform geführt. Stichworte sind hier vor allem Autonomie der Hochschulen , Wettbewerb zwischen den und innerhalb der Hochschulen , Evaluation von Forschung und Lehre , Steigerung der administrativen Effizienz , Profilierung sowie Finanzierungsmodelle mit staatlichen und privaten Anteilen sowie mit oder ohne Studiengebühren . Das Rektorat ist fest entschlossen, sich an diesen Diskussionen kon struktiv zu beteiligen, um so Möglichkeiten einer frühzeitigen Einflußnahme nicht aus der Hand zu geben. Vor diesem Hintergrund ist beispielsweise auch geplant, mindestens ein Projekt zu einem Teilbereich der Hochschulreformdiskussion in Zusammenarbeit mit dem neuen Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh zu entwickeln und durch zuführen. Einige Vorüberlegungen hierzu sind bereits in persönlichen Gesprächen mit dem CHE ausgetauscht worden. Darüber hinaus wird sich das Rektorat auch in die auf die Reformdiskussion bezogene Arbeit der LRK und der HRK soweit wie eben möglich einbinden.

10. Dank

Ich möchte den Bericht nicht ohne ein Wort des Dankes an die Mitglieder und Angehörigen der Westfälischen Wilhelms-Universität schließen. Viele haben in Wissenschaft, Verwaltung und Selbstverwaltung oftmals durch über das vorgeschriebe ne Maß hinausgehenden Einsatz dazu beigetragen, daß die Westfälische Wilhelms-Universität trotz Knappheit von Personal- und Sachmitteln auch im Jahre 1994 ihre zahlreichen und vielfältigen Aufgaben erfüllen konnte.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: D2JB9403
Datum: 28.06.1995; 22:40 Uhr