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DFG-Präsident Prof. Dr. Peter Strohschneider (r.) gratuliert Prof. Dr. Thomas Bauer<address>© DFG - David Ausserhofer</address>
DFG-Präsident Prof. Dr. Peter Strohschneider (r.) gratuliert Prof. Dr. Thomas Bauer
© DFG - David Ausserhofer

"Wer kann, der kann"

Forschungsgemeinschaft ehrt elf Leibniz-Preisträger - darunter zwei WWU-Wissenschaftler

Sie kennen die Werbung für die schmackhaften Bonbons, die mit dem immer gleichen Spruch endet? "Na, wer hat’s erfunden?" Klar, die Schweizer waren’s. Die Ehrung der elf aktuellen Gottfried Wilhelm Leibniz-Preisträger war am vergangenen Dienstag (19.3.) fast abgeschlossen, als der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und Laudator, Prof. Dr. Peter Strohschneider, in einem ähnlichen Tonfall eine ähnliche Frage ans Publikum richtete: "Na, wo hat er promoviert?" Die 200 Gäste lächelten, sie ahnten die Antwort, die Peter Strohschneider nach einer Kunstpause sofort nachlieferte: "Richtig - in Münster."

Münster, immer wieder Münster. Die Erwähnung von Münster, speziell der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), entwickelte sich über die gut zweistündige Ehrung hinweg kontinuierlich zu einer Art "Running Gag" – die Gäste amüsierten sich, sie nickten staunend und voller Anerkennung. Dabei hatte der DFG-Präsident schon zu Beginn der Veranstaltung den Gästen in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften prophezeit, dass sie "heute sicher eine gewisse Münsteraner Prominenz bemerken werden".

Er sollte Recht behalten. Mit Prof. Dr. Frank Glorius und Prof. Dr. Thomas Bauer lehren und forschen gleich zwei der diesjährigen Preisträger an der WWU. Und mit dem Berliner Biophysiker Prof. Dr. Peter Hegemann und dem Trierer Historiker Prof. Dr. Lutz Raphael gab es zwei weitere Geehrte, die einst in Münster studiert beziehungsweise promoviert hatten. Ob dieser münsterschen Dominanz rief Peter Strohschneider zwischendurch der ebenfalls im Publikum sitzenden WWU-Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles zu: "Herzlichen Glückwunsch auch an Sie. In Bayern sagt man in solchen Fällen: Wer kann, der kann."

Apropos: Elf herausragende Könner ehrte die DFG, elf Mal versprach der DFG-Präsident den stolzen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern "Ehre, Geld und märchenhafte Freiheit". Sieben Jahre haben sie nun Zeit, ihre jeweils 2,5 Millionen Euro Preisgeld in Forschungsideen  und –projekte zu investieren. Ohne die sonst üblichen Anträge und Begutachtungen. "Sie können so frei wie möglich von institutionellen Zwängen forschen", betonte Peter Strohschneider. 324 Forscher hat die DFG seit 1986 mit dem wichtigsten deutschen Forschungsförderpreis bedacht, mit Frank Glorius und Thomas Bauer arbeiten nunmehr bereits zehn von ihnen an der WWU.

Mit Thomas Bauer erhält nach Überzeugung der DFG ein Islamwissenschaftler den Leibniz-Preis, "der auf vielleicht weltweit einmalige Weise die philologische Interpretation und Edition von Texten mit einem ebenso breiten wie innovativen kultur- und mentalitätsgeschichtlichen Ansatz" verbinde. Thomas Bauers Forschungsschwerpunkte sind die Kultur- und Mentalitätsgeschichte der arabisch-islamischen Welt sowie die klassische arabische Literatur. Die Auszeichnung für den 51-Jährigen zeige zudem, unterstrich Peter Strohschneider, dass die WWU "ein wichtiges Zentrum für den interreligiösen und interkulturellen Dialog" in Deutschland sei. Und an (wissenschaftlicher) Arbeit wird es Thomas Bauer auch in Zukunft nicht mangeln: Das Faszinierende an seinem Fach, erzählte er in einem kurzen Filmporträt, sei die Tatsache, "dass es noch so wahnsinnig viel Neues zu erforschen gibt".

Das wird Frank Glorius ähnlich bewerten. Schon heute gilt der Professor für Organische Chemie nach Überzeugung der DFG-Jury als ein "absolutes Ausnahmetalent" auf seinem Gebiet – der 40-Jährige beschäftigt sich vor allem mit der Entwicklung und Anwendung neuer und effizienter Katalyse- und Synthese-Methoden zur Herstellung organischer Verbindungen. Für den Menschen sind organische Verbindungen von großer Bedeutung, etwa in Pharmazeutika oder Pflanzenschutzmitteln. Wie ernst es der DFG-Präsident mit seiner Ankündigung meinte, dass der Preis zwar einerseits als Anerkennung für die bisherige Arbeit zugesprochen werde, aber eben auch eine Verpflichtung für eine Fortsetzung der Leistung darstelle, bekam auch Frank Glorius mit auf den Heimweg. Schließlich sei man davon überzeugt, schmunzelte Peter Strohschneider, dass Frank Glorius "noch weit entfernt vom Höhepunkt seiner Produktivität" sei.

Diese Prognose dürfte auch Johanna Wanka gefreut haben. Denn die neue Bundeswissenschaftsministerin unterstrich, dass eine breite öffentliche Akzeptanz der Wissenschaft, die sich beispielsweise an einer möglichst intensiven Medienberichterstattung über Forschungsthemen ablesen lasse, der Wissenschaft selbst zugutekomme. "Schließlich gibt es reichlich Konkurrenz bei den Verteilungskämpfen um Anerkennung und Geld", betonte sie. "Deshalb hilft jede positive und berichtenswerte Nachricht."

Norbert Robers

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