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Münster (upm/ja)
Prof. Dr. Bernd Blöbaum, Sprecher des Graduiertenkollegs<address>© WWU - Kommunikationswissenschaften</address>
Prof. Dr. Bernd Blöbaum, Sprecher des Graduiertenkollegs
© WWU - Kommunikationswissenschaften

Online, virtuell, unseriös?

Erstes Graduiertenkolleg der Kommunikationswissenschaft: "Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt“

Schlagzeilen wie "Kanzlerin hat Vertrauen in den Umweltminister verloren" oder "Vertrauen in spanische Banken schwindet" deuten es an: Vertrauenskrisen liefern ständig Berichterstattungsanlässe. Das Internet wirft auch neue, persönliche Vertrauensfragen auf: Soll ich meine Kontodaten online übermitteln? Wie kann ich die Vertrauenswürdigkeit von Geschäftspartnern oder Kollegen einschätzen, mit denen ich nur in der virtuellen Welt kommuniziere? Welche Strategien nutzen des Dopings verdächtigte Athleten, um über das Internet ihren Image- und Vertrauensverlust zu reparieren?

Vertrauen ist ein zentraler sozialer Mechanismus – in zwischenmenschlichen Beziehungen, in der Arbeitswelt, im Verhältnis zwischen Bürgern und Staat, Konsumenten und Wirtschaftsunternehmen, Zuschauern und Sportlern und auch zwischen Nationen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des heute (6. Juni) offiziell eröffneten Graduiertenkollegs "Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt" an der Universität Münster untersuchen, wie sich Aufbau und Aufrechterhaltung von Vertrauen unter den Bedingungen des Internets verändern - es ist das erste von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Graduiertenkolleg, dessen Federführung bei der Kommunikationswissenschaft liegt. "Mit dem Internet stellen sich viele neue Vertrauensfragen, auf die wir Antworten liefern wollen. Zudem ist die Vertrauensforschung ohnehin ein noch weitgehend unerforschtes Gebiet", erwartet der Kommunikationswissenschaftler und Kolleg-Sprecher Prof. Dr. Bernd Blöbaum vielfältige Ergebnisse.

Zentrales Merkmal des Graduiertenkollegs ist seine Interdisziplinarität: Wissenschaftler aus den Fächern Kommunikationswissenschaft, Psychologie, Wirtschaftswissenschaft, Wirtschaftsinformatik und Sportwissenschaft tragen den Forscherverbund. Wissenschaftlicher Koordinator ist Stephan Völlmicke.

In der ersten Förderperiode analysieren 20 Doktorandinnen und Doktoranden beispielsweise, wie in virtuellen Arbeitsteams Vertrauen entsteht, welche Software den Aufbau von Vertrauen in Netzwerken unterstützen kann und was bei Nutzern digitaler Medienangebote vertrauensfördernd wirkt. "Das Internet birgt bei der Frage nach Vertrauen Gefahren, es bietet aber auch Chancen", unterstreicht der Organisations-und Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Guido Hertel. "Es ist ein Ziel des Kollegs, Wege aufzuzeigen, wie man konkret zur Verbesserung von Vertrauensbeziehungen beitragen kann."

Die Kollegiaten werden zudem als Nachwuchswissenschaftler ein umfangreiches Qualifizierungsprogramm nutzen - beispielsweise mit Studienaufenthalten im Ausland, der Teilnahme an nationalen und internationalen Tagungen, Publikationen, Beteiligung an Lehrveranstaltungen und der Betreuung durch internationale Mentoren.

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