Abteilung Neuere deutsche Literatur
Pathos der Postmoderne. Figurationen des Pathetischen nach 1945 Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf
Rhetorisches Pathos ist, in Zeiten der ironischen Postmoderne, verdächtig. Wer sich als Redner, Regisseur oder Schriftsteller an der sprachlichen Emphase versucht, sieht
sich schnell einer Kritik ausgesetzt, die nach 1945 besonders in Deutschland Pathos als manipulativ, ideologisch, schwülstig verwirft. Diese Vorwürfe sind nicht
neu; und so kann von einem Ende des Pathos' - analog zum Ende der Rhetorik' - auch nicht die Rede sein. Das Projekt geht literarischen, rednerischen und filmischen
Aktualisierungen der verpönten Sprachform nach. Im Anschluss an die rhetorische Tradition, aber auch an aktuelle Positionen (Lyotard), wird Pathos dabei als
semiotischer Mechanismus, als Geste der Bedeutung' untersucht, die von Texten je spezifisch (re-)funktionalisiert werden kann. Über das rhetorische Pathos
eröffnen sich somit interdiskursive und -mediale Perspektiven, nicht zuletzt auf die politische Kultur der Gegenwart.