Abteilung Neuere deutsche Literatur
Materie - Material - Materialität Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf
Ausgehend von Judith Butlers diskurskritischer Reformulierung des Materie-Begriffs und der Beobachtung, dass in der aktuellen Kunst und Literatur sowie im Film Materie
und Materialität auf eine neue Weise in den Blick gerückt werden, untersucht das Projekt historische und aktuelle Konzepte und Erscheinungsformen einer als
unhintergehbar begriffenen Materialität und befragt sie im Hinblick auf ihren ästhetikgeschichtlichen und kulturwissenschaftlichen Stellenwert. Am Beispiel
literarischer Texte wird gezeigt, dass, wo die Grenze zwischen handelndem, reflektierendem Subjekt und den materiellen Objekten seiner Umwelt, auf die es sich bezieht,
undeutlich wird, Prozesse der Materialisierung zutage treten, die sowohl die Körperlichkeit des modernen Subjekts wie die Kontingenz von Dingordnungen und
-hierarchien zur Schau stellen. Im Hervortreten der performativen Dimension solcher Materialisierungen wird die idealistische Trennung von Geist und Materie und das damit
verbundene Kreativitätsmodell auf unterschiedliche Weise unterlaufen. Ein Teilprojekt beschäftigt sich mit Blut als Lebenssaft' oder Essenz des Menschen'.
Kaum ein Stoff hat in der abendländischen Kulturgeschichte eine symbolische Wirkmächtigkeit erreicht, die der des Bluts gleichkäme. Durch verschiedenste
Diskurse kontinuierlich mit Bedeutung aufgeladen, ist die Körperflüssigkeit immer wieder aufs neue zum Gegenstand kollektiver Phantasmen geworden. Das
kulturwissenschaftliche Projekt fragt nach dem Anteil des Zeichens Blut' bei Prozessen der Gemeinschaftsbildung, der Subjektkonstitution und den
Geschlechterzuschreibungen.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
|