Geschichte der Philosophie
Hegels Sozialphilosophie und der Saint-Simonismus
Gegenstand und Zweck des durch die DFG geförderten Forschungsprojekts war die Bearbeitung der folgenden beiden Themenkomplexe:
- Rezeption und Transformation
von - vom Standpunkt der Französischen Revolution - vorneuzeitlichen "sittlichen " Elementen in Hegels Sozialphilosophie. - Nach Hegels Auffassung muss ein
modernes Gemeinwesen, um ein Ort der Freiheit zu sein, zu einer Integration traditionaler Formen von Sittlichkeit imstande sein. Spezifisch moderne Prinzipien und
Institutionen (individuelle Autonomie, Menschen- und Bürgerrechte, Gewaltenteilung, Marktwirtschaft) müssen demnach durch traditionelle Verhaltens- und
Denkweisen ergänzt und bereichert werden. Hierin sieht Hegel - wie z.B. seine Kritik an "atomistischen" Gesellschaftsformen zeigt - eine notwendige Bedingung
sowohl der Stabilisierung des modernen Gemeinwesens als auch der Ausbildung individueller Freiheit. Die REzeption und Transformation vorneuzeitlicher Elemente in
Hegels Sozialphilosophie sollte zum einen anhand von Hegels Theorie der Stände, die die Grundlinien der Philosophie des Rechts kennen, aufgrund der
Gesinnung ihrer Mitglieder Orte der Integration traditionaler sittlicher Elemente? Und, wenn ja: Welche theorie- und realgeschichtlichen Bezüge und Vorbilder hat
Hegels Theorie der Stände und ihrer Gesinnungen? Zum anderen sollte in diesesm Zusammenhang untersucht werden, ob auch der "reife" Hegel eine Theorie des
religiösen Kultes, in der traditionale und kultische Momnente der Religion "aufgehoben" sind, vertritt.
- Der Saint-Simonismus, Hegel und die Hegelschule. - Der Saint-Simonismus ist eine von Schülern Claude Henri, Graf von Saint-Simon, begründete theoretische Position und politische Bewegung, die Ende der 1820er Jahre in Frankreich Beachtung fand. Hegels Schüler F.W. Cavové hat sich noch zu Lebzeiten Hegels eingehend mit dem Saint-Simonismus befasst und Teile der Exposition de la doctrine de Saint-Simon ins Deutsche übertragen. Auch E. Gans hat sich mit der Lehre der Saint-Simonisten gründlich auseinadergesetzt. Im Rahmen des Forschungsprojekts sollten eventuelle Beeinflussungen zwischen Hegel und seinen Schülern einerseits und den Saint-Simonisten andererseits untersucht werden. Den thematischen Horizont auch dieses Themenkomplexes bildeten die Fragen der Verfasstheit der bürgerlichen Gesellschaft und der eventuellen Bedeutung des religiösen Kultes. Leitend waren hier die folgenden Fragestellungen: Wie wurde der
Saint-Simonismus von Hegel und seinen Schülern rezipiert? In welchem systematischen Verhältnis stehen zentrale Konzepte der saint-simonistischen Lehre
(wie auch der "association universelle") einerseits und zentrale Konzepte der Hegelschen Sozialphilosophie (wie das der Korporation) andererseits? Begünstigte oder bewirkte die Rezeption der saint-simonistischen Lehre eine Weiterentwicklung der Hegelschen Philosophie des Geistes durch Schüler Hegels?
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