Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Forschungsbericht 2001-2002
 
Forschungsgruppe Kulturgeschichte und
Theologie des Bildes im Christentum

Hüfferstraße 27
48149 Münster
Forschungsleiter: Dr. Thomas Lentes
 
Tel. (0251) 83-31973
Fax: (0251) 83-30038
e-mail: kultbild@uni-muenster.de
www: http://www.uni-muenster.de/kultbild
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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002

Forschergruppen
Forschungsgruppe Kulturgeschichte und Theologie des Bildes im Christentum
Gemeinschaftsprojekte


Ästhetik des Unsichtbaren

Die Repräsentation des Unsichtbaren durch das Sichtbare, welche für das christlichen Offenbarungsdenken vom Neuen Testament her grundlegend ist, kann somit auch als Strukturprinzip des Mediums Bildkunst gelten. Theologisch ist dies im Neuen Testament insofern formuliert, da dort von Christus als dem “Ebenbild des unsichtbaren Gottes“ (Kol 1,15) die Rede ist und dieser selbst nach Ausweis des Johannesevangeliums von sich sagt: “Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ (Joh 14,9) Damit freilich ist Offenbarung keineswegs auf Repräsentation begrenzt. Ganz im Gegenteil scheint im Medium der Offenbarung das Offenbarte selbst auf. Medium und Repräsentiertes geraten so, ohne sich gegenseitig aufzuheben, in ein Verhältnis wechselseitiger Präsenz. Dieses komplexe Verhältnis von Repräsentanz und Präsenz, das alle theologischen Debatten sowohl über die Offenbarung als auch über Sakramente und Bilder während des gesamten Mittelalters prägte, dürfte gleichzeitig als Strukturprinzip der Bildkunst gelten. “Als Erscheinung und nicht als Abbild“, so Adorno, “sind Kunstwerke Bilder“. Das eigentümliche Wechselspiel von Enthüllung und Verhüllung von Wirklichkeit durch das Bild wurde jüngst von dem Kunstwissenschaftler Klaus Krüger, mit dem die Gruppe eng zusammenarbeitet, betont. Der reinen Offenbarung und Enthüllung setze das Bild jeweils neu den reflexiven Widerstand seiner Existenzform als Verhüllung, seine eigene Materialiät eben, entgegen. Gerade die Frage, wie religiöse Bildwerke bei ihrem Bemühen Unsichtbares sichtbar zu vermitteln, Grenzen der Medialität setzen bzw. zu leugnen versuchen, war dann auch zentrales Thema der im Dezember 2000 von der Forschergruppe organisierten Tagung “Ästhetik des Unsichtbaren. Zum Verhältnis von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit in Kunst und Bildtheorie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit“. Die Akten des Kolloquiums sind im Druck.

Beteiligte Wissenschaftler:

Alle Mitglieder der Forschungsgruppe und auswärtige Gäste (Tagungsprogramm s. www.uni-muenster.de/kultbild)

Veröffentlichungen:

Ästhetik des Unsichtbaren. Zum Verhältnis von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit in Bildkunst und Bildtheorie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, hg. v. Thomas Lentes (im Druck)
 
 

Hans-Joachim Peter
EMail: vdv12@uni-muenster.de
HTML-Einrichtung: Izabela Klak
Informationskennung: FO32BA02
Datum: 2004-01-27