Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Forschungsbericht 2001-2002
 
Zentrum für Niederlande-Studien

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Moses Isegawa: Schlangengrube - 13.11.2002

“Kümmere dich nicht um Politik. Spuck keine großen Töne von Demokratie. Trag deinen Pass immer bei dir.“ Das sind die Ratschläge, die ein alter Freund für Bat Katanga parat hat, als der Südugander nach Studienjahren in Cambridge nach Hause zurückkehrt. Unter der Diktatur von Idi Amin ist Uganda zu einem Land geworden, in dem Korruption und Gesetzlosigkeit, politische Unterdrückung und Folter an der Tagesordnung sind, in dem man entweder Täter oder Opfer ist. Trotz moralischer Zweifel ist Bat entschlossen, auf der Seite der Täter zu stehen, und bewirbt sich erfolgreich um eine leitende Stelle im Ministerium des berüchtigten Generals Bazooka. Doch er macht seine Sache zu gut und ist dem General schon bald ein Dorn im Auge. Bazooka weiß, daß er schwere Geschütze gegen seinen jungen Widersacher auffahren muß. Eines Tages verschwindet Bat spurlos. Verzweifelt, doch vergeblich macht sich seine Freundin Babit auf die Suche in den Krankenhäusern und im Leichenschauhaus, sogar im berüchtigten Mabira-Wald außerhalb von Kampala, wo Angehörige auf der Suche nach Verschollenen von selbst ernannten 'Chirurgen' durch Berge von namenlosen Toten geführt werden. Erst Monate später stellt sich heraus, daß Bat verhaftet worden war. Als er auf Intervention eines Studienfreundes aus London freigelassen wird, liegt ein Alptraum hinter ihm. Er hat Leichen beseitigen und Mitgefangene auf Befehl töten müssen, doch was ihn fast zerbrochen hat, war sein Ausgeliefertsein - die Möglichkeit, jederzeit aus der Zelle geholt und hingerichtet zu werden, ohne daß irgendjemand davon erführe. Nur eine gewisse Ergebenheit in sein Schicksal hat ihm geholfen, die täglichen Demütigungen und Grausamkeiten zu ertragen und durchzuhalten.

Mit Babit feiert Bat sein Überleben. Die beiden reisen nach London und heiraten bald nach ihrer Heimkehr. Und doch holt die Vergangenheit sie schließlich ein. Als Babit grausam ermordet wird, droht Bat endgültig zu zerbrechen; zu tief ist die Wunde, die die 'Rasiermesser der Trauer' ihm beigebracht haben. Erst der Sturz Idi Amins und der Umbruch der politischen Ordnung eröffnen ihm neue Perspektiven.

Moses Isegawa, der am 13. November 2002 im Haus der Niederlande aus seinem Buch Schlangengrube gelesen hat, wurde 1963 in Kawempe, Uganda, geboren. Er besuchte ein Seminar für katholische Priester und war danach vier Jahre Geschichtslehrer. 1990 übersiedelte er nach Amsterdam, wo er heute lebt. Sein Debütroman Abessinische Chronik (Blessing 2000) wurde ein großer internationaler Erfolg.

 
 

Hans-Joachim Peter
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Datum: 2004-04-23