Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
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Institut für Planetologie Wilhelm-Klemmstrasse 10 48149 Münster Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. Tilman Spohn |
Tel. (0251) 83-33496
Fax: (0251) 83-36301 e-mail: ifp@uni-muenster.de www: http://ifp.uni-muenster.de/ |
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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002 Fachbereich 14 - Geowissenschaften
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MUPUS Ein physikalisches Instrumentenpaket für die
Die ESA wird im Jahre 2004 eine Sonde zu einem periodischen Kometen
starten, die dort auch
eine kleine Landesonde absetzen wird. Eine der zentralen Fragestellungen für die
Untersuchungen an der
Kometenoberfläche ist die Energiebilanz des Kometen. Sie entscheidet das dynamische
Verhalten, die
Ausprägung einer Koma und eines Schweifs, die Zusammensetzung der freigesetzten
Gase, die
Oberflächenerosion durch das Ausgasen und die Ausprägung einer vertikalen
Schichtung. Die
Energiebilanz läßt sich durch Messungen der Oberflächentemperatur, eines
vertikalen Temperaturprofils und der Wärmeleitfähigkeit des
oberflächennahen Materials als
Funktion der Zeit bestimmen. Die Messung dieser Größen setzt eine vertikal in
den Kometenboden
eindringende Sonde voraus. Diese Sonde soll neben Temperaturen und thermischen Parametern
auch die
Festigkeit und die Dichte der durchdrungenen Schichten bestimmen. MUPUS ist als Teil der
Nutzlast des
ROSETTA Landers ausgewählt worden. Alle für MUPUS anfallenden
Entwicklungsarbeiten,
Kalibrierung und Dokumentationen, sowie die Planung aller Aktivitäten während
der Mission und
die Auswertung der gewonnenen Daten werden vom Institut für Planetologie aus
koordiniert.
Insbesondere die effektive und enge Zusammenarbeit mit anderen beteiligten Instituten ist eine
wichtige
Voraussetzung für die erfolgreiche weitere Arbeit an dem Projekt.
Die Entwicklungsarbeiten des Instruments sind seit Juli 2001 abgeschlossen. Derzeit befindet
sich das
Flugmuster - integriert in den Lander und Orbiter - in Kouru (Franz. Guyana) und
wartet auf den
Start. Urpsrünglich sollte die Mission im Januar 2003 starten, aber ein Versagen einer
Ariane 5 Rakete im
Dezember 2002 führte aus Sicherheitsgründen zu einer Startverschiebung von
etwa einem Jahr.
Derzeit werden die Prozeduren und Telekommandos für die Aktivitäten nach dem
Start
ausgearbeitet.
Für das MUPUS Instrument wurden zahlreiche grundlegend neue Lösungen
entwickelt. So wurde
ein neuartiger Mechanismus konstruiert, der es erlaubt, in der vernachlässigbar kleinen
Gravitation des
Kometenkerns eine Sonde in das Oberflächenmaterial einzubringen. Auch für die
Temperatur- und
Wärmeleitfähigkeitssensoren wurde eine neuartige Technologie entwickelt, die es
erlaubt,
gleichzeitig mit nur einem Bauteil an 16 verschiedenen Stellen Temperaturen zu messen und
bei Bedarf auch
aktiv zu heizen. Die für die Datenerfassung auf dem Kometen benötigte
Elektronik wurde
ebenfalls entworfen, gebaut und getestet. Für die auf der Raumsonde zu verwendende
Software,die in
einer extrem kompakten und sicheren Form vorliegen muss, wurde ebenfalls ein Konzept
entwickelt und erste
low-level Routinen geschrieben.
Ein wichtiger Teilbereich der Experimententwicklung war das Thermaldesign: da elektronische
Bauelemente
meist nur innerhalb eines engen, im Weltraum nicht immer gewährleisteten
Temperaturbereichs betrieben
werden können, muss das Design von Weltraumexperimenten durch geeignete
Massnahmen so ausgelegt
werden, dass ein "Überleben" der Elektronik sicher gestellt ist. Zu solchen Massnahmen
gehören
zum Beispiel - je nach Situation - besonders helle oder dunkle Beschichtungen der
Aussenflächen, grosse Wärmereservoire zum Abmildern natürlicher
Temperaturschwankungen, sowie aktive elektrische Heizungen. Der letztgenannte Fall sollte
möglichst
vermieden werden, da elektrische Energie meistens sehr knapp und damit kostbar ist. Um den
Wärmehaushalt des Experiments zu optimieren, wurde das thermische Verhalten
einzelner Baugruppen
unter Variation der frei wählbaren Parameter untersucht, um abschliessend Forderungen
oder
Empfehlungenfür das Design und die Fertigung geben zu können.
Das Verhalten der in den Kometenboden eindringenden Thermalsonde wurde mit numerischen
Modellen
eingehend studiert. Bereits im vorangehenden Berichtszeitraum wurde erkannt, dass die
Anwesenheit einer
Sonde zwangsläufig das zu messende Temperaturprofil beeinflusst und somit
verfälscht. Zwei
unterschiedliche Methoden wurden eingesetzt, um trotz dieser unvermeidbaren
Verfälschung
aussagekräftige Messdaten zubekommen und diese möglichst geschickt
auszuwerten.
Zunächst wurde durch die Auswahl von besonders geeigneten Materialien und
Abmessungen
sicher gestellt, dass die Beeinflussung des Temperaturfelds möglichst gering
ausfällt und somit die
Qualität der Rohdaten nicht mehr als unvermeidbar leidet. Darüber hinaus wurde
ein auf der
Inversion von Messdaten basierendes Verfahren entwickelt, dass es erlaubt, aus dem
verfälschten,
gemessenen Temperaturprofil das unverfälschte, eigentlich angestrebte Profil zu
berechnen. Beide
Massnahmen haben sich als sehr wirksam und praktikabel erwiesen und können auch
für
ähnliche Messtechniken in der Geophysik oder bei weiteren zukünftigen
Weltraummissionen
Gewinn bringend eingesetzt werden.
Viele der im Rahmen des MUPUS Projekts gewonnenen Erkenntnisse sind auf verwandte
Anwendungen in der
Geothermie oder bei zukünftigen Messungen auf anderen Planeten übertragbar.
Für die
nächsten Jahre sind verstärkt solche kleinen, preiswerten aber effektiven
Missionen mit
Penetratoren geplant, und dieser Trend scheint anzuhalten. Hier ergeben sich vielfältige
Anwendungsmöglichkeiten für die Zukunft. Ein erster erfolgreicher Ableger der
MUPUS
Thermalsonde ist die EXTASE-Sonde, die nun als eigenständiges Projekt im
Forschungsbericht des
Instituts für Planetologie geführt wird (siehe dort).
Beteiligte Wissenschaftler: Veröffentlichungen: |
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