Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
|
Institut für Planetologie Wilhelm-Klemmstrasse 10 48149 Münster Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. Tilman Spohn |
Tel. (0251) 83-33496
Fax: (0251) 83-36301 e-mail: ifp@uni-muenster.de www: http://ifp.uni-muenster.de/ |
|
Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002 Fachbereich 14 - Geowissenschaften
|
||||
Gezeiten, Rotation und Bahnenetwicklung
Zwischen der Bahnentwicklung natürlicher Satelliten und ihrem inneren Zustand
besteht aufgrund der Kopplung über Gezeitenkräfte ein enger Zusammenhang.
Die Wirkung der auftretenden Kräfte auf die
Satelliten hängt dabei wesentlich
vom thermischen und damit vom
rheologischen Zustand im Innern ab. Im Falle der
Galileischen Satelliten
besteht durch die Laplace-Resonanz zwischen Io, Europa
und Ganymed eine
zusätzliche enge Bahnkopplung der Satelliten untereinander. Dadurch ist
es möglich, zweifach gekoppelte Evolutionsmodelle zu gewinnen, die sowohl
Ios als auch Europas thermische Entwicklung und deren bahndynamische
Wechselwirkung beschreiben.
Wie Messungen der Raumsonde
Galileo gezeigt haben, handelt es sich bei Io,
Europa und Ganymed um stark differenzierte
Körper. Während Io aus einem
eisenreichen Kern und einem Silikatmantel
besteht, wird die äußerste Schicht
Europas aus Wassereis gebildet. Eine
wichtige Folge der inneren
Wärmeentwicklung durch Gezeitenreibung ist neben
der vulkanischen Aktivität
auf Io, die mögliche Bildung eines Ozeans unterhalb
der festen Eisschicht
Europas. Im Rahmen dieses Projektes durchgeführte Modellrechnungen zur
Wärmeentwicklung und zum Wärmetransport im Innern Europas haben gezeigt, dass
ein Ozean mit einer Mächtigkeit von etwa 100 km im thermischen Gleichgewicht mit
der darüberliegenden Eisschicht ist, sofern die Eisschichtdicke bei etwa 30 km liegt. Bei diesen
Modellrechnungen wurden neue Erkenntnisse zu stark temperaturabhängiger
Viskosität für den Wärmetransportdurch Konvektion zugrundegelegt.
Dieses
Modell wurde zudem auf den Saturnmond Titan übertragen. Hier wird ein Ozean
unter einer etwa 80 km mächtigen Eisschicht vorhergesagt, der sich durch die
entsprechend stärkeren Gezeitendeformationen bei Anwesenheit einer flüssigen
entkoppelnden Schicht durch Schwerefeldmessungen während der Cassini Mission
nachweisen ließe.
Im Fall von Io, Europa und Ganymed
lassen sich aufgrund der Laplace Resonanz
gekoppelte thermisch-orbitale Evolutionsrechnungen
durchführen. Es treten auf
geologischen Zeitskalen verschiedene Phasen der
Wärmeentwicklung von Io und
Europa auf, die mit unterschiedlichen Eismächtigkeiten Europas einhergehen.
Die Variationen liegen etwa zwischen 5 und 50 km. Dieses bedeutet, dass der
Ozean auch über lange Zeiträume stabil bleiben kann, da die gesamte Mächtigkeit
der Eis- /Wasserschicht deutlich größer ist (etwa 80-150 km).
Beteiligte Wissenschaftler: Veröffentlichungen: |
||||