Entwicklung von Modellen zur Ionendynamik in Kristallen, Gläsern und Schmelzen
Ziel dieses Projekts ist es, auf der Grundlage experimenteller Leitfähigkeits-Spektren Modelle für
die Gesetzmäßigkeiten zu entwickeln, nach denen die korrelierten Platzwechsel-Bewegungen der
Ionen in ionischen Materialien mit ungeordneten Strukturen ablaufen.
Im Berichtszeitraum konnte das Konzept der Fehlanpassung und Relaxation (Concept of Mismatch and
Relaxation, CMR) sehr erfolgreich weiterentwickelt werden. Es gelang insbesondere, die zeitliche Entwicklung
der Ionendynamik in zwei gekoppelten Differentialgleichungen so zu beschreiben, dass sich einerseits eine
verblüffende Übereinstimmung mit den experimentellen Spektren ergibt und andererseits eine
anschauliche Interpretation der in den Gleichungen gemachten Aussagen möglich ist. Dabei wurden
insbesondere die folgenden Ziele erreicht.
- Die im Impedanzgebiet
unterhalb von 10 MHz vorliegenden Leitfähigkeitsspektren, die eine besonders hohe
experimentelle Genauigkeit aufweisen, werden mit dem CMR präziser reproduziert als mit jedem
anderen Modell.
- Der mit steigender Frequenz beobachtete
Übergang in ein Verhalten, bei dem die Leitfähigkeit proportional zur Frequenz ansteigt und bei
fester Frequenz kaum noch von der Temperatur abhängt, wird richtig wiedergegeben.
- Im Millimeter- und Submillimeterwellengebiet gibt
es ein thermisch aktiviertes Hochfrequenzplateau der Leitfähigkeit, dessen Wert die initiale Abbaurate
elektrischer Felder bestimmt. Auch hier stimmen Experiment und Modell überein.
- Die nicht Arrhenius-artige Temperaturabhängigkeit der Gleichstromleitfähigkeit fragiler
ionischer Schmelzen wird richtig beschrieben und sinnvoll erklärt.
- Das bei Temperaturen um und unter 100 K häufig
beobachtete "Nearly Constant Loss" Verhalten wird auf lokale Bewegungen wechselwirkender Ionen
zurückgeführt und erklärt. Ein entsprechendes Verhalten ist in der Tieftemperaturphase von
Rubidiumsilberiodid experimentell nachgewiesen worden.
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Das Niederfrequenzverhalten des Imaginärteils der Leitfähigkeit, d.h. des Realteils der
Dielektrizitätsfunktion, wird richtig beschrieben. Der endliche Grenzwert der statischen
Dielektrizitätskonstante wird dabei reproduziert. Dies wird durch eine physikalisch sinnvolle
Modifikation des CMR erreicht, die mit der Einführung einer dritten Differentialgleichung gelingt.
In seiner gegenwärtigen Form wird das Modell als MIGRATION Concept bezeichnet, wobei das
Akronym die folgende Bedeutung hat: MIsmatch Generated Relaxation for the Accommodation and Transport
of IONs.
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