Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
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Institut für Biochemie Wilhelm-Klemm-Str. 2 48149 Münster Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. Hans-Joachim Galla |
Tel. (0251) 83-33200
Fax: (0251) 83-33206 e-mail: biochem@uni-muenster.de www: http://www.uni-muenster.de/Chemie/BC/ |
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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002 Fachbereich 12 - Chemie und Pharmazie
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In vitro Modelle der Blut-Hirn-Schranke
Der Arbeitskreis
beschäftigt sich seit einigen Jahren mit strukturellen und funktionellen Problemen der
Blut-Hirn-Schranke in vivo. Forschungsschwerpunkte sind Fragen der Differenzierung des cerebralen
Endothels im Verbund mit Astrozyten und Perizyten, Ausbildung der Barrierefunktion durch tight
junctions und dadurch bedingt die Aufrechterhaltung bzw. Generierung der Zellpolarität besonders
im Hinblick auf die Lipidverteilung.
Wir konnten zeigen, daß Endothelzellen in
Kultur die Blut-Hirn-Schrankeneigenschaften verlieren, diese aber in gemischter Kokultur mit Astrozyten
wiedergewinnen können. Neuere Arbeiten zeigen, daß eine drastisch erniedrigte
Permeabilität (und hohe elektrische Widerstände) durch Entfernen des Serums aus dem
Kulturmedium und durch Zugabe von Hydrocortison und Optimierung der Zellkulturoberfläche
hinsichtlich der aufgebrachten Basalmembranproteine zu erreichen ist. Die Güte der Barriere
übersteigt in diesem Zellkulturmodell alle bisher bekannten Modelle einschließlich der Kokulturen
mit Astrozyten.
Parallel zu den Arbeiten an der Blut-Hirn-Schranke haben wir ein epitheliales Kultursystem zur
Blut-Liquor-Schranke etabliert. Wir konnten Epithelzellen des Plexus chorioideus fremdzellfrei
isolieren, die in Kultur durch Ausbildung einer Permeabilitätsbarriere ihren polaren Phenotyp
exprimieren und Komponenten der Cerebrospinalflüssigkeit in das der apikalen Seite zugewandte
Filterkompartiment freisetzen. Analog zum Endothelsystem wird die Barrierefunktion in serumfreiem Medium
deutlich verbessert, so daß dieses Epithel einen durch Aktivität der
Na+K+ATPase und des Na+H+-Austauschers aufgebauten
Protonengradienten erhält und apikal analog zur in vivo Situation durch Wasserexport einen
hydrostatischen Druck aufbaut und aufrecht erhält.
Ergänzend zu den zellbiologischen Arbeiten haben wir über die Impedanzspektroskopie und die
sog. Quarz-Mikrowaage-Technik zwei Analysesyteme zur Quantifizierung von
Ligand-Rezeptor-Wechselwirkung erfolgreich zur Charakterisierung von barrierebildenden Zellen eingesetzt.
Dabei können neben den elektrischen Widerständen Adhäsionsprozesse quantifiziert
werden, indem der Rezeptor (oder Ligand) auf einem entsprechenden physikalischen Transducer
(Quarzoberfläche, Elektrode) aufgebracht wird und die Anbindung des Liganden (oder Rezeptors) durch
Messung der Änderung der Resonanzfrequenz des piezoelektrischen Sensors als Maß für die
gebundene zusätzliche Masse quantifiziert werden kann. Grundlage für diesen Effekt ist die
Dämpfung der erzwungenen Scherschwingung des Quarzes, die neben der Massenänderung
wesentlich von den viskoelastischen Eigenschaften der Oberfläche abhängt und somit auch
bestens zur Messung von Zell-Substrat-Interaktionen geeignet ist, da die viskosen, dissipativen Eigenschaften
(vorhandene Zell-Zell-Kontakte, Adhäsion an der Oberfläche, Veränderung der Zellform)
der adhärierten Zellen die Scherschwingung stark beeinflussen.
Drittmittelgeber: Beteiligte Wissenschaftler: Veröffentlichungen: |
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