Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
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Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft Georgskommende 26 u. 33 48143 Münster Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. Armin Bernhard |
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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002 Fachbereich 06 - Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften
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Interkulturelle Bildungsgänge
In
Begleituntersuchungen
mit multikulturellen Klassen und in soziokulturellen Brennpunkten (überwiegend in den
Räumen
Dortmund, Hamm, Steinfurt, teilweise auch in Hamburg, Marseille, Leeds und Chennai) geht es,
verkürzt
ausgedrückt, darum, die für die Jugendlichen anstehenden 'Entwicklungsaufgaben' zu
identifizieren
und im Kontext ihrer Klassen und Cliquen zu bearbeiten. An Entwicklungsaufgaben, die zwischen
Globalität und Glokalität, Säkularität und Religiosität sowie zwischen
dem
Lehrgang der Schule und der Lebenswelt der Jugendlichen eine Art 'Zwischenraum' bilden und
schulpädagogischer Bearbeitung zugänglich und bedürftig sind, haben wir unter
anderem
gefunden und mit den Jugendlichen teilweise erprobt:
Die Bearbeitung dieser Entwicklungsaufgaben ist
maßgeblich an der Etablierung unterschiedlicher, aber (welt-)gesellschaftlich sedimentierter
interkultureller
(zum Teil 'hybrider') und infrareligiöser (zum Teil 'fundamental revitalisierender')
Bildungsgänge
beteiligt: Beispiele: Integration durch Segregation (hier erleichtert die (Wieder-)Einbettung in ethnische
Gemeinschaft und religiöse Gemeinde geradezu das kollektive Eingehen einer zivilen Ordnung
mit der
deutschen Leitgesellschaft) und Segregation durch Integration (die frühe Entbettung aus der
Herkunftsgemeinschaft und -gemeinde führt kurzfristig zu einer kurzen Phase der Angepasstheit
an
Sprache und Normen der Leitkultur, langfristig aber überwiegend zu soziokulturellen
Charakteristika
'hybride-häretischer' Ex-Zentrik: Kanak Attack-'Identitätsguerilla', Selbstmarginalisierung,
soziale
beziehungsweise intellektuelle 'Devianz'). Die alte Drift zu Akkulturation und Dekulturation ist immer
noch
wirksam, aber sie ist zunehmend auch mit Herausforderungen einer 'Interkulturation' verbunden. Was
für
Bildungsgänge gilt, gilt auch für Curriculumentwicklung in den weitgehend monokulturell
verfasst
bleibenden deutschen Schulen.Damit fremde und eigene Bildung in Gang kommen, 'testen' wir mit
Hilfe eigens
entwickelter pädagogisch-interkultureller Methoden die Beweglichkeit der eigenen
Persönlichkeiten
und Kulturen darauf hin, (1) ob wir Vorurteile und Stereotypen aufgrund neuer Erkenntnisse
umzudeuten bereit
sind (Didaktiken kognitiver Informierung), (2) ob wir ethnozentrische Vorerfahrungen und blinde
Flecken mit
Hilfe von Spielen und Simulationen zu vervollständigen vermögen (Techniken affektiver
Erfahrungsbildung) und (3) ob wir unseren teilweise unbewußten und festgefahrenen
persönlichen
sowie (welt-)gesellschaftlichen Habitus mit Hilfe geschichtlicher Experimente und Konfrontationen zu
Such- und
Probebewegungen veranlassen können. Vor diesem Hintergrund ist mit Forschern und
Praktikern der multinationalen
experimentellen Begegnungsprogramme beim Deutsch-Französischen Jugendwerk
abgesprochen worden,
die über die herkömmlichen (überwiegend aus den USA transferierten) Methoden
weit
hinausführenden Erfahrungen und 'dispositifs' sowie die eigen und neu entwickelten Praktiken
interkultureller Bildung und Begegnung zu sammeln, zu sichten und systematisierend sowie evaluierend
auszuwerten.
Beteiligte Wissenschaftler: Veröffentlichungen: |
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