Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
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Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft Georgskommende 26 u. 33 48143 Münster Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. Armin Bernhard |
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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002 Fachbereich 06 - Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften
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Gänge pädagogisch-professioneller Bildung (Vom Schüler zum Lehrer)
Über den
gesamten
Zyklus ihrer Studiengänge hinweg begleiten wir eine Reihe von LehramtsstudentInnen bei der
Entstehung, Entwicklung und Veränderung ihrer didaktischen, pädagogischen und
professionellen
Sichtweisen. Die Studierenden zeigen sich dabei in einer biographisch verzwickten Lage: Die
SchülerIn
'hinter sich' verlassen und vergessen sie oft zunehmend; die LehrerIn 'vor sich' können sie noch
nicht
erkennen oder realisieren. Im Glashaus der zerstückelten fachlichen und pädagogischen
Studien der
Universität sind sie daher meist gezwungen, nur 'unpraktische' didaktische Sichtweisen
anzueignen, etwa
wenn sie sich mit pädagogischen Idealen 'alternativer Pädagogiken' identifizieren oder
wenn sie die
'akademischen Planungsdidaktiken' als Prüfstoff übernehmen. Dennoch kommen auch
diese
Studierenden im Laufe ihres Studiums nicht umhin, sich in gewisser Weise didaktisch zu verhalten und
zu
erproben, etwa, wenn sie sich für ein bestimmtes Lern- oder Studierverhalten entscheiden.
Dieses
Verhalten ist genauso wenig wie die 'eigene Art zu Unterrichten' allein eine Sache des freien Willens,
sondern
vielmehr weitgehend vorgeprägt durch die eigene Lebens- und Lerngeschichte: Eine Art 'Skript'
gibt
ihnen unwillkürlich eine jeweils körpereigene Didaktik vor. Aber
selbstverständlich schlagen auch epochaltypische 'Gesellschaftsgeschichten' menr oder weniger
durch,
in welcher bestimmte makrodidaktische Diskussionen (PISA, Erfurt) und Moden (Selbstorganisation,
Klippert)
abkürzende Anpassungen aufdrängen. Dennoch kommen immer auch neue
prägnante
Erfahrungen 'dazwischen' hinzu, die möglicherweise zum Lebensthema oder als
Entwicklungsaufgabe
bearbeitet werden. Diese Erfahrungen können mithelfen, einiges von dem 'Wiederholungszwang'
des
bisherigen Studiengangs beziehungsweise vom 'Anpassungszwang' der gesellschaftlichen
Umwälzungen zurückzunehmen. Es kann dann 'dazwischen' zur Erweiterung oder
zumindest zur
Umstilisierung bisheriger didaktischer Sichtweisen und Kompetenzen kommen. Entlang der Such- und
Probebewegungen zwischen diesen 'subjektiven' und 'objektiven' Didaktiken suchen wir
'Bildungsgangdidaktik' in der Begleitung und Beratung von Lehramtsstudierenden zu praktizieren.
Gehalt:
Diese Bildungsgangdidaktik ist nicht eine weitere Planungsdidaktik, welche Theoretiker oder
Praktiker 'auf
den Markt werfen'. Bildungsgangdidaktik ist zunächst einmal kennzeichnend für eine
pädagogische Arbeit, die Lehrende und Lernende, und hier auch Studierende und Dozenten in
ihren
gemeinsamen 'Veranstaltungen' entwickeln. Sie entsteht also aus einer Praxis und entwickelt aus den
dabei
gesammelten und verarbeiteten Erfahrungen einen erweiterten Entwurf für die nächste
Praxis.
Didaktik: Was den Kernbereich der 'Didaktiken' angeht, so besteht der Hauptmangel ihres
Diskussions- und Konstruktionsstandes darin, dass sie ihren pädagogischen Kerngegenstand,
den an
Sachen und Aufgaben zu bildenden Austauschprozess zwischen Lehrern und Schülern,
Dozenten und
Studierenden, entweder nur unter der Form des 'Stoffs' und deren 'Disziplin' oder überwiegend
unter der
Form der 'Vermittlung' und deren 'Beziehung' fasst - und dabei die Lern- und Bildungsprozesse
entweder nur
vom Anfang oder nur vom Ende denkt. Bildungsgangdidaktik ist selbst nicht wieder ein neues
'überlegenes' akademisches Modell, nach dem sich Pädagogen zu richten hätten.
Vielmehr
ist sie eine forschende und tastende Aktivität, die sich - übervereinfacht - in
fünf
Handlungsschritten darstellen läßt:
Insofern umfasst Bildungsgangdidaktik immer zwei Stränge: Sie stellt einmal ein
Verfahren dar,
für welches das Entdecken und Bearbeiten von Entwicklungsaufgaben zentral wird. Dieses
Verfahren
dient aber im wesentlichen zur Mobilisierung einer Art Auto-Didaktik desjenigen
Bildungsgangs, den ein
Ex-Schüler zum professionellen Lehrer macht und ihn seine 'Art zu Unterrichten' entwickeln,
bewerten
und verändern läßt. Diese Such- und Probebewegung pendelt zwischen drei
Plateaus:
(1) einem curricularen Plateau, in dem es vor allem darum geht, längerfristige
Bildungsgänge im
Umschlag zwischen Lehrgang/Studiengang und lebensgeschichtlichem Lernen zu begreifen und zu
gestalten:
Im Idealfall können diese Bildungsgänge als Abfolge von Entwicklungsaufgaben
beschrieben
werden; (2) einem didaktischen Plateau, in dem es vor allem um das
In-Gang-Kommen von Lernen
und
Bildung in der Verbindung von theoretischem und praktischem Lernen sowie beruflicher und
allgemeiner
Bildung geht: Im Idealfall könnten Bildungsgänge als Abfolge von Projekten beschrieben
werden,
in denen Lernende/Studierende ihre produktiven und reflexiven Potentiale entdecken und entwickeln
lernen;
(3) einem im engeren Sinne methodischen Plateau, in welchem der Bildungsgang vor
allem aus der
Wechselwirkung zwischen der institutionellen Lehrsituation und den individuellen Lernprozessen
heraus
begriffen und in einer animierenden Interaktion zwischen Lehrenden/Dozenten und
Lernenden/Studierenden zu
gestalten ist: Im Idealfall können hier Bildungsgänge als Abfolge von (personalen,
ambivalent-vorbildhaften, strukturellen) Identifikationen beschrieben werden. Didaktiken,
Techniken und
Praktiken: Vor diesem Hintergrund erproben Dozenten und Studierende sich und ihre
didaktischen
Kompetenzen (in Seminar, Praktika und außeruniversitären Tätigkeitsfeldern)
entlang dreier
Niveaus unterrichtsmethodischer Arrangements: (1) Didaktiken kognitiven Umdeutens;
(2) Techniken
erfahrungsverarbeitender Verständniserweiterung und (3) Praktiken experimentierender
Umorientierung
von Verhaltensweisen und Transformation von Verhältnissen.
Beteiligte Wissenschaftler: Veröffentlichungen: |
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