Photobiologische und photoimmunologische Forschung
Mechanismen der UV- und Ligand-induzierten Apoptose von
Keratinozyten Wir
konnten zeigen, dass nicht, wie lange Zeit angenommen, nukleärer DNA-Schaden alleine entscheidend
ist, ob eine Zelle nach UV-Bestrahlung in die Apoptose geht oder nicht, sondern auch andere Faktoren dabei
von Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang konnte unsere Arbeitsgruppe beobachten, dass UV-Strahlung
zu einer direkten Aktivierung von Todesrezeptoren führt. Die Mechanismen dieser direkten
Rezeptoraktivierung sind unklar, und werden derzeit auf molekularbiologischer Ebene untersucht. In diesem
Zusammenhang konnte gezeigt werden, dass Veränderungen im Zytoskelett eine Aktivierung der
Todesrezeptoren begünstigen und dies unter Umständen auch bei der UV-induzierten Apoptose
von Bedeutung ist. Derzeit wird untersucht, inwieweit Ceramide, membranständige Lipide, bei der
direkten Aktivierung von Todesrezeptoren von Bedeutung sind. Eine weitere wichtige Rolle in der Vermittlung
der UV-induzierten Apoptose spielen reaktive Sauerstoffspezies, zumal beobachtet wurde, dass in Gegenwart
von Radikalfängern die UV-induzierte Apoptose partiell inhibiert wird. Eine Reduktion des
DNA-Schadens durch Zugabe exogener Reparaturenzyme, eine Inhibierung der Aktivierung der
Todesrezeptoren sowie die Zugabe von Radikalfängern hat eine komplette Inhibition des
UV-vermittelten Zelltodes zur Folge. Dies zeigt, dass die drei Signalwege in additiver aber von einander
unabhängiger Weise an der Signaltransduktion des UV-induzierten Zelltodes beteiligt sind.
Wir konnten beobachten, dass der Entzündungsmediator Interleukin-1 (IL-1) Ligand-induzierte
Apoptose verhindert, im Gegensatz dazu aber UV-induzierte Apoptose verstärkt. Die Inhibition der
Ligand-induzierten Apoptose ist auf eine Aktivierung des anti-apoptotisch wirksamen Transkriptionsfaktors
NFkB zurückzuführen. Die Verstärkung des durch
UV-Strahlung vermittelten Zelltodes durch IL-1 ist durch eine vermehrte Freisetzung des Todesliganden
Tumornekrose-Faktor-a bedingt. Dafür ist ebenfalls die Aktivierung von
NFkB verantwortlich. Wie diese ambivalente Funktion von NFkB kontrolliert wird, wird derzeit untersucht, insbesondere welche Rolle die
molekulare Zusammensetzung und Aktivierungskinetik des NFkB Komplexes
sowie der UV-induzierte DNA-Schaden, vor allem im Hinblick auf die Zugänglichkeit von NFkB regulierten Promotorbereichen, und koregulatorische Faktoren spielen.
Es wird auch untersucht, welche molekularen Mechanismen dem apoptotischen Effekt des Todesliganden
TRAIL (tumor necrosis factor related apoptosis inducing ligand) zugrunde liegen. TRAIL induziert
präferentiell Apoptose in Tumorzellen, nicht aber in normalen Zellen. Aus diesem Grunde ist die
Substanz aus therapeutischer Hinsicht vor allem für die onkologische Therapie von Bedeutung. Welche
Mechanismen der Suszeptibilität bzw. Resistenz von TRAIL zugrunde liegen, ist weitgehend
ungeklärt. Wir konnten beobachten, dass die Applikation von äußerst geringen subletalen
Mengen von UVB-Strahlung TRAIL-resistente Zellen extrem sensitiv gegenüber diesem Todesliganden
machen. Über die Aufklärung der zugrunde liegenden Mechanismen dieses Phänomens
wird erwartet, dass dadurch die Faktoren, die über TRAIL-Suszeptibilität bzw. Resistenz
entscheiden, identifiziert werden können.
Modulation der DNA-Reparatur
Da UV-induzierte Apoptose eine wichtige
Rolle bei der Photocarcinogenese spielt, werden die molekularen Mechanismen des UV-mediierten Zelltodes
untersucht. Im Zentrum der derzeitigen Studien steht die Frage, ob bzw. über welche Mechanismen
UV-induzierte Apoptose von außen beeinflusst werden kann. In diesem Zusammenhang wurde
beobachtet, dass das immunmodulatorische Zytokin Interleukin-12 (IL-12) UV-induzierte Apoptose von
Keratinozyten in vitro deutlich reduziert. Ebenso wurde in vivo eine Reduktion der Sonnenbrandzellen nach
Injektion von IL-12 gefunden werden. Dies ist nicht auf einen Filtereffekt von IL-12
zurückzuführen, da spektrophotometrische Analysen ausschlossen, dass IL-12 im UVB-Bereich
absorbiert. Interessanterweise konnte in vitro eine deutliche Reduktion des UV-induzierten DNA-Schadens
(Pyrimidindimere) nach Zugabe von IL-12 beobachtet werden. Immunhistochemische Untersuchungen
bestätigten diese Ergebnisse auch für die in vivo Situation. Wurden die Analysen unmittelbar
nach UV-Bestrahlung durchgeführt, waren keine Unterschiede im UV-induzierten DNA-Schaden zu
beobachten. Dies ließ vermuten, dass IL-12 DNA-Schaden reduziert. Dies konnte im Comet-Assay
bestätigt werden, was nahe legte, dass IL-12 DNA-Reparatur induziert. Dementsprechend war IL-12 in
der Lage, bestimmte Komponenten des Nucleotide Excision Repair (NER) auf transkriptioneller
Ebene zu induzieren. In XPA-knock-out Mäusen, die aufgrund einer genetischen Manipulation
über keinen funktionsfähigen NER verfügen, war IL-12 nicht in der Lage, die Formation
von Sonnenbrandzellen zu reduzieren. Ebenso konnte in Lymphozyten von Xeroderma pigmentosum Patienten
eine Reduktion des DNA-Schadens durch IL-12 nicht nachgewiesen werden. Diese Untersuchungen zeigen,
dass der protektive Effekt von IL-12 vermutlich auf eine Induktion des NER durch IL-12
zurückzuführen ist. Dies ist insofern eine wichtige Beobachtung, als dadurch erstmalig gezeigt
werden konnte, dass der NER nicht nur konstitutiv exprimiert wird, sondern auch einer Regulation unterliegt,
und über Zytokine beeinflusst werden kann. Zukünftige Untersuchungen werden zeigen, ob durch
den protektiven Effekt von IL-12 eine Reduktion des Photocarcinogeneserisikos erzielt werden kann.
Pathomechanismen epidermaler Entzündungen insbesondere des allergischen
Kontaktekzems
Während
die Induktionsphase des allergischen Kontaktekzems sehr gut untersucht ist, sind die Mechanismen der
Auslösephase des allergischen Kontaktekzems weitgehend unbekannt. Im Rahmen dieses Projektes wird
untersucht, welche negativ-regulatorischen Mechanismen die Auslösephase des allergischen
Kontaktekzems beeinflussen. In diesem Zusammenhang interessiert die Bedeutung von regulatorischen
T-Zellen. UV-induzierte regulatorische T-Zellen inhibieren nach intravenöser Injektion die Induktion
eines allergischen Kontaktekzems. Allerdings üben sie nach intravenöser Injektion keinen
inhibitorischen Effekt auf die Auslösephase aus. Es wird daher angenommen, dass regulatorische
T-Zellen lediglich in der Induktionsphase nicht aber in der Auslösephase suppressiv wirken. Unter der
Annahme, dass regulatorische T-Zellen nach intravenöser Injektion vorwiegend in die Lymphknoten
migrieren nicht aber in die Peripherie, wurden UV-induzierte hapten-spezifische regulatorische T-Zellen in die
Ohren sensibilisierter Mäuse injiziert. In diesen Mäusen war anschließend das allergische
Kontaktekzem nicht auszulösen. Diese Untersuchungen zeigen, dass regulatorische T-Zellen nach
direkter Applikation in den Manifestationsort des allergischen Kontaktekzems dieses sehr wohl
unterdrücken können. Die Unterdrückung der Entzündungsreaktion ist auf eine
Freisetzung des immunsuppressiven Zytokins IL-10 zurückzuführen. Derzeit wird untersucht,
welche Oberflächenmoleküle das Migrationsverhalten der regulatorischen T-Zellen determinieren
bzw. ob die Expression dieser Oberflächenstrukturen beeinflusst werden kann.
Beteiligter Wissenschaftler:
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