Forschungsbericht 1999-2000 | |
Seminar für Alte Geschichte
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Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 08 - Geschichte / Philosophie Seminar für Alte Geschichte Asia Minor | ||||
Archäologische und geophysikalische
Durch einen Synoikismos mehrerer Städte wurde am Ende des 4. Jh.s
unweit des Hellespontes die Stadt Alexandreia Troas gegründet. Viele Reisende
der frühen Neuzeit schenkten den Ruinen der Stadt, welche sie für Troia
hielten, Aufmerksamkeit. Diese Beschreibungen sind heute eine unverzichtbare
Quelle im Hinblick auf die Stadtgeschichte, die maßgeblich mit dem Namen
Herodes Atticus verknüpft ist. Die ersten Arbeiten galten der Aufnahme der
archäologischen Hinterlassenschaften der Frühzeit der Stadt und der
Erstellung eines modernen Stadtplanes. Bisher waren dazu lediglich Skizzen von
Cassas und Pococke aus der Mitte des 18. Jh.s bekannt. Darüber hinaus
wurden auf dem Stadtgebiet von Alexandreia verschiedene Verfahren der
geophyskalischen Prospektion vorgenommen. Mit Hilfe eines Cs-Magnetometers zur
Messung der Vertikalgradienten der magnetischen Totalintensität und eines
Georadar-Gerätes mit Spezialantennen gelang es, unterirdische Strukturen
(Anomalien), die einer ersten Auswertung nach zur frühesten Bebauung der
Stadt gehören, aufzuzeigen. Die großflächigen Messungen erlauben
es darüber hinaus, rasch wichtige Aussagen zum Stadtbild machen zu
können und geben gleichsam entscheidende Hilfestellung für weitere
archäologische Arbeiten in der antiken Stadt. Neben dem gängigen
Einsatz von optischen Vermessungsinstrumenten konnten auch GPS-Geräte
erfolgreich getestet und eingesetzt werden. Diese erwiesen sich bei der
Lagebestimmung der geophysikalischen Messfelder sowie für die
Aquädukt- und Altstraßenforschung im entfernteren Umfeld der Stadt als
unverzichtbar. Nach diesen intensiven Surveys konnte in den darauffolgenden Jahren
mit den ersten Grabungen auf dem Stadtgebiet begonnen werden. Zwei, für die
Stadtgeschichte bedeutsamen Monumenten, gilt seitdem das besondere Interesse der
Forschungsstelle Asia Minor. Unmittelbar nach der Gründung der Stadt wurde,
nach Aussage der Quellen, eine 8 Kilometer lange Stadtmauer mit einem
monumentalen Tor angelegt. Die Grabung gab Aufschluß über den Typus
der Toranlage. Es handelt sich um ein Rundhoftor mit vorgelagerten Türmen.
Nach den Befunden datiert das Tor aus frühhellenistischer Zeit und bildet, von
der Bauform her, den Ausgangspunkt der Verbreitung dieses Typus auf
kleinasiatischem Boden. Augustus gründete in Alexandreia Troas eine
Veteranenkolonie. Dazu wurden weitläufige Bereiche der hellenistischen Stadt
zu repräsentativen Zwecken umgebaut und damit den Bedürfnissen einer
modernen römischen Großstadt angepaßt. Diesen
Umbaumaßnahmen fiel auch ein kleiner Tempel, im Zentrum der Stadt, zum
Opfer. Die Grabungen an diesem Monument geben uns Rückschlüsse auf
die Veränderungen und die Vorgehensweisen der römischen Kolonisten.
Daher ist dieser, in hellenistischer Zeit errichtete und in augusteischer Zeit
umgebaute Tempel ein zentrales Bauwerk zum Verständnis der Geschichte der
Stadt. Im Umfeld des Tempels erfolgen, seit Beginn der Grabungen, weitere intensive
Surveys, die zur Klärung der Bebauungsgrenzen des öffentlichen
Bereiches beitragen sollen. Ebenso im Zusammenhang mit der
Koloniegründung stehen auch Veränderungen in den Nekropolen der
Stadt, denen durch eine Aufnahme nachgegangen wird.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter