Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Medizinische Mikrobiologie
Domagkstr. 10 48149 Münster Tel. (0251) 83-55360 Fax: (0251) 83-55350 WWW: http://medweb.uni-muenster.de/institute/medmikrobio/ Direktor: Prof. Dr. Georg Peters | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Institut für Medizinische Mikrobiologie Biologie und Pathogenese von Staphylokokken-Infektionen | ||||
Funktionelle Genetik von S. aureus in Biofilmpopulationen, Interaktion mit endovaskulären, eukaryonten Adhäsiv-Proteinen und Expressionsanalyse des S. aureus SCV-Phänotyps; Interaktion von S. epidermidis mit extrazellulären Matrixproteinen
Der Krankheitserreger Staphylococcus aureus besitzt die Fähigkeit an eine
Vielzahl von Oberflächen einen Biofilm auszubilden. Solche im Biofilm lebende Zellen
unterscheiden sich deutlich von den in Flüssigkultur wachsenden S. aureus
Zellen. Sie zeichen sich durch einen erhöhten Zell-Zell-Kontakt, einen reduzierten
Metabolismus, eine reduzierte Proliferation und durch eine phänotypische Resistenz
gegenüber eine große Anzahl an Antibiotika aus. Dies stellt insbesondere ein
bedeutendes Risiko bei Biofilm bedingten Fremdkörperinfektionen dar. Dieser
Biofilm-Phänotyp könnte unter anderem auf Unterschiede in der Gen-Expression
zurückgeführt werden. Um dieses zu verifizieren wurde die
cDNA-Subtraktionsmethode, Mikro-RDA, für dieses System Biofilm / planktonische
S.aureus Populationen in unserem Labor etabliert. Bisher konnten für dieses
System fünf differentiell exprimierte Gene identifiziert werden: das Treonyl-tRNA
Synthetase Gen, das Triosephosphat Isomerase Gen, das Phosphogluceratmutase Gen, das
Alkohol-Dehydrogenase Gen und das Gen für die clpC-ATPase. Mit Hilfe von
Northern Analysen konnten diese Ergenisse erhärtet werden.
Einer der wichtigsten Schritte in der Pathogenese intravaskulärer Infektionen ist die
Anbindung zirkulierender Mikroorganismen an Liganden der subendothelialen Matrix. In
Vorarbeiten konnten wir durch Adhäsionsstudien mit verschiedenen Staphylococcus
aureus-Stämmen die spezifische Bindung von S. aureus an vWF, einem
multimerisierten, multifunktionellen Plasma- und subendothelialen Glykoprotein mit
besonderer Bedeutung bei der Thrombozytenimmobilisierung nach Endotheltrauma,
nachweisen. Im laufenden Forschungsprojekt konnten wir durch Analyse von
Lysostaphin-Lysaten verschiedener vWF-bindender S. aureus-Stämme
Western-Liganden-Blots ein einziges durch vWF erkanntes
S. aureus-Adhäsin von 50-55 kDa identifizieren und durch
aminoterminale Sequenzierung sowie den Einsatz von spezifischen
Antikörpern/Bindungsstudien als Protein A nachweisen. Mittels Epitop-Mapping gelang
es in weiteren Experimenten, eine vWF-bindende Aminosäuresequenz in der
E-Domäne von Protein A zu identifizieren, bei der ein Phenylalaninrest für die
Interaktion mit von Willebrand Faktor essentiell zu sein scheint. Die gefundene
Wechselwirkung dieser Sequenz mit vWF konnte zudem in "Surface-Plasmon-Resonance"-
Bindungstudien belegt werden. Diese Untersuchungen sichern zum ersten Mal Protein A
als S. aureus-Adhäsivprotein und stellen damit die potentielle Grundlage
zur Entwicklung von neuen (antiadhäsiven) Strategien zur Prophylaxe und Therapie
endovaskulärer S. aureus-Infektionen.
Chronisch persistierende Verlaufsformen von S. aureus Infektionen wie zum Beispiel
die Osteomyelitis, die Endokarditis und die chronische Kolonisierung/Infektion des
Bronchialsystems bei cystischer Fibrose werden mit einer atypischen, als SCV imponierende
S. aureus Variante assoziiert. SCV sind gekennzeichnet durch langsames Wachstum,
makroskopisch kleine Kolonien, reduzierte Pigmentbildung, reduzierte Bildung von a-Toxin und anderen Exoproteinen sowie einen Auxothrophismus
für Hämin, Menadion, Bestandteilen der Atmungskette, sowie Thymidin. In diesem
Projekt werden die Charakteristika der Genexpression von klinischen S. aureus
Isolaten mit 'small colony variant' Phänotyp im Vergleich zu isogenen Isolaten mit
normalem Phänotyp untersucht. Die gewonnenen Ergebnisse zeigen einen signifikanten
Unterschied im Expressionsprofil dieser Varianten, wobei Hinweise dafür bestehen,
daß dem Streßfaktor SigB sowie den unter partieller SigB-Kontrolle stehenden
Regulatoren agr und sar besondere Bedeutung in der differentiellen Expression
unterschiedlicher Effektor-Transkripte für Virulenz- und
Adhäsionsmoleküle in klinischen SCV Isolaten zukommt.
S. epidermidis ist ein häufiger Verursacher nosokomialer Infektionen, die mit
der Verwendung von Plastikpolymermaterialien wie intravenösen Kathetern oder
prothetischem implantierten Material assoziiert sind. Während für
S. aureus eine Reihe zellwandgebundener Rezeptormoleküle
(Adhäsine), die die Bindung an eukaryonte Substrate vermitteln, gefunden werden
konnten, sind diese zu einem großen Teil für S. epidermidis noch
nicht bekannt. Unter Verwendung von Standard-Oberflächenprotein-Extraktionsassays
konnten wir S. epidermidis-Proteine mit Matrixprotein-bindenden Eigenschaften
nachweisen. Ein Teil dieser Proteine (Ornithin-Carbomoyl-Transferase) wurde jedoch in der
präparativen Anwendung dieser Assays aus dem intrazellulären Milieu freigesetzt
und steht für die Bindung intakter S. epidermidis Zellen wohl nicht zur
Verfügung. Hier konnte jedoch kürzlich S. epidermidis
Zellwand-Teichonsäure als Adhäsivmolekül zur Interaktion mit Fibronektin
gesichert werden, und diese Untersuchungen legen nahe, daß auch in
in vivo Situationen die Bindung von Teichonsäure zur Adhäsion von
S. epidermidis an Fibronektin-adsorbierte Polymeroberflächen
beiträgt.
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Hans-Joachim Peter