Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Arterioskleroseforschung an der Universität Münster Domagkstraße 3 48149 Münster Tel. (0251) 83-47 222 Fax: (0251) 83-47 225 e-mail: assmann@uni-muenster.de WWW: http://ear001.uni-muenster.de/index.html Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. med. Gerd Assmann | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Institut für Arterioskleroseforschung an der Universität Münster Epidemiologie | ||||
Die "Prospektive Cardiovaskuläre Münster (PROCAM)" Studie (Primärprävention)
Die PROCAM Studie ist weltweit eine der größten epidemiologischen
Studien zur Erforschung der Ursachen der koronaren Herzkrankheit. Die aus der
PROCAM Studie abgeleiteten Ergebnisse haben die Empfehlungen verschiedener
Gremien, unter anderem des "International Task Force for Prevention of CHD"
wesentlich beeinflusst. Sie haben erheblichen Einfluss auf die Prädiktion und
Früherkennung von Herz-Kreislauferkrankungen in der Bevölkerung. Der
PROCAM Algorithmus zur Quantifizierung des "globalen Risikos" steht nun auch im
Internet (http://www.chd-taskforce.com) zur
Verfügung. Auf dieser Internetseite wird die PROCAM Studie ausführlich
dargestellt. Dazu gehören auch 5 Diasätze mit insgesamt 50 Abbildungen
zu den Themen: "Wichtigste Ergebnisse der PROCAM Studie", "Beziehung zwischen
Körpergewicht und koronaren Risikofaktoren", "Lipoprotein(a) und koronares
Risiko", "Determinanten der Mortalität" und "Diabetes". Diese Abbildungen sind
gedacht für Lehre und Fortbildung, sie können aus dem Internet
heruntergeladen werden.
Um die Prädiktion des Herzinfarktes zu verbessern, wurden neben der Multiplen
Logistischen Funktions-Analyse (MLF) verschiedene Methoden der Neuronalen
Netzwerkanalyse eingesetzt. Es zeigte sich, dass sowohl ein "multi-layer perceptron neural
network" (MLP) mit 4 Knoten als auch ein "probabilistic neural network" (PNN) der MLF
überlegen war (Fläche unter der ROC Kurve bei MLF 83,8%, bei MLP 88,8% und
bei PNN 87,6%). Neueste Empfehlungen stufen Personen mit einem Herzinfarktrisiko von
20% in 10 Jahren und höher als Hochrisikopatienten ein. Mit der MLF wurden in der
PROCAM-Kohorte 8,4% der Männer im mittleren Lebensalter in diese Gruppe
eingestuft, die tatsächlich beobachtete Inzidenz betrug 36,8%. Mit PNN wurden nur 3,9%
als Hochrisikopatienten eingestuft, die Inzidenz betrug hier allerdings 58,4%, während
mit MLP 7,9% ein Risiko von über 20% aufwiesen, deren Inzidenz sogar 64,9% betrug.
Der Nachteil aller 3 Verfahren besteht darin, dass eine Risikoabschätzung ohne
elektronische Hilfsmittel nicht möglich ist. Deshalb haben wir aus der MLF ein
einfaches Punktschema abgeleitet, das auf einer Seite zusammengefasst werden kann. Jedem
der 9 berücksichtigten Risikoparameter (Alter, HDL- und LDL Cholesterin, Triglyzeride,
systolischer Blutdruck, Gamma-GT, Rauchen, Diabetes und familiäre Belastung) wird je
nach Ausprägung ein Punktwert zwischen 0 und maximal 23 zugewiesen und die
Einzelwerte addiert. Als Summe ist ein Wert zwischen 0 und 84 möglich. Das
zugehörige Herzinfarktrisiko in % in 10 Jahren kann zu jedem Wert aus einer Tabelle
abgelesen werden. Dieser PROCAM Punktescore korreliert sehr gut mit dem Ergebnis der
MLF (r=0.97) und liefert fast ebenso gute Risikoschätzungen, die Fläche unter der
ROC Kurve beträgt 81,3% im Vergleich zu 83,8% bei der MLF. Mit dem PROCAM
Punktescore steht damit eine Methode zur Verfügung, die es dem Arzt ohne große
Hilfsmittel erlaubt, das globale Risiko eines Patienten direkt zu bestimmen.
Mit den aus der PROCAM Studie abgeleiteten Verfahren zur Risiko-Abschätzung ist es
möglich, etwa 10% der Bevölkerung im mittleren Lebensalter als
Hochrisiko-Patienten für den Herzinfarkt zu identifizieren, die noch keine Symptome
einer KHK aufweisen. Das Risiko dieser Personen, die wir als "präsymptomatische
Patienten mit subklinischer Atherosklerose" bezeichnen, ist vergleichbar dem von Patienten
nach Herzinfarkt. Sie sollten deshalb ähnlich intensiv behandelt werden.
Die Auswertung der Daten von 40-65 jährigen männlichen Teilnehmern der
PROCAM Studie mit erstmalig 10 jährigem Nachbeobachtungszeitraum zeigte, dass
erhöhte Lp(a) Werte nur bei Männern mit hohen LDL-Cholesterinwerten und/oder
mit hohem globalen Risiko ein zusätzlicher Risikofaktor für ein schwerwiegendes
koronares Ereignis ist.
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Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter