Alkoholembryopathie und Alkoholeffekte

Pro Jahr werden an der Universitäts-Kinderklinik etwa 20 Kinder mit unterschiedlichen Schweregraden der Alkoholembryopathie und Alkoholeffekten erfaßt und in ihrer körperlichen, geistig-seelischen und sozialen Entwicklung prospektiv nachverfolgt. Weitaus häufiger als in den früheren Jahrzehnten werden z. Zt. Kinder mit alkoholbedingten, neuropsychologischen und verhaltensbezogenen Entwicklungsstörungen als sogen. Alkoholeffekte erkannt, die keine oder nur geringe körperliche Kennzeichen aufweisen. Die bisher 118 diagnostizierten Kinder stammen sowohl von alkoholabhängigen wie von mißbräuchlich trinkenden Müttern und vereinzelt aus episodisch und periodisch exzessiven Trinkmuster in der Schwangerschaft. Ein quantitativer Zusammenhang zwischen Alkoholmengen, Trinkverhalten und Ausprägung der Hirnfunktionsstörungen ließ sich bisher nicht sichern, da das enzephalopathische Bild bei diesen Kindern häufig durch sekundäre Umwelteinflüsse und durch Folgen psychosozialer Deprivation in den Herkunftsfamilien überlagert wird. Erstmals konnten 52 Erwachsene mit Alkoholembryopathie und Alkoholeffekten nachuntersucht werden, deren ungünstige Entwicklung in Schule, Beruf, Selbständigkeit und Verhalten im wesentlichen auf irreversible neurotoxische Schäden in der Pränatalzeit zurückzuführen waren.

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. H. Löser, Dr. A. Blum, Dr. A.P. Streissguth

Veröffentlichungen:

Löser, H.: Fetal alcohol syndrom in adults - longterm observations in 52 patients, Dtsch. Med. Wschr 124: 412 (1999)

Löser, H., Oehme, J., Hugenroth, H.: De ebrietate foeminarum (1737), Erste Alkoholische Hinweise zur Alkoholembryopathie in Deutschland, Monatsschr. Kinderheilkd. 147: 493 (1999)

Löser, H.: Alkohol in der Schwangerschaft: Mütterliche Konflikte und präventive Beratung. In: Sucht und Schwangerschaft. Sonderband der Zeitschrift Sucht, Hgb.: G. Mundle, K. Buchkremer (1999)

Löser, H.: Alkohol und Schwangerschaft - Alkoholembryopathie und Alkoholeffekte, In: Alkohol und Alkoholfolgekrankheiten. Grundlagen-Diagnostik-Therapie. M.V. Singer, S. Teyssen (Hrsg.) S. 431, Springer, Berlin, Heidelberg, New York (1999)