Forschungsbericht 1999-2000   
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insbes. Unternehmensforschung

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Direktor: Prof. Dr. Wolfgang von Zwehl

 
 
 
[Pfeile  gelb] Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Unternehmensforschung
Rechnungswesen und Controlling
 


Kosten- und Leistungsrechnung im
Focus zeitorientierter Wettbewerbsstrategien

In den vergangenen Jahren hat sich eine dramatische Verschärfung der Wettbewerbsbedingungen auf den gesättigten Märkten ergeben. Die Unternehmen sehen sich einer ständig wachsenden Marktdynamik und ausgeprägten Diskontinuitäten gegenüber. Die gestiegene und weiter steigende Marktdynamik führte in Verbindung mit der Internationalisierung unter anderem zu einer Erhöhung der produkt- und technologiebezogenen Änderungsraten, die eine stetige Verkürzung des Marktzyklus von Produkten zur Folge haben. Zudem ist eine deutliche Verlängerung der Amortisationszeiten (Pay off Periode) der Forschungs- und Entwicklungskosten festzustellen.

Auf der anderen Seite hat sich die zunehmende Steigerung der kundenseitigen Produktanforderungen auch in einer Erhöhung der Zeitelastizität des Preises niedergeschlagen. Ein großer Teil der Kunden ist in zunehmenden Maße bereit, kürzere Lieferzeiten bzw. eine sofortige Lieferbereitschaft in Form höherer Preise zu honorieren.

Betrachtet man analog zu den Veränderungen der Unternehmensumwelt, auch die Entwicklung von Managementkonzeptionen und Wettbewerbstrategien, so stellt man fest, daß nachdem zunächst die auf den Erfolgsfaktor Kosten ausgerichteten Strategien von den auf den Erfolgsfaktor Qualität abstellenden Ansätzen abgelöst wurden.

In jüngster Zeit tritt - in Anbetracht der oben dargestellten Entwicklungen - immer mehr die Zeit in den Mittelpunkt wissenschaftlicher Untersuchungen. Hintergrund dieser Entwicklung ist der Versuch, die dargestellten Entwicklungen als Chance aufzufassen und mit Hilfe einer expliziten Fokussierung auf den Erfolgsfaktor Zeit Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz zu erlangen.

Hat sich ein Unternehmen entschieden, seine Wettbewerbsstrategie in besonderem Maße am Erfolgsfaktor Zeit auszurichten, ist jedoch nur ein erster Schritt getan, um die mit der Wahl der Wettbewerbsstrategie verbundenen Ziele zu erreichen. Nach der Bestimmung der Strategie gilt es, die gewählte Strategie sowohl durch gezielte Einzelmaßnahmen als auch durch die ganzheitliche strategische Ausrichtung des Unternehmens umzusetzen. Zudem muß die operationale Umsetzung der gewählten Strategie permanent überwacht werden, um im Bedarfsfall entsprechende Anpassungsmaßnahmen vornehmen zu können. Betrachtet man die zunehmende Fülle an Literatur, die sich mit dem Thema Zeitwettbewerb auseinandersetzt, stellt man fest, daß der Großteil der Ausführungen derzeit i.a. auf die Darstellung der Bedeutung des Wettbewerbsfaktors Zeit und die Anwendung von Zeitmanagementansätzen abstellt. Zudem ist eine Fülle von Instrumenten und Techniken entwickelt und vorgestellt wurden, welche die Umsetzung zeitorientierter Wettbewerbsstrategien unterstützen sollen. Die Auswirkungen eines Einsatzes dieser Instrumente auf unternehmerische Formalziele - wie Gewinn oder Rentabilität - sind jedoch bislang noch nicht umfassend abgebildet worden. Den zahlreichen pauschalen Aussagen, daß erfolgreicher Zeitwettbewerb zu verringerten Kosten und gesteigerten Erlösen führt, stehen bislang noch keine Konzepte gegenüber, die sich mit der konkreten Bestimmung der unterstellten Erfolgsverbesserung beschäftigen. Dies gilt sowohl in Bezug auf das übergeordnete Managementkonzept als auch bezüglich der einzelnen Instrumente und Techniken, mit denen zeitorientierte Wettbewerbsstrategien umgesetzt werden sollen. Zudem ist noch nicht untersucht worden, ob die Beibehaltung eines bestehenden KLR-Systems bei gleichzeitiger Hinwendung zu einer zeitbezogenen Wettbewerbsstrategie zu Fehlsteuerungen führt.

Ziel des Forschungsprojektes ist es, die aufgezeigten Defizite in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur abzubauen. Im Ergebnis dessen sollen folgende Fragen beantwortet werden, die mitunter eine positive Beantwortung der vorausgehenden Fragestellung implizieren:

  1. Womit ist die wachsende Bedeutung des Zeitwettbewerbs für die Unternehmen zu erklären?
  2. Welche konkreten Zielgrößen sind im Rahmen zeitbasierter Wettbewerbsstrategien von den Unternehmen anzustreben?
  3. Welche Gestaltungselemente (Maßnahmen, Instrumente, Managementtechniken) werden in der betriebswirtschaftlichen Literatur und Praxis zur Umsetzung der zeitbezogenen Zielgrößen der Unternehmen vorgeschlagen?
  4. Stellen zeitorientierte Wettbewerbsstrategien und vorgeschlagenen Gestaltungselemente besondere Anforderungen an die KLR?
  5. Genügen die derzeit verwendeten Instrumente und Methoden der KLR den ggf. bestimmten besonderen Anforderungen, die sich aus zeitbasierten Wettbewerbsstrategien ergeben?
  6. Existieren bereits Ansatzpunkte oder konkrete Kostenrechnungsmethoden in der betriebswirtschaftlichen Theorie und Praxis, die sich explizit mit der Integration des Zeitwettbewerbs beschäftigen? Falls es derartige Ansätze gibt, muß die Frage beantwortet werden, ob und inwieweit diese Ansätze den besonderen Anforderungen zeitbasierter Wettbewerbsstrategien an die KLR genügen.
  7. Welche konzeptionellen Ansatzpunkte ergeben sich, um gegebenenfalls aufgedeckte Schwächen aktueller Kostenrechnungssysteme bzw. derzeit verwendeter Kostenmanagementansätze beheben zu können? Welche Verfahren der Kostenrechnung können auch bei Zugrundelegung zeitorientierter Wettbewerbsstrategien ihre ursächlichen Aufgaben erfüllen?

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. Wolfgang von Zwehl, Dipl.-Kfm. Michael Nerger
 
 
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Hans-Joachim Peter
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Datum: 2002-02-15