Abfallwirtschaft

Nachdem Abfallwirtschaftspolitik lange Zeit vornehmlich auf die geordnete Beseitigung von Abfällen gerichtet war, wird seit ungefähr zehn Jahren versucht, Abfälle vermehrt zu verwerten und in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen bzw. ihre Entstehung von vornherein zu vermeiden. Die Bemühungen eine "Kreislaufwirtschaft" einzurichten sind nicht zuletzt vor dem Hintergrund des umwelt- und entwicklungspolitischen Leitbildes einer Nachhaltigen Entwicklung zu sehen. Auf der instrumentellen Ebene gewannen produktbezogene Maßnahmen, allen voran Rücknahmeverpflichtungen, erheblich an Bedeutung. Mit ihnen werden Produzenten und/oder der Handel angehalten, von ihnen hergestellte bzw. vertriebene Produkte oder Verpackungen am Ende der Nutzung zurückzunehmen bzw. die Kosten der Entsorgung zu tragen. Gegenstand der Analysen sind unter anderem

• die grundlegenden (umwelt-)ökonomischen Eigenschaften von Rücknahmeverpflichtungen,
• die Erweiterung der ressourcenökonomischen Theorie der Rezyklierung, indem im Rahmen dynamischer Modelle für entsprechende Strukturen des Entsorgungssektors untersucht wird, unter welchen Bedingungen Abfälle separat erfasst und verwertet werden sollten,
• die Umsetzungsmöglichkeiten und Anreizwirkungen in aktuellen und potentiellen Anwendungsgebieten von Rücknahmeverpflichtungen (Verpackungen, Altautos, Elektroaltgeräte, Batterien) sowie
• die Effektivität und Effizienz der Abfallwirtschaftspolitik insgesamt. eit der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung vom Juli 1992 in Rio de Janeiro ist der Begriff der Nachhaltigkeit bzw. Sustainability populär.

Nachhaltigkeit in der Ressourcennutzung kennzeichnet Nutzungskalküle, die die Regenerationsfähigkeit eines ökologischen Systems und die ökonomische Nutzung desselben dergestalt in Einklang bringen, daß die Nutzung auf dauerhafter Basis möglich wird. Dabei ist die inhaltliche Ausgestaltung des Begriffs der Nachhaltigkeit durchaus Gegenstand kontroverser Diskussion. Der theoretische Stand der Ökonomik natürlicher Ressourcen wie auch der Umweltökonomik wird in diesem Forschungsschwerpunkt erweitert um Fragestellungen, die mit Nachhaltigkeit unter verschiedenen inhaltlichen Ausprägungen befaßt sind.

Beteiligte Wissenschaftler:

PD Holger Wacker, Dr. Hartmut Clausen

Veröffentlichungen:

Clausen, H.: Rücknahmeverpflichtungen als Instrument von Abfallwirtschaftspolitik, Umwelt- und Ressourcenökonomik 13, Münster: Lit.

Clausen, H., M. Halstrick-Schwenk (2000): Abfallwirtschaftspolitik an der Jahrhundertwende, in: RWI-Mitteilungen 2000 (2), S. 135-163.

Clausen, H. (2000): Aspects of Sustainable Development in Waste Management, in: G. Dieckheuer und B. Fiedor (Eds.): Aspects of Sustainable Economic Development, Internationale Marktwirtschaft 1, Frankfurt: Lang: S. 43-63.

Clausen, H. (1999): Produktbezogene Instrumente in der Abfallwirtschaft - Anmerkungen zu Konzeption und Anreizwirkungen, in: A. Hülster, K. Kraemer und M. Lange (Hrsg.): Neue Wege in der Umweltforschung - Natur- und Geisteswissenschaften im Dialog, (Zentrum für Umweltforschung), Münster, S. 15-29.

Clausen, H. (1999): Zwangspfand - Rettung der Getränke-Mehrwegquote?, in: Forschungsjournal Westfälische Wilhelms-Universität Münster 8, S. 19-21.

Clausen, H., H. Wacker (1998): Endogene Rücknahmepolitik in einem dualen Entsorgungssystem, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 217 (3), S. 292-307.

Clausen, H., H. Wacker (1997): Ökonomische Modellierung von Rücknahmeverpflichtungen, in: Herbold, R. et al. (Hrsg.): Unterwegs zur Kreislaufwirtschaft. Interdisziplinäre Beiträge. IWT-Paper 16, Institut für Wissenschafts- und Technikforschung, Universität Bielefeld, S. 33-45.

Clausen, H., H. Wacker (1996): Rücknahmeverpflichtungen als intertemporales Allokationsproblem, in: Jahrbuch für Wirtschaftswissenschaften 47 (2), S. 201-223.