Forschungsbericht 1999-2000 | |
Lehrstuhl für Volkswirtschaftstheorie
Universitätsstr. 14-16 48143 Münster Tel. (0251) 83-22843 Fax: (0251) 83-28317 e-mail: 15pevo@wiwi.uni-muenster.de WWW: http://www.wiwi.uni-muenster.de/~15/index.htm Prof. Dr. Wolfgang Ströbele | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl für Volkswirtschaftstheorie Energiewirtschaft | ||||
Paradigmenwechsel in der Regulierungspolitik: Essential facilities
Der Gesetzgeber hat einen für Europa völlig neuen Ansatz zur
Neuregulierung der Energiemärkte gewählt, der weit über die
Streichung der bisherigen Ausnahmen vom Kartellverbot und vom Verbot von
Demarkations- und Konzessionsverträgen hinaus reicht. Der neue Ansatz
beinhaltet auch die Anwendung der sogenannten Essential-facilities-Doktrin, der
zufolge Netzbetreiber potentiellen Wettbewerbern Zugang zu ihren Einrichtungen
gewähren müssen, sofern diese für die Entstehung von Wettbewerb,
so der namengebende Begriff, wesentlich oder (vielleicht präziser)
unverzichtbar sind. Der verweigerte "Zugang zu den eigenen Netzen oder anderen
Infrastruktureinrichtungen" wurde damit erstmals ausdrücklich als Tatbestand
des Mißbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung in das GWB aufgenommen.
Bei näherer Betrachtung sind die ökonomischen Implikationen
weitreichender, als der knappe einschlägige (Teil-)Satz des § 19
Abs. 4 Nr. 4 (i. V. m. § 20 Abs. 1 GWB)
vermuten läßt, mit dem diese 'Doktrin der unverzichtbaren Einrichtungen'
Einzug in die deutsche Wettbewerbspolitik insgesamt - und eben nicht nur in die
Regulierung der Energiemärkte - gehalten hat. Die bisher ergriffenen
Maßnahmen werden dabei in der Literatur regelmäßig als solche der
Deregulierung und Liberalisierung rezipiert. Diese Einschätzung beinhaltet
allerdings eine nicht unerhebliche Übertreibung: weitreichende Eingriffe in die
Property Rights der betroffenen Netzbetreiber sind ebenso die Folge wie weiterhin
bestehender und zum Teil neu geschaffener (!) Regulierungsbedarf. Somit sind die zu
erwartenden Folgen der Essential-facilities-Doktrin (im folgenden auch: EFD)
genauer zu ermitteln und zukünftige institutionelle Optionen auszuloten, um
eine Grundlegung für die (notwendigerweise politische, nicht
wissenschaftliche) Bewertung der Doktrin zu finden.
Beteiligter Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter