Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Marketing
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Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Institut für Marketing Dienstleistungsmarketing | ||||
Kundenzufriedenheit und Arbeitszufriedenheit bei Dienstleistungen
Sowohl die Marketingwissenschaft als auch die Arbeits- und
Organisationspsychologie haben sich in einer kaum noch überschaubaren Anzahl
an theoretischen und empirischen Studien umfassend mit dem Zufriedenheitskonstrukt
auseinandergesetzt. Während Aspekte der Kunden- und Arbeitszufriedenheit in
der Vergangenheit jedoch in Wissenschaft und Praxis weitgehend unabhängig
voneinander betrachtet wurden, gewinnt die Diskussion der Beziehungen der beiden
Zufriedenheitsurteile vor dem Hintergrund der Interaktion von Kunde und Mitarbeiter
insbesondere im Dienstleistungsbereich in jüngster Zeit zunehmend an
Bedeutung. So wird vor allem von seiten der Unternehmenspraxis postuliert, daß
Kundenzufriedenheit und Arbeitszufriedenheit in einem positiven Zusammenhang
zueinander stehen. Meist wird dabei argumentiert, daß zufriedene Mitarbeiter
die Voraussetzung für eine hohe Kundenzufriedenheit seien. Doch auch die
Bedeutung der Kundenzufriedenheit für die Arbeitszufriedenheit wird
zunehmend diskutiert. Diese postulierten Zusammenhänge der beiden
Zufriedenheitsgrößen haben bisher jedoch weder eine umfassende
theoretische Fundierung, noch eine adäquate empirische
Überprüfung erfahren.
Angesichts dieser Forschungsdefizite war es das Ziel des Forschungsprojektes, einen
theoretisch begründeten und empirisch gestützten Beitrag zur Erfassung und
Erklärung der Beziehungen von Kunden- und Arbeitszufriedenheit bei Dienstleistungen
zu liefern. Als empirisches Untersuchungsobjekt diente in diesem Zusammenhang das
Warenhaus.
In der Marketingwissenschaft ist ebenso wie in der Arbeitspsychologie noch immer ein
Dissens über das konzeptionelle Grundverständnis des Zufriedenheitskonstruktes
festzustellen. Daher wurden im Rahmen des Forschungsprojektes zunächst
unterschiedliche Modelle zur Operationalisierung der Zufriedenheit kritisch analysiert und die
zentralen Annahmen und Problembereiche unterschiedlicher Zufriedenheitstheorien unter
Bezugnahme auf die Kunden- als auch die Arbeitszufriedenheit aufgezeigt. Den weiteren
Untersuchungen wurde hierauf aufbauend das Modell des
Confirmation-/Disconfirmation-Paradigmas zugrunde gelegt, welches in beiden
Forschungsdisziplinen die weiteste Akzeptanz und Verbreitung gefunden hat.
Hierauf aufbauend erfolgte nach der Ableitung der relevanten Dimensionen der
Kundenzufriedenheit und Arbeitszufriedenheit bei Dienstleistungen die umfassende
theoretische Analyse der Beziehungen zwischen den beiden Zufriedenheitsurteilen. Hierbei
wurde zunächst unter Rückgriff die Inhaltstheorien der Arbeitszufriedenheit als
auch auf Erkenntnissen der Beschwerde- und Streßtheorie der Einfluß der
Kundenzufriedenheit auf die Arbeitszufriedenheit untersucht. Die vom Mitarbeiter
wahrgenommene Kundenzufriedenheit wurde dabei als eine weitere Dimension der
Arbeitszufriedenheit mit Dienstleistungen identifiziert.
Die Analyse des Einflusses der Arbeitszufriedenheit auf die Kundenzufriedenheit erfolgte
primär auf Basis prozeßtheoretischer Überlegungen zur Arbeitsmotivation.
Unter Bezugnahme auf Vroomïs Instrumentalitätstheorie konnte dabei gezeigt werden,
daß Arbeitszufriedenheit sowohl einen positiven als auch einen negativen Einfluß
auf die Mitarbeitermotivation, Kunden zufriedenzustellen, ausüben kann. Die
Überlegung, daß die Mitarbeitermotivation zudem nur eine von mehreren
Determinanten der objektiven Arbeitsleistung ist und diese wiederum bei unterschiedlichen
Kunden zu verschiedenen Zufriedenheitsurteilen beiträgt, führte zu der
Entwicklung eines Filtermodells, mit dessen Hilfe verdeutlicht werden kann, daß auf
Interaktionsebene die Zufriedenheit eines Mitarbeiters die Kundenzufriedenheit nicht
beeinflußt. Die Untersuchung gemeinsamer Bestimmungsfaktoren der beiden
Zufriedenheitsurteile, die zu deren Gleichlauf beitragen können, schließt die
theoretische Auseinandersetzung mit den Beziehungen von Kunden- und Arbeitszufriedenheit
ab.
Um die Beziehungen von Kunden- und Arbeitszufriedenheit auf Individualebene empirisch
analysieren zu können, zugleich jedoch die erforderliche Anonymität der
Mitarbeiter zu gewährleisten, wurde ein eigenständiges Befragungsdesign
entwickelt, das diesen Anforderungen in geeigneter Weise Rechnung trägt. Als ein
zentrales Ergebnis der empirischen Untersuchung ist zunächst festzuhalten, daß die
überwiegend von der Unternehmenspraxis aufgestellte These, die Arbeitszufriedenheit
übe bei Dienstleistungen einen maßgeblichen Einfluß auf die
Kundenzufriedenheit aus, von den Untersuchungsergebnissen nicht bestätigt wird. Der
weniger diskutierte Einfluß der Kundenzufriedenheit auf die Arbeitszufriedenheit
erfährt hingegen eine empirische Bestätigung. Darüber hinaus liefern die
Analyseergebnisse Anhaltspunkte dafür, daß die Personalintensität als
gemeinsame Determinante sowohl die Kunden- als auch die Arbeitszufriedenheit
beeinflußt.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter