Forschungsbericht 1999-2000 | |
Seminar für Theologische Frauenforschung Hüfferstraße 27 48149 Münster Tel. (0251) 83-30033 Fax: (0251) 83-30054 e-mail: femtheo@uni-muenster.de WWW: http://wwwfb02.uni-muenster.de/fb02/femtheo/index.html Direktorin: Prof.'in Dr. Marie-Theres Wacker | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 02 - Katholisch-Theologische Fakultät Seminar für Theologische Frauenforschung Biblische Exegese und feministisch-theologische Hermeneutik | ||||
Prophetie und gender
Für die bereits geleistete feministische Forschung im Bereich der
alttestamentlichen Prophetie lassen sich drei bzw. vier Stränge rekonstruieren.
Zunächst (1) galt vor allem den prophetischen Frauengestalten der
hebräischen Bibel, insbesondere den über eine breitere narrative
Textbasis in Pentateuch bzw. Geschichtswerk greifbaren Figuren der Mirjam und der
Debora, Aufmerksamkeit: veritable Forschungslücken konnten bereits
aufgedeckt und geschlossen werden; weitere Textarbeit wäre zu leisten.
Daneben trat bald das Interesse einer geschlechtersensiblen Lektüre der in der
Tradition ausschließlich mit männlichen Autoren verbundenen
Schriftprophetie (2). Zum einen (2a) wiesen feministische Exegetinnen hin auf
Textpassagen in den Prophetenschriften, die der Gattung und ihrem Inhalt nach
weibliche Lebenszusammenhänge voraussetzen, wie etwa der Bereich der
Totenklage mit ihren Liedern; konnten so "weibliche Stimmen" in "männlichen
Texten" hörbar gemacht werden. Diese Spur läßt sich fruchtbar
zusammenführen mit der - nicht zuletzt durch die neuassyrischen Orakel,
die zu einem hohen Anteil als von prophetischen Frauen stammend überliefert
sind, gestützt - Annahme, daß Orakel weiblicher Prophetie anonym
in den überlieferten Prophetenschriften verarbeitet wurden. Zum anderen (2b)
nahm feministische Exegese das zumal in der prophetisch-biblischen Literatur
markante Gegenüber von Stadt/Frau Jerusalem oder weiblichem Israel und
seinem Gott in den Blick, ein Gegenüber, das in Metaphern
geschlechtsspezifischer Polarität, aber auch Polarisierung bis hin zum Einsatz
sexueller Gewalt des göttlichen Eheherrn an seiner "Frau" formuliert ist. Das
Votum, solcherart Metaphorik nicht weiterhin unkritisch, dh ohne
Berücksichtigung der gegenwärtigen Diskussion um sexuelle Gewalt und
dem zunehmenden Bewußtsein, in wie hohem Maße dies reale Erfahrung
von Frauen ist, zu wiederholen, will gehört und verstanden werden als Votum
für eine zu revidierende theologische Metaphorik, greift also in den Bereich der
Biblischen Theologie aus bzw. ein. In dezidiert biblisch-theologischem Interesse
erfolgt schließlich (2c) eine Gesamtlektüre prophetischer Schriften
daraufhin, wie ihre jeweils tragenden Theologumena im Rahmen einer feministischen
Theologie durchzubuchstabieren wären. Unter einer Perspektive, die ihr
feministisches Interesse über die Aufnahme der gender-Debatte historisch
präzise rückbindet und die umgekehrt über ihren
genderspezifischen Analysen ihr feministisches Interesse nicht aus den Augen verliert,
werden die genannten drei Problemstränge am Seminar für Theologische
Frauenforschung in Lehre und Forschung verfolgt.
Beteiligte Wissenschaftlerin:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter