Forschungsbericht 1999-2000   
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Frauenforschung

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Direktorin: Prof.'in Dr. Marie-Theres Wacker

 
 
 
[Pfeile  gelb] Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 02 - Katholisch-Theologische Fakultät
Seminar für Theologische Frauenforschung
Biblische Exegese und feministisch-theologische Hermeneutik
 


Prophetie und gender

Für die bereits geleistete feministische Forschung im Bereich der alttestamentlichen Prophetie lassen sich drei bzw. vier Stränge rekonstruieren. Zunächst (1) galt vor allem den prophetischen Frauengestalten der hebräischen Bibel, insbesondere den über eine breitere narrative Textbasis in Pentateuch bzw. Geschichtswerk greifbaren Figuren der Mirjam und der Debora, Aufmerksamkeit: veritable Forschungslücken konnten bereits aufgedeckt und geschlossen werden; weitere Textarbeit wäre zu leisten. Daneben trat bald das Interesse einer geschlechtersensiblen Lektüre der in der Tradition ausschließlich mit männlichen Autoren verbundenen Schriftprophetie (2). Zum einen (2a) wiesen feministische Exegetinnen hin auf Textpassagen in den Prophetenschriften, die der Gattung und ihrem Inhalt nach weibliche Lebenszusammenhänge voraussetzen, wie etwa der Bereich der Totenklage mit ihren Liedern; konnten so "weibliche Stimmen" in "männlichen Texten" hörbar gemacht werden. Diese Spur läßt sich fruchtbar zusammenführen mit der - nicht zuletzt durch die neuassyrischen Orakel, die zu einem hohen Anteil als von prophetischen Frauen stammend überliefert sind, gestützt - Annahme, daß Orakel weiblicher Prophetie anonym in den überlieferten Prophetenschriften verarbeitet wurden. Zum anderen (2b) nahm feministische Exegese das zumal in der prophetisch-biblischen Literatur markante Gegenüber von Stadt/Frau Jerusalem oder weiblichem Israel und seinem Gott in den Blick, ein Gegenüber, das in Metaphern geschlechtsspezifischer Polarität, aber auch Polarisierung bis hin zum Einsatz sexueller Gewalt des göttlichen Eheherrn an seiner "Frau" formuliert ist. Das Votum, solcherart Metaphorik nicht weiterhin unkritisch, dh ohne Berücksichtigung der gegenwärtigen Diskussion um sexuelle Gewalt und dem zunehmenden Bewußtsein, in wie hohem Maße dies reale Erfahrung von Frauen ist, zu wiederholen, will gehört und verstanden werden als Votum für eine zu revidierende theologische Metaphorik, greift also in den Bereich der Biblischen Theologie aus bzw. ein. In dezidiert biblisch-theologischem Interesse erfolgt schließlich (2c) eine Gesamtlektüre prophetischer Schriften daraufhin, wie ihre jeweils tragenden Theologumena im Rahmen einer feministischen Theologie durchzubuchstabieren wären. Unter einer Perspektive, die ihr feministisches Interesse über die Aufnahme der gender-Debatte historisch präzise rückbindet und die umgekehrt über ihren genderspezifischen Analysen ihr feministisches Interesse nicht aus den Augen verliert, werden die genannten drei Problemstränge am Seminar für Theologische Frauenforschung in Lehre und Forschung verfolgt.

Beteiligte Wissenschaftlerin:

Prof.'in Dr. Marie-Theres Wacker

Veröffentlichungen:

Schottroff, Luise/ Wacker, Marie-Theres (Hrsg.): Kompendium Feministische Bibelauslegung, Gütersloh 21999. Darin:

Wacker, Marie-Theres: Das Buch Hosea. Der gott-identifizierte Mann und die Frau(en) Israel(s), 299-311

Wacker, Marie-Theres: Das Buch Joel. Gott rechtfertigt sich selbst, 312-319

Wacker, Marie-Theres: Das Buch Amos. Die Wahrheit ist konkret, 320-326

Wacker, Marie-Theres: Das Buch Obadja. Bruder Edom, 327-329

Wacker, Marie-Theres: Das Buch Maleachi. Zur Ehre Gottes, des Vaters?, 376-383

Wacker, Marie-Theres: Das Buch Baruch. Post aus der Ferne, 422-427

Wacker, Marie-Theres: Hildegard - Prophetin für unsere Zeit?, in: Christel Voß-Goldstein, Anneliese Knippenkötter (Hrsg.), Prophetinnen. FrauenGottesDienste 7, Düsseldorf und Ostfildern 1999, 50-59

Wacker, Marie-Theres: Gottes Groll, Gottes Güte und Gottes Gerechtigkeit nach dem Joel-Buch, in Ruth Scoralick (Hrsg.), Das Drama der Barmherzigkeit Gottes (SBS 183), Stuttgart 2000, 107-124

 
 
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Hans-Joachim Peter
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