Graduiertenkolleg "Nichtlineare kontinuierliche Systeme und deren Untersuchung mit numerischen,
qualitativen und experimentellen Methoden"
Nichtlineare kontinuierliche Systeme sind von größter Bedeutung für fast alle
Naturwissenschaften und für viele andere Gebiete. Bisher fehlt eine hinreichend
einheitliche Betrachtungsweise und ein befriedigendes Verständnis. Beides
scheint heute aufgrund neuer mathematisch-analytischer Methoden, schneller Numerik
und effizienter Bilderfassung und - verarbeitung möglich zu sein. Mit dem Ziel
eines disziplinübergreifenden Verständnisses hat der Fachbereich Physik
schon vor Jahren den Schwerpunkt Nichtlineare Physik gegründet, in
dem Physiker und Mathematiker erfolgreich zusammenarbeiten. Mit der
Gründung des Graduiertenkollegs ist diesen Aktivitäten eine Einordnung
in einem adäquaten und effizienten Rahmen gelungen.
Bei der Beschäftigung mit nichtlinearen kontinuierlichen Systemen stehen folgende Ziele
im Vordergrund: Erforschung der grundlegenden Eigenschaften dieser Systeme und deren
Anwendung in Wissenschaft und Technik. Herausarbeiten des universellen Verhaltens und
fachübergreifendes Verständnis der beobachteten Erscheinungen. Erlernen des
Umgangs mit komplexen Systemen, wie sie z.B. auch in der Ökonomie, Ökologie
und Soziologie auftreten und immer wichtiger für Industrie und Gesellschaft werden.
Zusammenführung der voneinander wegstrebenden Gebiete Physik und Mathematik.
Verkürzung der Promotionszeiten durch Verbesserung der Qualität der Lehre. Mit
Hilfe moderner multimedialer Methoden komplexes Fachwissen transparent zu
präsentieren.
Das Graduiertenkolleg läßt sich in idealer Weise in die nationale und internationale
Wissenschaftslandschaft einbetten. Es stellt ein Studienzentrum dar, welches sich mit Zentren in
den USA und anderen Ländern messen kann. Die Absolventen des Graduiertenkollegs
haben durchweg ausgezeichnete Berufschancen.
Das Forschungsprogramm erstreckt sich auf folgende fünf Schwerpunkte:
Nichtlineare Reaktions-Diffusions-Systeme Nichtlineare dynamische Systeme Quantisierte
nichtlineare Systeme Dekonvolution und inverse Streuprobleme Propagation nichtlinearer
Wellen. Die o. g. Schwerpunkte sind auf das engste miteinander verzahnt. Allen
Schwerpunkten gemeinsam ist die Komplexität des Verhaltens der Systeme, welche sich
unser anderem wie folgt manifestiert:
Existenz von mehreren konkurrierenden Attraktoren. Änderung des qulitativen
Lösungsverhaltens bei Variation eines Systemparameters (Bifurkation). Empfindliche
Abhängigkeit von Parametern, Anfangsbedingungen, Randbedingungen,
Inhomogenitäten und zeitlichem Rauschen. Nichtreproduzierbarkeit aufgrund von
Multistabilität und zeitlichem sowie räumlichem Rauschen.
Die numerische Behandlung und das Bifurkationsverhalten nichtlinearer Systeme ist für
alle Teilnehmer ein zentrales Thema. Außerdem ist der qualitative Vergleich mit dem
Experiment von großer Bedeutung. Nicht zuletzt zeigt sich, daß Nichtlineare
kontinuierliche Systeme von großer Bedeutung für die Anwendung z. B. in Physik,
Technik, Umweltschutz und Medizin sind.
Zusammenfassend ist festzustellen, daß trotz der Vielfalt und Breite des gesamten
Graduiertenkollegs eine große Überlappung der Arbeitsgebiete und starke
gemeinsame Interessen vorhanden sind. Diese beziehen sich gleichermaßen auf das
methodische Vorgehen, die beobachteten Phänomene, als auch auf die erwünschte
gegenseitige Befruchtung von Physik und Mathematik. Die Zusammenfassung dieser Interessen
in einem Graduiertenkolleg wirkt sich nachhaltig positiv sowohl auf die Forschung als auch auf
die Lehre aus. Im Berichtszeitraum 1998 hat ein Berichtskolloquium stattgefunden, in dessen
Verlauf sich die Gutachter und die DFG ein Bild der Arbeit machten. Als Ergebnis des
Berichtskolloquiums ist mit Schreiben vom 16.11.98 eine Verlängerung des
Graduiertenkollegs um drei Jahre genehmigt worden.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
|