Forschungsbericht 1997-98 | |
Sonderforschungsbereich 293
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Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Sonderforschungsbereiche Sonderforschungsbereich 293 Infektiologie | ||||||||||||||
Teilprojekt A4 (Roth/Harms): Funktionelle Charakterisierung der kalziumbindenden Proteine MRP8 und MRP14 während der Interaktion von Monozyten mit dem Endothel
Gemäß den Empfehlungen der Gutachterkommission waren die initial geplanten
Projektteile zu funktionellen Veränderungen des submembranösen Zytoskeletts nicht
Gegenstand der abgelaufenen Förderperiode dieses Teilprojektes. Die Arbeit wurde auf die
Fragestellungen zu den kalziumbindenden Proteinen MRP8 und MRP14 fokussiert. Dieser
Projektteil konnte in der abgelaufenen Arbeitsperiode fast vollständig erfolgreich bearbeitet
werden. Zur Durchführung der nachfolgenden Experimente wurde zunächst eine
Aufreinigungsmethode zur Gewinnung von nativem, humanem MRP8 und MRP14 entwickelt.
Hierbei erwies sich eine Kombination aus einer Proteinfällung mit Ammoniumsulfat und eine
anschließende Anionenaustauscherchromatographie als optimal. Mit dieser Methodik
läßt sich jedoch ausschließlich der Komplex aus MRP8 und MRP14 reinigen, die
Trennung in die beiden Einzelkomponenten erfordert weitere Schritte. Chromatographisch ist eine
solche Trennung nur unter Verwendung einer 'Reversed-Phase'-Säule möglich, was
jedoch zu einer irreversiblen Denaturierung der Proteine führt. Wir lösten dieses
Problem durch die Etablierung einer präparativen, isoelektrischen Fokussierung (IEF) in
Gegenwart von Harnstoff mit anschließender Renaturierung der Proteine in verschiedenen
Dialyseschritten. Die Reinheit der Proteine beträgt rund 98%, die Ausbeuten einer
Aufreinigungsprozedur liegen im Bereich von 5-10 Milligramm. Die Methodik wurde
erstmals in unserer Arbeitsgruppe entwickelt und ist bereits publiziert (1). Einen weiteren
Schwerpunkt des Arbeitsprogrammes bildete die Analyse der Interaktion von MRP8 und MRP14, da
die kalziuminduzierte Komplexbildung dieser beiden Proteine offensichtlich eine Voraussetzung
für die biologische Funktion von MRP8 und MRP14 darstellt. Zur Qualitätsanalyse
unserer MRP8- und MRP14-Reinigung verwendeten wir ein massenspektrometrisches Verfahren
(UV-MALDI-MS, Ultraviolett Matrix Assisted Laser Desorption/Ionization Mass Spectrometry).
Dieses Verfahren erlaubt eine exakte Bestimmung des Molekulargewichtes der zu analysierenden
Proteine. Bislang konnten jedoch für diese Methodik keine Bedingungen definiert werden,
unter denen nichtkovalente Protein-Proteinwechselwirkungen stabil bleiben. Interessanterweise fand
sich unter Zugabe von Kalzium zu MRP8 und MRP14 ein zusätzliches, eindeutiges Signal bei
48 kD, das exakt dem Molekulargewicht (MG) eines Tetramers aus je zwei Molekülen
MRP8 und MRP14 entspricht. Von anderen Gruppen zuvor beschriebene Homodimere oder Trimere
aus MRP8 und MRP14 fanden sich nicht. Der Nachweis dieser Proteinkomplexe ist von der
verwendeten Matrix abhängig, in denen die Proben aufbereitet werden. Als Matrix hat sich
2,6-Dihydroxyacetophenon als optimal erwiesen wodurch Analysen unter neutralen
pH-Bedingungen ermöglicht werden. Da es hier erstmalig gelungen ist, mit Hilfe der
MALDI-MS eine Protein-Proteininteraktion nachzuweisen, die durch einen physiologischen
Stimulus induzierbar ist, wurden diese Analysen in Erweiterung des ursprünglichen Antrages
ausgeweitet. Wir konnten zeigen, daß die zwei bekannten Isoformen von MRP14, der
kleineren Isoform (MRP14') fehlen die ersten vier Aminosäuren, an der Komplexbildung
teilnehmen. Ebenso finden sich phosphorylierte und nicht-phosphorylierte MRP14-Moleküle
in dem oben beschriebenen Tetramer. Durch die genaue Bestimmung des MG konnten
posttranslationale Modifizierungen des MRP14-Moleküls charakterisiert werden. Sowohl das
vollständige MRP14 wie auch MRP14' sind um das an erster Stelle codierte Methionin
verkürzt und an der folgenden Aminosäure acetyliert. Zusätzlich konnten wir mit
dieser Methode aufgrund einer stabilen Kalziumbindung unter den von uns gewählten
Bedingungen ein kooperatives Bindungsphänomen der MRP-Komplexe für Kalzium
nachweisen. Diese Ergebnisse wurden inzwischen zur Publikation eingereicht (2).
Die Charakterisierung der verschiedenen Isoformen von MRP14 sowie deren metabolische
Regulation wurde in weiteren Ansätzen näher analysiert. Zuerst konnte in
'Pulse-Chase'-Experimenten durch metabolische Markierungen mit 35S-Methionin in Monozyten
gezeigt werden, daß MRP14' kein Abbauprodukt von MRP14 darstellt, sondern beide
Isoformen parallel translatiert werden. PCR-Analysen zeigten, daß nur eine einzige mRNA
für MRP14 existiert. Da bekannt ist, daß es für MRP14 nur eine einzige
genomische Kopie gibt, läßt sich aus diesen Daten folgern, daß die verschiedenen
MRP14-Isoformen durch alternatives Ablesen einer einzigen mRNA an zwei verschiedenen
ATG-Startcodons (Position 1 und 5) entstehen (3).
Zur weiteren Charakterisierung der strukturellen Voraussetzung der
MRP8/MRP14-Komplexbildung verwendeten wir ein eukaryontisches Expressionssystem, das
sogenannte 'Yeast-Two-Hybrid-System' (Matchmaker Two-Hybrid System, Clontech). Die gesamte
Methodik wurde während der abgelaufenen Förderperiode vollständig in unserer
Arbeitsgruppe etabliert. Das Prinzip dieser Methode beruht auf der Induktion eines Reportergens,
induziert durch die Wechselwirkung zweier getrennter Domänen eines Transkriptionsfaktors.
Der Hefetranskriptionsfaktor GAL4 besteht aus einer Aktivierungs- und einer
Bindungsdomäne, deren räumliche Assoziation für eine erfolgreiche
Geninduktion unabdingbar ist. Die cDNA beider Domänen wird bei dieser Methodik in zwei
getrennten Vektoren kodiert. Zunächst wurden die cDNAs von MRP8 bzw. MRP14 zum einen
mit der Bindungsdomäne, zum anderen mit der Aktivierungsdomäne von GAL4
fusioniert. Anschließend wurden Hefestämme mit verschiedenen Kombinationen von
MRP8- und MRP14-kodierenden Vektoren kotransfiziert. Nur im Falle einer Interaktion der MRP8-
bzw. MRP14-Anteile dieser Fusionsmoleküle führt die räumliche
Annäherung der Aktivierungs- und DNA-Bindungsdomäne von GAL4 zur Expression
des Reportergenes Lac-Z. In diesem eukaryontischen Expressionssystem werden die meisten
posttranslationalen Modifikationen regelrecht durchgeführt und
Protein-Proteinwechselwirkungen unter physiologischen in-vivo-Bedingungen analysiert. Bei diesen
Experimenten ließ sich eine starke und spezifische Interaktion von MRP8 mit MRP14
nachweisen. Kotransfektionen mit zwei MRP8- bzw. MRP14-codierenden Vektoren zeigten
keinerlei Hinweise auf Wechselwirkungen. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit den weiter
oben beschriebenen Daten der MALDI-MS-Analysen und belegen, daß die von verschiedenen
Arbeitsgruppen beschriebenen Homodimere von MRP8 und MRP14 offensichtlich nicht von
physiologischer Relevanz sind, sondern vielmehr Aufarbeitungsartefakte darstellen. Aufgrund
publizierter NMR-Daten zur Struktur von MRP8 und MRP14 wurden von einer amerikanischen
Arbeitsgruppe vier konservierte Aminosäuren im MRP14-Molekül als besonders
wichtig für die Interaktion mit MRP8 beschrieben. Mit Hilfe von verschiedenen
Punktmutationen konnten wir die funktionelle Bedeutung von drei der vier Positionen
bestätigen, während die vierte Aminosäure ausgetauscht werden kann, ohne die
MRP8/MRP14-Komplexbildung zu verhindern. Durch Verwendung verschiedener
Deletionskonstrukte und Mensch-Maus-Hybridmoleküle konnten wir desweiteren belegen,
daß die Spezifität der MRP8/MRP14-Interaktion durch die C-terminale Helix IV des
MRP14-Moleküls vermittelt wird. Diese Arbeit stellt die erste funktionelle Charakterisierung
der MRP8/MRP14-Wechselwirkung unter physiologischen Bedingungen dar und ist somit eine
deutliche Erweiterung der bislang publizierten, strukturellen Daten. Die Arbeit ist im Januar diesen
Jahres erschienen (4). Die Komplexe aus MRP8 und MRP14 translozieren kalziumabhängig
an Strukturen des Zytoskeletts und an die Plasmamembran. Die Analyse der Regulation dieser
kalziumabhängigen Bindungen an Membranen und Zytoskelettfilamente stellte einen weiteren
Schwerpunkt der abgelaufenen Arbeitsphase dar. Hierbei beschäftigten wir uns vornehmlich
mit der Phosphorylierung von MRP14 und MRP14'. Mit Hilfe von metabolischen
in-vivo-Markierungen mit 32P-Orthophosphat konnte nachgewiesen werden, daß die beiden
MRP14-Isoformen zu den quantitativ bedeutensten Phosphatakzeptoren in Monozyten
gehören. In einem nächsten Schritt untersuchten wir den Einfluß der
MRP14-Phosphorylierung auf die intrazelluläre Lokalisation des MRP8/MRP14-Komplexes.
Hierzu wurden verschiedene subzelluläre Fraktionen (Membranen, Zytoskelett, Zytoplasma),
die mittels differenzieller Zentrifugation gewonnen wurden, in Gegenwart bzw. Abwesenheit von
Kalzium aufgereinigt und durch 2D-Elektrophoresen und anschließende
Western-Blot-Analysen untersucht. Die phosphorylierten Isoformen zeigten in Gegenwart von
Kalzium eine deutlich erhöhte Translokationsrate an das Zytoskelett und die
Membranfraktionen verglichen mit den nichtphosphorylierten Molekülen. Da dieser Effekt
einerseits durch eine direkte Wechselwirkung der phosphorylierten MRP14-Isoformen mit
spezifischen Liganden bedingt sein kann, andererseits die Phosphorylierung die
Kalziumaffinität dieses Moleküls erhöhen könnte und so indirekt die
kalziumabhängige Translokation fördert, analysierten wir die Kalziumbindung der
verschiedenen MRP-Isoformen mit Hilfe einer Kalzium-Overlay-Methode. Hierbei wird die Bindung
von radioaktivem 45Kalzium nach Trennung von gereinigtem MRP8 und MRP14 mittels IEF und
anschließendem Transfer auf Nitrozellulosemembranen gemessen. Mit dieser Methode fand
sich einerseits eine deutlich erhöhte Kalziumaffinität von MRP14 verglichen mit
MRP8. Zum zweiten zeigten die phosphorylierten Isoformen von MRP14 eine signifikant
stärkere Kalziumbindung als die nichtphosphorylierten Moleküle. In Gesamtlysaten von
Monozyten repräsentieren MRP8 und MRP14 rund 40% der gesamten
Kalziumbindungskapazität dieser Zellen. Somit konnten wir zeigen, daß der
MRP14-Untereinheit eine wichtige regulatorische Funktion im MRP8/MRP14-Komplex zukommt.
Eine Regulation der Kalziumaffinität über eine Phosphorylierung wie sie von uns
für MRP14 nachgewiesen wurde, ist bislang einmalig für ein Mitglied der
S100-Proteinfamilie (3). Im nächsten Schritt befaßten wir uns mit der Identifizierung
der Proteinkinase, die für die Phosphorylierung von MRP14 verantwortlich ist. In
in-vitro-Phosphorylierungsexperimenten konnten wir zeigen, daß verschiedene
Serin/Threonin-Kinasen in der Lage sind, MRP14 zu phosphorylieren. Hierzu gehören die
MAP-Kinasen p38 ('mitogen activated protein kinase'), ERK I und II ('extracellular regulated
kinase') und JNK ('cJun NH2-terminal kinase'), wohingegen andere Kinasen, z.B. Caseinkinase I und
II, keinen Effekt ausüben. Durch den Einsatz spezifischer Aktivatoren (z. B. Arsenid für
p38, Anisomycin für JNK und TPA für Proteinkinase C und ERK) und Inhibitoren (z.B.
SB202190 für p38, Staurosporin für Proteinkinase C und PD98059 für ERK)
konnte die MAP-Kinase p38 als einzige, physiologisch relevante Proteinkinase für die
MRP14-Phosphorylierung identifiziert werden, da ausschließlich der p38-spezifische Inhibitor
SB202190 die MRP14-Phosphorylierung in vitalen Monozyten hemmt. Die Phosphorylierung von
MRP14 durch p38 in Monozyten führt, wahrscheinlich auf Grund der oben gezeigten
Steigerung der Kalziumaffinität, zu einer Translokation des Komplexes aus MRP8 und
MRP14 an die Plasmamembran, wie wir mittels Durchflußzytometrie zeigen konnten. Diese
Translokation kann spezifisch durch gleichzeitige Behandlung mit SB202190 gehemmt werden.
MRP14 stellt somit ein molekulares Bindeglied dar, über das die Aktivierung einer
MAP-Kinase den Kalziumsignalweg in Monozyten moduliert. Eine solche Quervernetzung dieser
beiden intrazellulären Signalwege konnte hiermit erstmalig gezeigt werden. Einen weiteren
Arbeitsbereich dieses Teilprojektes stellte die Suche und Charakterisierung von intrazellulären
Liganden von MRP8 und MRP14 dar. Bei der Reinigung von MRP8 und MRP14 aus Granulozyten
findet sich ein drittes Protein, welches in bestimmten Fraktionen der
Anionenaustauscherchromatographie mit diesen beiden Molekülen koeluiert wird. Dieses
dritte Protein konnte durch N-terminale Sequenzierung als ein bis dahin unbekanntes S100-Protein
(S100A12) identifiziert werden. Mit der Publikation dieser Daten ist uns leider eine andere
Arbeitsgruppe zuvorgekommen. Mit Hilfe der Durchflußzytometrie und Immunzytologie
konnten wir jedoch im Gegensatz zu anderen Arbeitsgruppen auf Einzelzellebene zeigen, daß
die Expression von S100A12 in Leukozyten auf neutrophile Granulozyten beschränkt ist.
S100A12 zeigt die gleiche kalziumabhängige Translokation an Zytoskelett- und
Membranbestandteile wie MRP8 und MRP14. Die gemeinsame Expression in Granulozyten, die
Kopurifikation und die parallele Translokation lassen eine Interaktion von S100A12 mit MRP8
und/oder MRP14 vermuten. Mittels verschiedener biochemischer Methoden wie z. B. der
Dichtegradientenzentrifugation und Cross-Linking-Experimenten sowie den oben beschriebenen
Methoden der MALDI-MS und dem 'Yeast-Two-Hybrid-System' konnten wir jedoch eine direkte
Wechselwirkung von S100A12 mit einem der beiden anderen S100-Proteine ausschließen.
Somit scheint S100A12 eine eigenständige Funktion im kalziumabhängigen Signalweg
von Neutrophilen zuzukommen, die unabhängig von MRP8 und MRP14 ist. Zur
Identifizierung potentieller Bindungspartner wurde zusätzlich das 'Yeast-Two-Hybrid-System'
verwendet. Die cDNA von MRP8 oder MRP14 wurden mit der Bindungsdomäne von GAL4
fusioniert und gegen Fusionsprodukte aus der GAL4-Aktivierungsdomäne und cDNAs einer
kommerziell erhältlichen Leukozyten-Bank 'gescreent'. In diesem experimentellen Ansatz
wurden jedoch positive Reaktionen für MRP8 nur gegen MRP14-Klone und für MRP14
gegen MRP8-Klone gefunden. Dieses ist wahrscheinlich einerseits auf die relativ hohe Frequenz von
MRP8- und MRP14-Transscripten in der Leukozytenbank zurückzuführen.
Andererseits erscheint es durchaus möglich, daß nur der MRP8/MRP14- Komplex, nicht
aber die einzelnen Komponenten mit spezifischen Liganden interagieren. Solche Interaktionen lassen
sich nur in einem sogenannten 'Three-Hybrid-System' testen. Ein solches System soll in der
nächsten Antragsperiode etabliert werden. Die Suche nach spezifischen, intrazellulären
Liganden von MRP8 und MRP14 wurde parallel mit einem anderen molekularbiologischen Ansatz
verfolgt, welcher auch Liganden erfaßt, die ausschließlich von dem Komplex aus MRP8
und MRP14 erkannt werden. Hierzu etablierten wir in unserer Arbeitsgruppe das System einer
Phagen-Peptidbank. Eine solche Bank enthält verschiedene Phagen ('phage f1') an deren
Hüllprotein durch eine Oligonucleotidsynthese jeweils ein Nona-Peptid mit zufälliger
Sequenz fusioniert wurde. Das von uns verwendete System umfaßt ungefähr 107
verschiedene Phagentypen mit unterschiedlichen Peptidsequenzen. Zum 'Screenen' von
kalziumabhängigen Wechselwirkungen verwendeten wir eine Affinitätssäule, an
die gereinigter Komplex aus MRP8 und MRP14 gekoppelt wurde. Zur Erhöhung der
Spezifität dieser Methode wurden äußerst stringente Waschbedingungen
verwendet. Phagen, die eine kalziumabhängige Bindung an die MRP8/MRP14-Säule
zeigten, wurden mit EGTA eluiert und anschließend amplifiziert. Nur Phagenklone, die drei
Durchläufe dieser Prozedur überstanden, wurden letztendlich zur Auswertung
herangezogen. Die verschiedenen Peptidsequenzen der einzelnen Phagen wurden auf Homologien
untersucht und ausschließlich diese homologen Peptidsequenzen wurden anschließend
verwendet, um in verschiedenen Datenbanken nach bekannten Proteinsequenzen zu suchen. Mit
dieser Methode konnten wir zwei Proteine identifizieren, die in Monozyten exprimiert werden, in
den kalziumabhängigen Signalweg dieser Zellen involviert sind und somit potenzielle
Liganden für MRP8 und MRP14 darstellen. Bei dem ersten Molekül handelt es sich um
den MCP-1-Rezeptor (CCR2 / CC-chemokine receptor type 2). Die gefundene Homologie
umfaßt eine Sequenz in der dritten intrazellulären Domäne dieses Rezeptors, der
eine regulatorische Funktion in der Signaltransduktion zugeschrieben wird. Die zweite
Peptidsequenz weist eine Homologie zu einer Kalzium-ATPase der Plasmamembran auf, der eine
wichtige Bedeutung bei der Regulation intrazellulärer Kalziumkonzentrationen zukommt. Die
genauere Analyse der Beziehungen zwischen diesen beiden Proteinen und MRP8 und MRP14 soll
in der folgenden Förderperiode analysiert werden. MRP8 und MRP14 werden in relativ hohen
Konzentrationen im Serum von Patienten mit entzündlichen Erkrankungen gefunden. Der
Freisetzungsmechanismus dieser Proteine war bislang unbekannt, zumal keines der beiden
Moleküle über eine 'Leader'-Sequenz für das endoplasmatische Retikulum und
den Golgi-Apparat verfügt. Wir konnten an kultivierten humanen Monozyten zeigen,
daß diese Zellen MRP8 und MRP14 spezifisch sezernieren. Dieser Vorgang wird über
die Aktivierung der Proteinkinase C induziert, eine direkte Phosphorylierung von MRP8 oder
MRP14 ist jedoch nicht erforderlich. Die Sekretion ist ein aktiver, energieabhängiger
Prozeß. Inhibitoren des klassischen Transportweges über das endoplasmatische
Retikulum und den Golgi-Apparat wie Monensin oder Brefeldin haben keinen Effekt auf die
MRP8/MRP14- Freisetzung, was auf einen sogenannten alternativen Sekretionsweg hindeutet, wie
er bereits für verschiedene andere Proteine, z. B. Interleukin-1 oder
'basic-fibroblast-growth-factor', beschrieben wurde. Im direkten Vergleich finden sich jedoch auch
Unterschiede zwischen dem Freisetzungsmechanismus von MRP8 und MRP14 und dem
Sekretionsweg von Interleukin-1. Diese Untersuchungen stellen die erste Charakterisierung eines
Sekretionsweges für ein Mitglied der S100- Proteinfamilie dar. Die Arbeit wurde in der
abgelaufenen Förderperiode bereits publiziert (5). Die Fragestellungen des Antrages wurden
somit im geplanten Zeitplan bearbeitet und große Teile der erzielten Ergebnisse bereits in
renomierten, internationalen Fachzeitschriften publiziert. Aufgrund dieser Vorarbeiten ergeben sich
weitere interessante Fragestellungen, die in der nächsten Antragsperiode bearbeitet werden
sollen.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter