Forschungsbericht 1997-98   
WWU-Logo Sonderforschungsbereich 231:
Träger, Felder, Formen
pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter

Salzstr. 41
48143 Münster
Tel. (0251) 83-2 79 13
Fax: (0251) 83-2 79 11
e-mail: SFB231@uni-muenster.de
WWW: http://www.uni-muenster.de/MittelalterSchriftlichkeit

Sprecher/Sprecherin: Prof. Dr. H. Keller, Prof. Dr. Christel Meier-Staubach

 
 
 
[Pfeile blau] Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Sonderforschungsbereiche
Sonderforschungsbereich 231: Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter
Teilprojekt K / Prof. Dr. A. Angenendt: "'Gezählte Frömmigkeit'. Schriftlichkeit als Instrument der Absicherung und Beförderung des Zählens von Frömmigkeitsakten"
 


"Gezählte Frömmigkeit". Schriftlichkeit als Instrument der Absicherung und Beförderung des Zählens von Frömmigkeitsakten

Im Anschluß an die geleisteten Arbeiten zur Typologie des Zählens von Frömmigkeitsakten und dessen schriftgebundenen Medien konnte die unter systematischen Gesichtspunkten erfolgte Auswertung der Ergebnisse in den Jahren 1997/98 weit vorangetrieben werden.

Die im Projekt erarbeiteten Studien zu Buße, Almosen, Eucharistie und Gebet belegen über die bisherigen Ergebnisse hinaus, wie sehr der Einsatz von Schriftlichkeit während des Frühmittelalters vor allem im Dienste der kultischen Reinheit stand, während in hoch- und spätmittealterlicher Zeit zunehmend das ethische Reinheitsdenken an Einfluß gewann. Eine ähnliche entwicklungsgeschichtliche Linie läßt sich unter den Gesichtspunkten "Veräußerlichung" und "Verinnerlichung" nachzeichnen: Im Frühmittelalter propagierte man mittels des Einsatzes von Schriftlichkeit vor allem eine dem äußeren Ausgleichsdenken, dem kosmischen Gleichgewicht von Gabe und Gegengabe verpflichtete Frömmigkeit, wohingegen pragmatische Schriftlichkeit im späten Mittelalter zunehmend der Anleitung zur Verinnerlichung diente. Somit konnte der Einsatz der Schriftlichkeit im Mittelalter zum einen der Verbreitung von Logiken dienen, wie sie eigentlich oralen Kulturen eigen sind; zum anderen war der Rückgriff auf Literalität im Mittelalter von dem Bemühen motiviert, Gedankengut zu verbreiten, wie es vornehmlich Hochreligionen eigen ist.

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. A. Angenendt (Leiter), Th. Braucks, Dipl.-Theol. R. Busch, Dr. Th. Lentes, Priv.-Doz. Dr. H. Lutterbach

Veröffentlichungen:

Angenendt, A.: Geschichte der Religiosität im Mittelalter, Darmstadt 1997, 986 S.

Lentes, Th.: Andacht und Gebärde. Das religiöse Ausdruckverhalten, in: B. Jussen - C. Koslofsky (Hgg.), Kulturelle Reformation. Sinnformation im Umbruch 1400-1600, Göttingen 1999, S. 29-67

--,: Text des Kanons und Heiliger Text. Der Psalter im Mittelalter, in: E. Zenger (Hg.), Der Psalter in Judentum und Christentum, Freiburg - Basel - Wien 1998, S. 323-354

Lutterbach, H.: Sexualität im Mittelalter. Eine Kulturstudie anhand von Bußbüchern des 6. bis. 12. Jahrhunderts (Archiv für Kulturgeschichte. Beihefte 43) Köln - Weimar 1999

--,: Abaelards Lebensregel für Klosterfrauen. Zum Umgang mit fundierenden Texten, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, 1999

 
 
[Startseite (Rektorat)] [Inhaltsverzeichnis] [vorherige Seite] [nächste Seite]

Hans-Joachim Peter
EMail: vdv12@uni-muenster.de
HTML-Einrichtung: Izabela Klak
Informationskennung: FO31BF01
Datum: 1999-11-17